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BERLINER WIRTSCHAFT 03/18

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IHK AKTUELL & SERVICE

Berlins Mission

zum Mars?

Wenn es gelingen kann, eine Rakete nach sechs Jahren in den Orbit

zu schießen, müsste doch auch die Berliner Verwaltung in ähnlicher

Zeit auf Zukunftskurs gebracht werden

können

»

Von Hauke Naujok

I

m Jahr 2002 ist das Unternehmen

SpaceX mit der Vision angetre-

ten, Technologien zu entwickeln,

die irgendwann einmal die Be-

siedlung des Mars möglich machen sol-

len. Bereits sechs Jahre später, im Jahr

2008, gelang es dem privaten amerika-

nischen Unternehmen, eine Rakete mit

einer Probelast von 165 Kilo in den Or-

bit zu schießen. Geht es nach Elon Musk,

dem Unternehmensgründer, bietet sein

SpaceX noch in diesem Jahr bemannte

Flüge ins Weltall an. Einen Tesla hat das

Unternehmen ja bereits im Februar mit

der Falcon Heavy in die Erdumlaufbahn

geschossen.

Wenn es gelingen kann, eine Rakete

nach nur sechs Jahren Entwicklungszeit

in den Orbit zu schießen, dann müsste

doch auch die Berliner Verwaltung in

einem zumindest ähnlichen Zeitrahmen

auf Zukunftskurs gebracht werden kön-

nen. Sicherstellen, dass alle Bürger ihre

neu erworbenen Fahrzeuge zeitnah bei

den Zulassungsstellen anmelden kön-

nen. Sie müsste ausreichend Termine für

Heiratswillige anbieten oder den Wohn-

geldantrag zügig bescheiden. Alles ak-

tuelle Herausforderungen in der Haupt-

stadt, die sich eigentlich ganz und gar

nicht nach Rocket Science anhören.

Hürden wohl höher als vermutet

Schon gar nicht, wenn die wesentlichen

Herausforderungen und Lösungsansät-

ze schon seit vielen Jahren in der Stadt

diskutiert werden. Dass die Reform der

Berliner Verwaltung nicht an Erkennt-

nis-, sondern an Umsetzungsproble-

men scheitere, ist ein viel zitiertes Dik-

tum in diesem Kontext. Aber die Hür-

den, die auf dem Weg zu einer moder-

nen Verwaltung überwunden werden

müssen, sind scheinbar doch höher, als

man vermuten würde: Seit den neun-

ziger Jahren haben unzählige Arbeits-

gruppen, Enquete-Kommissionen oder

Sonderbeauftragte Vorschläge entwi-

ckelt, die Berlins Amtsstuben fit für die

Zukunft machen sollten. Viele der guten

Ideenwurden aber nicht umgesetzt, son-

dern verschwanden stattdessen in den

unendlichen Weiten des Raumes zwi-

schen Senat und Bezirken.

Einen neuen Versuch unternimmt

derzeit die vomSenat imHerbst 2017 ein-

gesetzte „Steuerungsgruppe zur Verwal-

tungsmodernisierung“. Unter Führung

des ehemaligen Vorstandsmitglieds der

Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt,

soll der Weg für Berlins Verwaltung ins

21. Jahrhundert vorgezeichnet werden.

Erste Ansätze wurden dem Senat Ende

Januar präsentiert. Gleichzeitig wurde

festgestellt, dass die Arbeit der Kommis-

sion noch nicht beendet sei. Es bleibt die

Hoffnung, dass der abschließende Be-

richt der Arbeitsgruppe, der noch im ers-

ten Halbjahr 2018 vorgelegt werden soll,

Bewegung in die Debatte bringt.

Schließlich geht es nicht nur um den

Zustand der Jugendämter oder die War-

tezeit für einen Personalausweis – The-

men, die zu Recht für viele Bürger von

Bei einer funktionierenden Ver-

waltung greifen verschiedene

Dinge ineinander – das müsste

auch in Berlin möglich sein

FOTO: GETTY IMAGES/IKON IMAGES