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NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE

BERLINER WIRTSCHAFT 09/17

UMBENENNUNG BRAUCHT

KLARE STRATEGIE

K

ein Unternehmen ändert leicht-

fertig seinen Namen, denn der

zeitliche und finanzielle Auf-

wand ist hoch. Das gilt für etablierte Mar-

ken genausowie für Start-ups, die erst seit

Kurzem auf dem Markt sind. Eine Umbe-

nennung kann aber notwendig werden.

Zum Beispiel: Der Name, der bei der Fir-

mengründung an die angebotenen Pro-

dukte oder Services angelehnt wurde,

passt nicht mehr zum erweiterten Portfo-

lio. Oder: Ein Unternehmen will eins mit

seinem Hauptprodukt werden, so wie bei

Bitstars, das sich nun Holobuilder nennt.

Abgesehen von diesen eher freiwil-

ligen Gründen, können auch rechtliche

Aspekte einen neuen Namen nötig ma-

chen. Dem E-Roller-Sharing-Anbie-

ter Emio ging es so: Er heißt nun Emmy.

Zuletzt hatte auch das Fintech-Start-up

Bezahlt.de

von Seriengründer Sebastian

Diemer seine Umbenennung in Finiata

bekannt gegeben, um die Internationa-

lisierung besser vorantreiben zu können.

Internet erfordert eine Strategie

In jedem Fall gilt: Je stärker die Zielgrup-

pe an der Marke hängt, desto behutsa-

mer sollte das Rebranding vorgenom-

men werden. Will man alles ändern –

oder weiter auf Bewährtem aufbauen?

Liegt ein grundlegender Fehler beim ak-

tuellen Branding vor, kann ein Gründer

mutiger vorgehen und Namen wie kom-

plettes Auftreten neu konzipieren.

Zu Zeiten von „Raider ist jetzt Twix,

sonst ändert sich nix“ war eine Unter-

nehmens-Umtaufe mit ein paar Werbe-

spots fast erledigt. Heute gibt es das In-

ternet mit seinen Social-Media-Kanälen,

Backlinks und Followern, die man unter

Es gibt mehrere Gründe, warum Unternehmen sich dafür entscheiden, ihren Namen oder ihre Marke

zu ändern – dabei sind jedoch einige Punkte zu beachten

»

Von Matthias Waldt

Im zweiten Schritt geht es darum, den

neuen Namen zu finden und zu testen.

Der Name soll Produkt wie auch Un-

ternehmenskultur repräsentieren. Grif-

fig soll er sein, leicht auszusprechen und

vom Hören fehlerfrei in Schrift zu über-

tragen. Er soll zudem keine diskrimi-

nierende Bedeutung in einer anderen

Sprache haben, und natürlich sollen al-

le Domains, Facebook-Namen und Twit-

ter-Kürzel noch frei sein. Diese Punkte zu

klären, ist meist zeitaufwendig.

keinen Umständen verlierenwill. Das er-

fordert eine Strategie.

Am Anfang stehen eine Analyse des

Status quo und eine Zieldefinition. Da-

für sind Umfragen im Team und bei den

Kunden nach derWahrnehmung der der-

zeitigenMarke hilfreich, denn auf diesem

Status quo muss man aufbauen.

Fragen, die entscheidend sind

Hierbei sollte man sich folgende Fragen

stellen:

• Was läuft momentan schief? Gibt es

Hürden/Kritikpunkte, die überwunden

werden sollen? Welche Herausforderun-

gen sollen gemeistert werden?

• Welches unternehmerische Ziel steht

hinter dem Rebranding? Wie haben sich

die Werte und die Kultur geändert, und

wo will das Unternehmen hin?

• Soll die bestehende Zielgruppe aufge-

geben oder erweitert werden?Wer ist die

neue Zielgruppe?

• Welche Geschichte erzählt die Marke

derzeit, und welche soll sie zukünftig er-

zählen?

• Ist es zwingend notwendig, den Namen

zu ändern? Oder reichen bereits andere,

weniger umfangreiche Rebranding-Maß-

nahmen (zum Beispiel nur das Logo)?

• Welche konkreten Ziele sollen erreicht

werden, und wie lassen sich die Erfolge

messen?

• In welchem Zeitrahmen soll der Re-

branding-Prozess stattfinden, und was

sind Meilensteine? Wie soll das Rebran-

ding umgesetzt werden, in einem Schritt

oder stufenweise und begleitet von einer

Story?Wiewerden die Reaktionen einge-

schätzt? An welchen Punkten könnte es

möglicherweise Probleme geben?

FOTO: GETTY IMAGES/HERO IMAGES

Am Anfang des

Rebranding stehen eine

Analyse des Status quo

und eine Zieldefinition