Berliner Wirtschaft September 2020

tenzahl verringert werden, was zu einer Entlas- sung jedes sechsten Mitarbeiters führte. Für die meisten anderen wurde Kurzarbeitergeld bean- tragt. Bestandskunden kündigten aus wirtschaft- lichen Gründen. Daraufhin konzentrierte sich das Unternehmen auf das Neukundengeschäft. Das Geschäftsmodell ist auf einen flexiblen Office-Markt ausgerichtet, mit einemServicelevel 24/7. „Während des Lockdowns konnten Anfragen nicht immer innerhalb von 24 Stunden beant- wortet werden“, erklärt Geschäftsführer Florian Kosak. Die Herausforderungen bleiben groß: Uni- corn eröffnete Anfang des Jahres drei neueWork- spaces, zwei weitere Eröffnungen folgen in den kommenden sechs Monaten. Sämtliche Verträge wurden vor der Corona-Krise geschlossen. Nun benötigt das Unternehmen zusätzliches Kapital, das aktuell schwer zu beschaffen ist. Trotz der zu erwartenden wirtschaftlichen Schieflage hat Unicorn auch während der Krise jungen Unternehmen unter die Arme gegriffen und Stipendien vergeben, die dadurch kostenlose Büroflächen für die ersten drei Monate und ver- günstigte Flächen für die drei Folgemonate erhal- ten haben. Unter diesen sind Exclamo, Robinhood Store und Bengel Events. Auf dieseWeise versucht man, gemeinsam die Situation zu meistern. „Kreative und flexible Lösungen zwischen Mieter und Vermieter werden kurz- und mit- telfristig notwendig bleiben, um durch die Krise zu kommen“, meint IHK-Immobilienexperte Maximilian Berrens. Bei den Gewerbemieten scheinen die Soforthilfen und Überbrückungs- kredite gewirkt zu haben. Auch das Soforthil- feprogramm für Gewerbemieten, das erst Mitte August an den Start gegangen ist, sollte jetzt noch bestandene Lücken bei der Soforthilfe zumindest teilweise geschlossen haben. Abzuwarten bleibt der Herbst. Erst dann wird sich zeigen, ob die Zahl von Insolvenzanmeldungen deutlich stei- gen wird oder die Hilfsprogramme ihre Wirkung entfalten. Baubranche zeigt sich robust Auch diese Zahlen geben einen positiven Aus- blick: Die Spitzenmieten im Büromarkt in Berlin lagen im zweiten Quartal laut „Immobilienzei- tung“ zwischen 37 bis 40 Euro pro Quadratme- ter, und die Durchschnittsmiete stieg auf 27 Euro. Neben Ansiedlungen von privaten Firmen sind es auch öffentliche Einrichtungen und Agentu- ren, die in Berlin aufgrund der Nähe zur Politik selbstständig Büroflächen anmieten und dadurch für eine gewisse Verstetigung am Büromarkt sor- gen. So überraschten auch die Zahlen aus der letzten Corona-Umfrage der IHK Berlin nicht: Knapp mehr als 50 Prozent der teilnehmen- den Mitgliedsunternehmen aus der Baubran- che gaben an, dass die erwartete Geschäftslage für die kommenden zwölf Monate gleichbleibend sein würde, und immerhin 37 Prozenten mein- ten, dass die Krise keine Auswirkungen auf ihre Umsatzerwartungen haben wird. „Die Baubranche als solches zeigt sich robust und nicht so anfällig für die Krise“, meint Ber- rens. Nur eins dauert aktuell noch länger als vor der Krise: die Zeit bis zur Erteilung von Bau- genehmigungen oder Bauvorbescheiden. Dies mag an längeren Planungsabläufen und einem geringen Kundenkontakt liegen. Als verlässlicher Partner muss die Verwaltung schnellstmöglich nachziehen und eigene Abläufe und Genehmi- gungsverfahren digitalisieren. Auch auf dem Bau werden kurzfristig Sondergenehmigungen oder ein schneller Kontakt ins Bauamt benö- tigt. „Der bestehende Bauüberhang sollte nicht als Ruhekissen für eine Verlangsamung von Genehmigungsprozessen herangezogen wer- den“, betont Berrens. Planung und Genehmigung sind die Voraus- setzungen für die beschworene Robustheit der Branche. Wenn dies verinnerlicht wird, könnte am Ende dieser Krise sogar eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Bauwirtschaft und der Verwaltung stehen. ■ René Atz-Asen, Geschäftsführer der EstateMoments GmbH, sieht in der Haupt- stadtregion weiterhin ein großes Interesse an Privatimmobilien FOTO: SEBASTIAN ROST Maximilian Berrens, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft und Politik Tel.: 030 / 315 10-452 maximilian.berrens@ berlin.ihk.de Silvia Meyer, IHK-Mitgliederkom- munikation Tel.: 030 / 315 10-341 silvia.meyer@berlin.ihk.de 50 Prozent der IHK-Mitgliedsunter­ nehmen aus der Baubranche gaben an, dass die erwartete Geschäftslage für die kommenden zwölf Monate gleichbleibend sein würde. 38 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2020

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