BERLINER WIRTSCHAFT 03/18
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Eine dieser Berliner
Geschichten
Drei Männer hoben das Ausstellungshaus C/O Berlin aus der
Taufe – und schufen mit viel Mut und Gespür einen Ort für
hochkarätige Fotografie
»
Von Jürgen Schepers
L
ässt man die Zahlen spre-
chen, beeindrucken sie: Fast
1,9 Millionen Besucher, 126
Ausstellungen und 202.000
Google-Suchergebnisse in 17 Jahren.
Nicht zu vergessen die nahezu 10.000 Li-
ter Farbe, die bei drei Umzügen herhal-
ten mussten. Die C/O Berlin Foundation
ist heute zu einem der wichtigsten Orte
für Fotografie geworden, bundesweit mit
internationaler Aufmerksamkeit.
Es ist eine dieser klischeehaften Ge-
schichten, von denen fast jeder in Berlin
schon einmal gehört hat, mal mehr, mal
weniger erfolgreich, aber immer mit dem
Mut und Engagement, eine Idee zum
persönlichen Projekt werden zu las-
sen – typisch für die Zeit des kreativen
Aufbruchs in Berlin zu Anfang des neu-
en Jahrtausends. So war es auch bei C/O
Berlin. Eherzufällig lerntensichdrei Idea-
listen bei den Bauarbeiten am Reichstag
kennen, hatten eine Idee, glaubten daran
und setzten sie um.
Die Protagonisten waren der Foto-
graf Stephan Erfurt, der Designer Marc
Naroska und der Architekt Ingo Pott.
Gemeinsam gründeten sie C/O Ber-
lin und eröffneten am 14. Juli 2000 ihre
erste Ausstellung im Postfuhramt in der
Oranienburger Straße. Der Erfolg war
von Anfang an da, die monetären Mittel
und Räume zu bekommen schwieriger
oder wie Stephan Erfurt es rückblickend
formuliert: „Der Mut stellt sich die Wege
manchmal kürzer vor.“
Abhängig von kurzfristigen Zwi-
schennutzungsverträgen, mussten sie
bereits nach vier Monaten aus dem Post-
fuhramt ausziehen. Weiter ging es in die
Linienstraße. Nach der Eröffnung ei-
Raumsuche, bis sie sich nach über 70
Gebäudebesichtigungen auf den zwei-
ten Blick in das Amerika Haus verliebten:
„Die Umbauarbeiten haben noch einmal
18 Monate gedauert und 2,8 Mio. Euro ge-
kostet, aber es hat sich gelohnt. Wir sind
heute glücklich hier“, freut sich Stephan
Erfurt.
Das kann er auch sein. Heute ist er
Vorsitzender des Vorstands der C/O Ber-
lin Foundation, und Marc Naroska und
Ingo Pott sind Kuratoriumsmitglieder.
Außerdem sitzen imKuratoriumder Ber-
linale-Chef Dieter Kosslick, die Schau-
spielerin Charlotte Rampling, der Foto-
graf Peter Lindbergh und seit Neuestem
auch die Journalistin Katja Eichinger. Seit
der Wiedereröffnung im Jahr 2014 ka-
men über 600.000 Besucher, umdie Aus-
stellungen von Sebastião Salgado, Anton
Corbijn und vielen anderen Künstlern
zu sehen. Und in diesem Jahr erwartet
die Berliner und Touristen ein besonde-
rer fotografischer Höhepunkt. Nach zwei
JahrenArbeit haben Erfurt und sein Team
den Zuschlag für die Retrospektive von
Irving Penn bekommen, der die Fotogra-
fie wie nur wenige andere weltweit be-
FOTOS: DAVID VON BECKER, CONDÉ NAST
Einzelhandel,
Taxiunternehmen
und Restaurants rund
um den Bahnhof Zoo
profitieren von uns.
STEPHAN ERFURT
Fotograf und Direktor der
C/O Berlin Foundation
ner Ausstellung über die irische Rock-
band U2 in Anwesenheit der Musiker –
mit entsprechendem Publikumsandrang
–kam die Nutzungsuntersagung des Ge-
bäudes durch den Bezirk Mitte. Wieder
aufgenommen im Postfuhramt, erhielt
C/O Berlin verschiedene zeitlich befrist-
ete Verträge und präsentierte bis 2013
weltberühmte Fotografen wie Annie
Leibovitz und Robert Mapplethorpe.
Danach folgte zunächst eine große
Frustration bei der neu anstehenden