Berliner Wirtschaft September 2020

D ie gute Nachricht vorneweg: Langfristig scheinen Berliner Immobilien attrak- tiv zu bleiben, ob private oder gewerb- liche. Allgemeingültige Aussagen zur Immobilienbranche und den Auswirkungen der Corona-Krise zu treffen, sei aber schwierig, so der Gründer und Geschäftsführer der Esta- teMoments GmbH René Atz-Asen. Denn: „,Den‘ Immobilienmarkt gibt es nicht, höchstens typen- verschiedene Teilmärkte für unterschiedliche Nutzungsklassen.“ Auf Atz-Asens Maklerunternehmen zumBei- spiel, das sich vorwiegend auf den Verkauf wohn- wirtschaftlich genutzter Immobilien in Berlin, Potsdam und dem Umland in Brandenburg spe- zialisiert hat, zeigt die Krise kaum negative Aus- wirkungen. Kunden waren und sind weiterhin am Erwerb interessiert. Spürbar war jedoch in den ersten Wochen der Pandemie der Rückgang der Besichtigungsanfragen. Die Mieter verwehr- ten Besichtigungstermine der Kaufinteressenten. Das führte dazu, dass Eigentumsübertragungen – überwiegend beimErwerb von Kapitalanlagen – ohne vorherige Besichtigung abgewickelt wur- den. „Gerade auchwährend dieser Zeit stelltenwir fest, dass Interessenten dankbar auf die Möglich- keit einer virtuellen Besichtigung zurückgreifen“, erzählt Atz-Asen. „Diese ersetzen jedoch einen Termin vor Ort nicht bzw. nur bedingt.“ Lange Wartezeiten bei den Behörden Der Arbeitsalltag im Unternehmen musste nicht umgestellt werden, denn die IT-Infrastruktur war schon vorher auch auf Arbeiten imHomeof- fice ausgerichtet. Mit derzeit vier Beschäftigten im 75-Quadratmeter-Büro ist das Arbeiten mit drei Metern Abstand gut möglich. Problematisch war die Erreichbarkeit von Banken und Behör- den: Früher musste das Unternehmen ein bis zwei Wochen für Antragstellung und Genehmigung einer Baufinanzierung einplanen, nun waren es in der Regel mindestens vier. Und der Beginn der Abwicklung des Vertrages nach der notariellen Beurkundung erfolgte statt nach etwa einer guten Woche erst nach sechs bis acht Wochen. Atz-Asen sieht jedoch positiv in die Zukunft und steht dabei kritisch der medialen Bericht- erstattung gegenüber. Nach Ausbruch der Coro- na-Pandemie hätten die Medien Angst und Unsi- cherheit bei vielen Akteuren der Branche geschürt. Seiner Meinung nach ist kein großer Marktein- bruch für das Teilsegment Wohnimmobilien in Berlin, Potsdam und dem Speckgürtel zu erwar- ten. Die Erfahrung zeige zwar bereits, dass einige Kaufinteressierte ihre Kaufabsicht aufgrund von erfolgten oder zu erwartenden Arbeitsplatzver- änderungen vorerst zurückstellen. Jedoch sei die Nachfrage nachWohnimmobilien weiterhin sehr groß. Atz-Asens Prognose: Der Zuzug nach Berlin und Potsambleibt stark, und die Preise für Wohn- immobilien steigen tendenziell weiterhin, wenn auch zukünftig etwas moderater. Bestandskunden kündigten Das Thema Gewerbeimmobilien wirft andere Fragen auf: Wie wirkt sich Corona langfristig auf die Wirtschaft und die dafür genutzten Immobi- lien aus? Die Unicorn.BerlinWEMGmbH, bekannt als Unicorn Workspaces, bietet als Betreiber und Hauptmieter nachhaltige und voll ausgestattete Arbeitsumgebungenmit einer Mindestlaufzeit für mittelständische Unternehmen und Start-ups an. Der Lockdown traf das Unternehmen unvor- bereitet. Als erste Kontaktverbote des Senats angeordnet wurden, wurde von Inga Kayademir, Leiterin des operativen Geschäfts bei Unicorn, ein Notfallplan erstellt, der Abstands- und Hygiene- regeln in den zu vermietenden Büros klar defi- nierte. „Wir weisen überall auf die Einhaltung der AHA-Regeln hin, unsere Mitarbeiter sind sowieso verpflichtet, sich daran zu halten“, so Kayademir. Eine Schließung der Flächen gab es daher nicht. Dennoch musste bei Unicorn die Beschäftig- ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/NAQIEWEI, FOTO: UNICORN WORKSPACES Inga Kayademir und Florian Kosak von Unicorn Workspaces traf der Lockdown unvorbereitet » Maximilian Berrens Immobilienexperte IHK Berlin Der bestehende Bauüberhang sollte nicht als Ruhekissen für eine Verlang­ samung von Genehmigungen herangezogen werden. BRANCHEN | Immobilien

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