Berliner Wirtschaft 1/2021

Unten: Ema Šimurda ist bei Good Bank für die Produkte zuständig, also auch für vertikale Farmen Rechts oben: Vertikale Diversifikation, lautet die Strategie der Good-Bank- Gründer Rechts unten: Ema Šimurda mit Redakteur Michael Gneuss im Edge vertikalen Farmen zusammengearbeitet. Seit 2019 designen wir eigene Farmen und entwickeln nun zusammenmit einemMittelständler aus Thüringen eigene Technologien. Wir sind gerade in der Test- phase eines komplett neuen Prototyps. Diese Farm basiert auf einem sehr einfachen Plug-and-Play- Prinzip. Außerdem haben wir zweimal pro Woche Workshops angeboten, weil das Interesse an Vertical Farming einfach riesengroß ist. In der Corona-Krise pausieren wir damit aber. Seit April 2020 sind wir dafür mit der Good Farm Box auf dem Markt. Was ist das? Der Lockdown war ein Schock für uns, den wir etwa zehn Tage lang verdauen mussten. Das sah alles ziemlich düster aus. Aber wir wollten nicht auf der faulen Haut liegen und warten. Wir haben dann überlegt, welche Assets wir haben und was wir am besten können. Das sind natürlich Kochen, Logistik – aufgrund des starken Catering- und Lie- fergeschäfts – und unser Netzwerk an Produzen- ten und Gastro-Kollegen. Auf dieser Basis haben wir dann eine Koch- und Gemüsekiste geschaffen. Das war auch eine Möglichkeit, unser Team weiterhin zu beschäftigen. Also ist die Good Farm Box aus der Corona-Not heraus geboren worden. Ja, sie ist ein echtes Corona-Baby, und sie ist sehr gut angekommen. Wir wachsen damit pro Monat um 35 bis 40 Prozent. Spannend ist, dass wir damit nicht nur unsere Stammgäste und Catering-Kunden, son- dern auch eine ganz andere Community erreichen. Werden Sie die Boxen auch noch vertreiben, wenn die Restaurants wieder öffnen? Definitiv. Wir sind in einem ständigen Verbes- serungsprozess. Es gibt Kunden, die haben in den letzten sieben Monaten in jeder Woche eine Box bestellt und schicken uns unglaub- liches Feedback. Es macht unfassbaren Spaß, mit einer Community zusammen ein Produkt weiterzuentwickeln. Mit unserer Box können unsere Kunden jedes Mal ein Lebensmittel ent- decken, welches sie noch nicht kennen. Oder ein Produkt aus unserer Farm schmecken, das sie noch nicht gesehen haben. Wir sehen da ein riesiges Potenzial –mit den richtigen Partnern auch in anderen Städten und Regionen. Sie sind inzwischen also sehr viel mehr als ein Restaurant. Verfolgen Sie eine konkrete Strategie für Ihr Unternehmen? Ja, wir verfolgen die Idee der vertikalen Diver- sifikation entlang des Urban Farmings und der lokalen sowie regionalen Produktion – bis hin zumEndkunden. Wir wollen unsere Produkte an den Lebensmitteleinzelhandel verkaufen. Die Strategie hat sich in Corona-Zeiten ver- schoben. Auch weil wir gesehen haben, dass in der Zeit zwischen den beiden Lockdowns das Konsumklima und unsere Gästezahlen nicht mehr vergleichbar mit dem Vorjahr waren. Also mussten wir langfristig strategisch den- ken, uns auf denWinter vorbereiten und unab- hängiger vom Restaurantgeschäft werden. Womit wollen Sie den Lebensmitteleinzel- handel beliefern? Wir sind für unsere Bowl-Gerichte, Dressings und Saucen bekannt und möchten diese auch SCHWERPUNKT | Interview

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