Berliner Wirtschaft Mai 2020

Die Krise als Chance für die Digitalisierung In überraschender Geschwindigkeit sind Unternehmer wie Mitarbeiter ins Homeoffice gewechselt – Wirtschaft und Verwaltung könnten womöglich sogar gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen I n diesen Tagen ist es schwer, der Coro- na-Krise etwas Gutes abzugewinnen. Wenn es aber etwas gibt, dann ist das sicher die Beschleunigung der Digitali- sierung. Unternehmen, die schon lange ver- schiedenste Projekte in der Schublade hatten, ergreifen nun überfällige Maßnahmen. Das ist gut, denn Deutschland war in den letzten Jah- ren der Digitalisierung eher hinterhergelaufen. Das erfolgreichste Projekt in diesem Bereich, das IT-Leute nicht wirklich als Digi- talisierung, sondern eher als Fundament empfinden, ist die umfassende Realisierung von Homeoffice-Arbeitsplätzen. Die meisten Unternehmenslenker und Mitarbeiter hätten nicht damit gerechnet, wie schnell es mög- lich ist, Arbeitsplätze nach Hause zu verlegen, die technische Infrastruktur dafür zur Verfü- gung zu stellen und Arbeit damit flexibel zu machen. Den IT-Abteilungen sei Dank, die in kürzester Zeit Dinge möglich gemacht haben, die sie selbst natürlich schon längst umsetzen wollten. Selbst der Zugang zum Unterneh- mensnetzwerk mit kritischen Daten und Videokonferenz-Meetings sind schnell möglich und für die meisten Unterneh- men selbstverständlich geworden. Der Blick in die Berliner Verwaltung ist leider nicht so applauswürdig. Hier ist zwar auch ein Großteil der Belegschaft ins Homeoffice verlegt, allerdings ist die Arbeitseffizienz dadurch mitnichten gestie- gen. Viele Mitarbeiter sind bei vollen Bezügen, aber ohne Zugriff auf relevante Daten im hei- mischen Büro. Die Gründe dafür sind sicher vielschichtig. Es besteht aber die große Hoff- nung, dass auch die Verwaltung die Lage nutzt, um ihre Prozesse zu überdenken und nach der Krise schnell zumindest die Voraussetzungen für Digitalisierungsschritte zu schaffen. Dabei gilt es auch die vielen Impulse aus der Gesellschaft zu berücksichtigen. Nicht zuletzt das vom Land mitfinanzierte CityLAB, das ohnehin einen Beitrag für die zukunftsfä- hige Entwicklung der Stadt leisten soll, hat mit „Hack the Crisis“ eine tolle Initiative gestar- tet, um die vielen klugen Ideen und kreativen Ansätze aus der Berliner Gesellschaft einzu- sammeln und daraus den maximalen Nutzen aus dieser Situation zu ziehen. Dabei ist jeder als Ideenentwickler oder Unterstützer eingela- den, in dieser schwierigen Phase seinen Beitrag zu leisten. Weitere Informationen dazu findet man im Internet unter dem Suchbegriff „Hack the Crisis“, wobei die Initiative hier nur bei- spielhaft genannt sei für alle Aktionen, um die im Lagerkoller zu Hause frei werdenden krea- tiven Potenziale sinnvoll einzubringen. Wenn wir in allen Bereichen von Gesell- schaft, Wirtschaft und Verwaltung diese Krise als Chance nutzen, wird gerade das kreative Berlin gestärkt daraus hervorgehen. ■ FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Kompetenzteam Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf unter: ihk-berlin.de/kompetenzteam Sebastian Stietzel ist Vorsitzender des IHK-Kompetenz­ teams Mittelstand und Mitglied der Geschäftsleitung der The Social Chain AG AGENDA | Mittelstandskolumne

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