Berliner Wirtschaft September 2020

Dass die einzige Alternative zumklas- sischen Büroarbeitsplatz darin besteht, diesen zu Hause nachzustellen, ist ein altmodisches Konzept. Wir arbeiten im Café oder der Bahn, am Flugha- fen oder eben zu Hause. Schon bald wird all das wieder zum normalen Berufsalltag gehören. Verstehen wir Homeoffice also im erweiterten Sinn als „zeit- und ortsunabhängiges Arbei- ten“! Muss es dafür einen Rechtsan- spruch geben? Bei allen Bedenken gegen Überregulierung: Hier nutzt größere Klarheit allen Seiten. ImLock- down hat sich gezeigt, dass Produkti- vität und Kreativität jenseits des Büros möglich sind. Viele Unternehmen sehen das als Digitalisierungsschub, eine Mehrheit der Mitarbeitenden will die gewonnene Freiheit nicht mehr missen. Dafür muss der Gesetzgeber klarere Leitplanken anbieten, das ist auch im Sinne der Arbeitgeber. Nun seien wir dochmal ehrlich. Jeder, der schon einmal zu Hause eine Stu- dienarbeit geschrieben hat, weiß: Man liest mehr „Spiegel Online“ oder chattet mit Freunden, wennman ganz allein ist. Zudem haben wir bei uns in der Firma gesehen, dass im Homeof- fice weniger kommuniziert wird. Das schadet der Produktivität. Und wenn nur einige im Homeoffice sind, bil- det sich schnell eine Zweiklassen- belegschaft: die Büro-Clique und die auf der Homeoffice-Insel. Gerade für neue Mitarbeiter ist das schlecht. Eine Firma zu führen, ist schon schwierig genug. Mehr Vorschriften machen es nicht einfacher. Und wollen wir nur noch an Telefonen und Bildschir- men hängen? Zur Arbeit zu gehen, ist doch eine gute Gelegenheit, sich aufs Fahrrad zu schwingen oder gar zu jog- gen. Run-Commute heißt das und ist ebenso im Trend wie Homeoffice. pro Markus Albers Geschäftsführender Gesellschafter Rethink GmbH Bei allen Bedenken gegen Überregulierung: Größere Klarheit nutzt allen Seiten. Im Homeoffice wird weniger kommuniziert, und das schadet der Produktivität. Dr. Arno Schödl CTO der think-cell Software GmbH contra Sollte es einen Rechtsanspruch auf Homeoffice geben? Die Corona-Pandemie hat das Berufsleben vieler Menschen komplett verändert: Das Homeoffice wurde zum Normalfall. Eine gesetzliche Regelung dazu gibt es in Deutschland nicht, bisher bedarf es einer Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Sollte das geändert werden? Was spricht dafür und was dagegen? FOTOS: PATRICK DESBROSSES, THINK-CELL SOFTWARE GMBH Stimmen Sie ab! Sollte es einen Anspruch auf Homeoffice geben? Ihre Meinung ist gefragt! berliner-wirtschaft.de/meinung/homeoffice 13 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2020 AGENDA | Pro & Contra

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1