Berliner Wirtschaft Juni 2020

Die IHK Berlin hat Unternehmen zur aktuellen Ausbildungslage befragt. Dabei kam heraus: Die Corona-Krise fördert Schwächen im Ausbildungssystem zutage, Betriebe wünschen sich Unterstützung von Christina Brandenburg Mehr Innovation für die duale Ausbildung D ie IHK Berlin hat in der Zeit vom 29. April bis zum 13. Mai 4.405 Ausbildungsbe- triebe angeschrieben, um zu erfahren, wie sie Ausbildung in Zeiten der Coro- na-Krise bewältigen. Erfreulicherweise haben sich 20,7 Prozent, in Zahlen sind das 911 Unter- nehmen, die Zeit genommen, die Fragen zu beant- worten, sodass ein repräsentatives Bild entstehen konnte. Zusammenfassend kann man sagen: Die Corona-Epidemie trifft Berliner Ausbildungsbe- triebe unterschiedlich stark. Knapp die Hälfte aller befragten Unternehmen (48,8 Prozent) geben an, vor mittleren bis großen Herausforde- rungen zu stehen. Besonders betroffen sind die Branchen Tourismus, Gastgewerbe, Freizeit und Kreativwirtschaft. Die Corona-Krise zeigt eine Schwäche des ansonsten hochgelobten dualen Systems sehr deutlich. Es ist zu wenig innovativ. Ausbildungs- betriebe und Berufsschulen traf der plötzliche Lockdown oftmals unvorbereitet. Die komplette Einstellung des Berufsschulunterrichtes offen- barte gravierende digitale Lücken an vielen Ber- liner OSZ. Homeschooling war vom ersten Tag an gefragt, stand aber mangels IT-Infrastruktur, vor allem aber auch wegen fehlender digitali- sierter Lern- und Ausbildungsinhalte nur ganz wenigen Azubis und Ausbildern zur Verfügung. Deswegen verwundert es nicht, wenn sich 42 Prozent der Unternehmen eine bessere Abstim- mung mit der Berufsschule wünschen. 65 Pro- zent der Unternehmen benötigen einen besseren Zugriff auf digitale Lehr- und Lernangebote der Berufsschulen. Effektive digitale Lernangebote sollten für den Unterricht in der Berufsschule durch eine verbind- liche Lernbegleitung flankiert werden, denn es wünschen sich auch 37 Prozent der Unternehmen Unterstützung durch Ausweitung bestehender Mentoring- und Nachhilfeprogramme. Idealer- weise sollte dies nicht nur in Corona Zeiten funk- tionieren, sondern es sollte fester Bestandteil der Zusammenarbeit der beiden Lernorte, Schule und Betrieb, werden. Ausbildungsplätze erhalten Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) wünscht sich finanzielle Zuwendungen bei der Fortzah- lung der Ausbildungsvergütung. Damit Ausbil- dungsverhältnisse erhalten bleiben und neue Ausbildungsplätze besetzt werden können, müssen Unternehmen, die sich dafür engagie- ren, ihre jetzigen Auszubildenden trotz akuter Kommunikation, Vernetzung, finanzielle Förderungen – das sind die Anforderungen der Berliner Ausbilder FOTOS: GETTY IMAGES/SESAME, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG fachkräfte Umfrage

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