Table of Contents Table of Contents
Previous Page  22 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 68 Next Page
Page Background

BERLINER WIRTSCHAFT 11/17

22

MEINUNG & MACHER

Auslandserfahren: André Glardon war in Russland, Spanien, Australien und in den USA tätig

FOTO: AMIN AKHTAR

André Glardon

baut seit dem Jahr

2011 das Geschäft der

Medneo GmbH auf

Hinter

unserem

Geschäftsmo-

dell steht der

Begriff der

Sharing

Economy.

Träger sowie für Forschungseinrichtungen und

werden am Ende pro Bild bezahlt.

Warum sind die Geräte so schwach ausgelastet?

Etwa 99 Prozent aller bildgebenden Diagnos-

tik-Einheiten weltweit werden bisher von Ärz-

ten betrieben. Das klassische Modell ist, dass ein,

zwei oder drei Ärzte – insbesondere Radiologen

– sich ein Gerät oder mehrere Geräte für die ei-

gene Praxis anschaffen. Dann ist das vergleichbar

mit einer Familie, die zwei oder drei Autos besitzt:

Die Fahrzeuge stehen sehr oft ungenutzt herum.

Dieses Thema sind wir angegangen, um die Aus-

lastung zu steigern und die Stückkosten zu sen-

ken, ohne dabei die Qualität zu kompromittieren.

Wie machen Sie das?

Hinter unseremGeschäftsmodell steht der Begriff

der Sharing Economy. Statt etwas allein zu besit-

zen, sind Menschenmehr und mehr bereit zu tei-

len. Ein anderes Beispiel dafür ist Carsharing. Das

einzelne Autowird dabei ja auch sehr viel stärker

ausgelastet, gehört aber nicht mehr einemEinzel-

nen. Arbeitsplatzlösungen in Coworking Spaces

funktionieren nach dem gleichen Prinzip.

Und Sie sorgen jetzt dafür, dass mehrere Ärzte sich

die Geräte teilen?

Wir sorgen dafür, dass Ärzte, Krankenhäuser

oder Forschungseinrichtungen die Geräte gar

nicht mehr selbst betreiben müssen. Sie bekom-

men einfach Bilder nach ihren individuellen Spe-

zifikationen geliefert. Wir sorgen dafür, dass die

Geräte gut ausgelastet sind, gleichzeitig aber für

Patienten in dringenden Fällen auch kurzfristig

Termine gefunden werden. Spannend ist, dass

Patienten fast rund umdie Uhr kommen können,

weil wir die unterschiedlichen Lebensbedürfnis-

se der Ärzte abbilden. Einige Ärzte arbeiten lieber

abends oder amWochenende, so können Patien-

ten auch um 23 Uhr ein MRT bekommen.

Was ändert sich denn noch für Patienten?

Patienten können immermithilfemodernster Ge-

rätetechnologie untersucht werden. Und zukünf-

tig werden Patienten noch stärker von der Digi-

talisierung profitieren – sei es über Online-Ter-

minierung, Zweitmeinungen oder der digitalen

Radiologieakte. Das heißt: Wer in Singapur zum

Arzt muss, kann die Bilder, die in einem Berliner

Medneo-Zentrum gemacht wurden, problemlos

auch dort web-basiert einsehen lassen. Es wird

auch einfacher, elektronisch eine Zweitmeinung

von einem Spezialisten einzuholen, selbst wenn

der in Amerika sitzt.

Sie haben in Berlin gegründet, obwohl Sie zuvor in

Süddeutschland und imAusland tätigwaren.Warum?

Hauptgrundwar, dass imGesundheitswesen sehr

viel in Berlin passiert – zum Beispiel finden hier

sehr viele Kongresse für die Branche statt. Au-

ßerdemwollten wir von Anfang an nicht nur den

deutschenMarkt imFokus haben, sondern ein in-

ternational orientiertes Unternehmen aufbauen.

Daher sind für uns die Auslandsvertretungen, die

in Berlin ansässig sind, wichtig. Eine gewichtige

Rolle hat auch gespielt, dass Berlin-Brandenburg

sich selbst als Gesundheitscluster sieht.

War die Entscheidung für Berlin richtig?

Ja, wir haben sehr vom Gesundheitscluster und

von einzelnen Organisationen in Berlin und Bran-

denburg profitiert. So konnten wir die richtigen

Kontakte aufbauen. Berlin Partner hat bei der Im-

mobiliensuche geholfen, sodass wir anfangs im

Charlottenburger Gründerzentrum unterkom-

men konnten. Die IBB war ein wichtiger An-

sprechpartner für die Finanzierungsseite und hat

sich auch mit Risikokapital an Medneo beteiligt.

Wie wollen Sie international expandieren?

Wir haben viele Delegationen aus demAusland –

zum Beispiel aus Afrika oder Asien – empfangen,

die großes Interesse an unserem radiologischen

Betreibermodell haben. Wir wollen im Franchi-

se-Modell unsere Leistungen auch dort anbieten.

Imkommenden Jahrwerdenwir erstmals ein sol-

ches Lizenzmodell umsetzen.