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MEINUNG & MACHER

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BERLINER WIRTSCHAFT 03/18

B

urmester Audiosysteme baut Stereo-

anlagen im höchsten Preissegment für

den Home-Bereich und für das Au-

to. Der neue Geschäftsführer Andreas

Henke will das Produktspektrum vorsichtig er-

weitern und Strukturen etablieren, mit denen das

mittlerweile fast 100 Mitarbeiter zählende Unter-

nehmen weiter wachsen kann.

Berliner Wirtschaft:

Sie haben vor gut einem Jahr

die Nachfolge des verstorbenen Gründers Dieter Bur-

mester angetreten, der von vielen als eine sehr cha-

rismatische Persönlichkeit beschrieben wird. Wie

schwierig ist es, eine solche Rolle einzunehmen?

Andreas Henke:

Ich habe Dieter Burmester per-

sönlich gekannt, weil ich für Porsche gearbeitet

habe und Burmester Audiosysteme unser Partner

war. Seine Fußstapfen sind definitiv zu groß, als

dass sie anfangs eine Person allein ausfüllen kann.

Das war aber auch nie der Plan. Wir wollten das

gemeinsam im Team schaffen. Die ersten Schritte

sind gemacht. Natürlich bestand nach einem sol-

chen Verlust die Gefahr, dass die Firma einen Teil

ihrer Identität verliert. Aber ich glaube, wir konn-

ten sehr viel Substanz absichern. Die Mitarbeiter –

auchMarianne Burmester in der Geschäftsführung

mit mir – sind alle an Bord geblieben.

Worin sehen Sie in Ihrer neuen Rolle die größte Her-

ausforderung?

Die größte Herausforderung ist, ein Unterneh-

men, das von einer Person geführt wurde, zu ei-

nem prozessteiligen Unternehmen umzubauen.

Die Mitarbeiter müssen neue Rollen einnehmen,

Verantwortung übernehmen und eine höhere

Entscheidungskompetenz entwickeln. Das ist ein

Kulturwandel in einem Unternehmen, das ja über

die Jahre immer größer geworden ist. Wir haben

jetzt fast 100 Mitarbeiter und brauchen dafür neue

Strukturen – auch umweiterwachsen zu können.

Und Sie müssen auch dem technologischen Wandel

folgen, einen Netzwerkplayer für Streaming-Diens-

te und Internetradio haben Sie bereits im Sortiment.

Das müssen wir nicht unbedingt. Entschei-

dend war damals die Feststellung, dass die Strea-

ming-Technologie, wenn man sie ernsthaft be-

treibt, auch die Qualität für den Highend-Bereich

erreichen kann. Sie bringt also nicht nur Conveni-

ence-Vorteile, sondern kann auch eine hohe ab-

solute Klangqualität erreichen. Davon haben eini-

ge unserer jüngeren Ingenieure Dieter Burmester

vor einigen Jahren überzeugt. Da wurde Pionier-

arbeit geleistet. Daswar die richtige Entscheidung.

Woran machen Sie das fest?

Im vergangenen Jahr haben wir einen wichtigen

Innovationspreis erhalten, weil wir das Streaming

in das Highend-Segment gebracht haben. Das ist

Motivation genug, umweiterhin nachMöglichkei-

ten für klangliche Verbesserungen zu suchen. Wir

sind aber in der glücklichen Position, ganz ent-

spannt aus einer Position der Stärke heraus zu be-

trachten, welche Entwicklungenwirmitgehen und

welchenwir uns entziehen.Wennwir hinter jedem

Trend herlaufenwürden, würdenwir den Kern un-

serer Marke nicht würdigen.

Ist das für ein Unternehmen aus der Unterhaltungs-

elektronik nicht eine sehr gewagte Position?

Mit der Branche Unterhaltungselektronik haben

wir aus meiner Sicht wenig zu tun. In dem High-

end-Segment, in demwir tätig sind, will kein Kun-

de in drei Jahren schon wieder ein neues Modell

kaufen müssen. Unsere Kunden wollen die Ge-

wissheit haben, dass sie eine Stereoanlage haben,

die sie 20 oder 30 Jahre besitzen können.Wir müs-

sen dafür sorgen, dass die Anlage so lange funkti-

oniert, Ersatzteile verfügbar und Upgrades mög-

lich sind und das Design zeitlos bleibt. Bei uns ist

Kontinuität extrem wichtig. Ich empfinde das als

Glücksfall, weil wir auf das ganze Tohuwabohu am

Markt keine Rücksicht nehmen müssen.

Woran arbeiten Sie derzeit in der Entwicklung?

Das werde ich im Detail nicht verraten. Aber

vielleicht so viel: Heute muss man im Wohn-

zimmer oder im Auto sitzen, um den Klang

von Burmester genießen zu können. Die Men-

schen sind aber heute auch viel unterwegs.

»

Andreas Henke führt seit über einem Jahr die

Geschäfte der Burmester Audiosysteme. Künftig will

er Stereoanlagen verkaufen, die mehr als eine halbe

Million Euro kosten

»

Von Michael Gneuss

„Wir werden

die analoge

Oase sein“

FOTO: AMIN AKHTAR

Andreas Henke

setzt bei Burmester

auf Kontinuität

Wir müssen

auf das ganze

Tohuwabohu

amMarkt

keine Rücksicht

nehmen.

INTERVIEW DES MONATS