MEINUNG & MACHER
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BERLINER WIRTSCHAFT 03/18
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ein, es ist nicht so,
dass die EU-Daten-
schutz-Grundver-
ordnung (DSGVO) nun ab-
sehbar in Kraft tritt – sie ist
bereits seit dem 24. Mai 2016
in Kraft gesetzt. Das Damok-
lesschwert, das da über den
Köpfen der Wirtschaft hängt,
heißt Übergangsfrist, denn
diese endet am 25. Mai 2018.
Es wird ernst für die mit-
telständische Berliner Wirt-
schaft. (s. auch S. 32)
Mit der einheitlichen Re-
gelung zur Verarbeitung personenbezogener Daten – und
nur diese sind gemeint –möchte die Europäische Union ein
gleichwertiges Schutzniveau für die Rechte und Freiheiten
von natürlichen Personen bei der Datenverarbeitung schaf-
fen. Nun mag der Einzelne (Unternehmer) darüber denken,
wie er mag, zum Beispiel in Richtung Bürokratiemonster.
Fakt ist: Die Messen sind gesungen, wir kommen nicht da-
ran vorbei.
Der Mittelständler an sich neigt aus teilweise nachvoll-
ziehbaren Gründen dazu, die Übergangsfrist nicht im Sinne
des Erfinders zu nutzen und dementsprechend vom Tag X
trotz langer Ankündigung überrascht zu sein. Deshalb geht
heute mein Appell an Sie, die Zeichen der Zeit zu erkennen
und das eigene Geschäftsmodell darauf abzuklopfen, wie der
neuen Regelung Rechnung getragen werden kann. Die Ver-
arbeitung von personenbezogenen Daten spielt heute und in
Zukunft bei vielen Unternehmen eine große Rolle. Diese Un-
ternehmen sind gefordert, eine Risikobeurteilung, die sich
aus Art, Umfang und Verarbeitungszweck der Daten ergibt,
vorzunehmen und durch ei-
ne Prozessbeschreibung der
Abläufe zu ergänzen. Darüber
hinaus braucht es laut Gesetz
eine Dokumentation, die die
Einhaltung der Datenschutz-
pflichten belegt.
Zugegeben, es gibt The-
men und Aufgabenstellun-
gen, mit denen man mehr
Pluspunkte auf der Beliebt-
heitsskala sammeln kann.
Aber wenn wir in Ruhe dar-
über nachdenken, gehört es
zum Bild des ehrbaren Kauf-
manns, ganz selbstverständlich die Datenschutzanforde-
rungen von Personen zu respektieren. Das entlässt die Poli-
tik allerdings nicht aus der Pflicht, den Datenschutz in sei-
ner jetzigen Formnicht als in Stein gemeißelt zu betrachten,
sondern in Abwägung mit neuen technologischen Möglich-
keitenweiterzuentwickeln und denWeg für neue Geschäfts-
modelle zu bahnen. Um auf der (wirtschaftlichen) Höhe der
Zeit zu bleiben, steht in diesem Sinne nur eine kurze Über-
gangsfrist zur Verfügung, sonst überrollt uns der Tag X.
Das Kompetenzteam Mittelstand behält das Thema im
Blick und ist dazu über den DIHK imGespräch mit Bundes-
und Europapolitikern. Ihre Anregungen und Beispiele neh-
men wir gern entgegen. Kontakt unter
www.ihk-berlin.de/kompetenzteam
Es führt kein Weg vorbei: Unternehmen
müssen ihr Geschäftsmodell auf die
Datenschutz-Grundverordnung abklopfen
Die Messen
sind gesungen
MITTELSTANDSKOLUMNE
SEBASTIAN STIETZEL
Vorsitzender des Kompetenzteams
Mittelstand der IHK Berlin und Mitglied
des Vorstands der Lumaland AG
FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG
Welche Rolle spielt bei Ihnen die Digitalisierung?
Ein sehr spannendes Thema, das mit wahnsinnig
vielen Chancen behaftet ist. Aber ich glaube, wir
werden die analoge Oase sein, die analoge Gegen-
bewegung. Ich bin überzeugt, dass die Menschen
früher oder später merken werden, dass sie nicht
immer online sein wollen. Es wird einen Bedarf
nachMöglichkeiten geben, Dinge zu genießen, oh-
ne dass dabei diverse Aufzeichnungen und Aus-
wertungen über sie erstelltwerden. Dieses Bedürf-
nis werden wir bedienen.
Wird es bei Burmester dennoch Innovationen geben?
Definitiv. Deswegen erweitern wir ja noch einmal
so dramatisch nach oben. Den Unterschied zwi-
schenunserenheutigenunddenkünftigenSpitzen-
anlagen hört man, und er lässt sich auch messen.
Und die Kunden haben Interesse an dieser Quali-
tät, die Vorbestellungen laufen extrem gut.
Worin besteht die Innovation?
In diesen Anlagen kommen sehr viele neue Ent-
wicklungen, die über Jahre hinweg gesammelt
wurden, zum Einsatz. Für einen großen Konzern
wäre ein solcher Entwicklungszeitraum abwegig,
bei uns geht das. Wir verwenden neue Materialien
und neue Technologien, die noch niemand genutzt
hat. Es ist das Zusammenziehen von extrem viel
Know-how aus den letzten 20 Jahren, das da jetzt
kulminiert – und der Mut, es zu tun.
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Tausend Euro
beträgt
der Einstiegspreis für
eine Stereoanlage von
Burmester