BERLINER WIRTSCHAFT 03/18
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IHK AKTUELL & SERVICE
Um den Aus- und Einstieg bei der Übergabe eines Betriebs erfolgreich zu managen, müssen die
Beteiligten sich vor allem rechtzeitig mit dem Thema beschäftigen
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Von Dr. Marc Evers
Unternehmensnachfolge
braucht klaren Fahrplan
D
ie Zahl lässt aufhorchen: In
den nächsten zehn Jahren
droht rund 800.000 Unter-
nehmen in Deutschland das
Aus – rund drei Vierteln der Betriebe mit
Inhabern imAlter 55 plus. Selbst profita-
bel aufgestellte Unternehmen finden oft
keinen geeigneten Übernehmer. Das zei-
gen Untersuchungen u. a. der Industrie-
und Handelskammern. Der DIHK-Re-
port Unternehmensnachfolge wirft ein
Schlaglicht auf diese existenzielle He-
rausforderung für den Mittelstand.
Im Jahr 2016 haben insgesamt 2.947
Alt-Inhaber ihre IHK aufgesucht, weil
sie keinen passenden Nachfolger fan-
den. Das ist ein neuer Höchststand. Ein
Grund dafür ist die demografische Ent-
wicklung, immer mehr Unternehmer er-
reichen das Ruhestandsalter. Gleichzei-
tig schrumpfen die klassischen „Grün-
der-Jahrgänge“ der 25- bis 45-Jährigen,
und die Neigung zum Unternehmertum
ist in Deutschland imVergleich zu ande-
ren Ländern noch immer gering.
Zehn Jahre vorher anfangen
Wie aus dem Report aber auch hervor-
geht, beginnen 42 Prozent der Unter-
nehmer zu spät mit der Organisation ih-
rer Nachfolge. Wer sein Unternehmen in
andere Hände geben möchte, sollte zehn
Jahre vor dem geplanten Termin anfan-
gen, sich mit dem Thema zu beschäf-
tigen. Für denjenigen, der mit 65 aus-
steigen möchte, empfiehlt es sich, schon
mit Mitte 50 quasi durchs Fernrohr auf
die Zukunft zu schauen. Ist mein Unter-
nehmen fit für die Digitalisierung? Trägt
mein Geschäftsmodell?Womuss ichmo-
dernisieren? Spätestens drei Jahre vorher
sollte man die Suche nach einem Über-
nehmer beginnen. Dabei haben gerade
externe Nachfolger zumeist einen nüch-
ternen Blick auf das Unternehmen, wäh-
rend viele Inhaber emotional auf ihr Le-
benswerk schauen. Doch Herzblut-Ren-
dite wird am Markt nicht honoriert.
Wichtig ist eine realistische Unterneh-
mensbewertung. Der Übernehmer muss
sich zudem bei der Belegschaft einen gu-
ten Stand verschaffen – und manchmal
das Schiff auf neuen Kurs bringen. Das
erfordert hohe unternehmerische Kom-
petenz.
Entscheidend für eine Nachfolgelö-
sung ist, dass ein Unternehmen profita-
bel aufgestellt ist. Mangelnde Profitabi-
lität ist einer der Gründe dafür, dass je-
der zweite potenzielle Nachfolger angibt,
kein passendes Unternehmen zu finden.
Bisweilen wurden wichtige Investitionen
etwa zur Digitalisierung aufgeschoben.
FOTO: GETTY IMAGES/WESTEND61
Zwischen Sachlich-
keit und Emotionali-
tät: Unternehmens-
nachfolge ist ein
komplexer Prozess