Berliner Wirtschaft 1/2021

Ema Šimurda baut rund um das Vertical Farming ein Unternehmen auf. Sie sieht in vielerlei Hinsicht große Chancen mit Lebensmitteln, die nah am Verbraucher produziert werden von Michael Gneuss M it Good Bank hat Ema Šimurda für eine Innovation in der Gastronomie gesorgt. In ihren Restaurants wachsen Gemüse und Kräuter in vertikalen Farmen, damit sie frisch serviert werden können. Ihr Unternehmen will sie nach den Erfahrungenmit der Corona-Krise aber breiter aufstellen. Denn Urban Farming hat Potenzial, meint sie. Berliner Wirtschaft: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Restaurant zu eröffnen, in dem hinter der Theke Gemüse angebaut wird? Ema Šimurda: Ich hatte mich vorher beruflich mit einem ganz anderen Thema beschäftigt: nämlichmit Elektromobilität. Dabei habe ich angefangen, mich für innovative Technologien zu begeistern. Aber für Vertical Farming habe ich eine besonders starke per- sönliche Leidenschaft. Als ich meinen Co-Gründer Leandro Vergani kennengelernt habe, der imAusland in der Agrarwirtschaft gearbeitet hatte und imUrban Farming ebenfalls riesiges Potenzial sieht, habenwir schnell beschlossen, gemeinsam ein Restaurant mit einem entsprechenden Konzept gründen zu wollen. Was macht den Reiz am Urban Farming aus? Wir sind in unserer Hemisphäre zwar bestens mit Lebensmitteln und Agrartechnologien versorgt, aber wir konsumieren nur noch und haben keinen Bezug mehr zur Produktion von Nahrungsmitteln. Wir wollen Landwirtschaft daher zurück zumStadt- menschen bringen. Außerdemhabenwir uns gefragt, was wir auf diesemPlaneten schaffenmöchten und worauf wir stolz sein könnten – etwas, das uns nicht nur selbst Spaß macht, sondern das Herz von vie- len anderen trifft. Dann haben wir gesagt: Was fehlt, ist ein intensiverer Kontakt der breitenMasse zu Lebensmitteln, so wie es das in anderen Ländern noch gibt. Wie schwer ist der Rückschlag durch die Corona-Krise für Sie? So wie es aussieht, wird die ganze Sache für uns glimpflich ausgehen. Aber ins- gesamt ist die ganze Branche in einem Schockzustand. Es wird eine Flut von gescheiterten Betrieben geben, die bisher nie hatten kämpfen müssen. Wir selbst mit unseren Innenstadtlagen haben im Sommer – in Homeoffice-Zeiten – auch nicht mehr die Frequenz gehabt, die wir kennen und brauchen. Das hat sich auch auf das früher sehr starke Liefer- und Cateringgeschäft niedergeschlagen. Was machen Sie in Lockdown-Zeiten? Unsere Restaurants in der Rosa-Luxemburg-Straße und Alt-Moabit musstenwir durch den Lockdown im November natürlichwieder schließen. VomStandort Dorotheenstraße haben wir uns aufgrund der Krise ganz getrennt. Aber wir haben dafür in den letzten Monaten viele neue Ideen und Pläne und auch ein neues Produkt entwickelt. Genau genommen haben sich durch Corona bei uns Veränderungen beschleu- nigt, die schon 2019 begonnen haben. Was verändert sich denn alles bei Ihnen? Wir haben 2017 das erste Restaurant eröffnet und damals noch mit InFarm als Partner für die Links: Ema Šimurda betrachtet die Bauarbeiten im Edge, dem Standort ihres neuen Restaurants Oben: Prototyp einer selbst entwi- ckelten vertikalen Farm Ema Šimurda Gründerin und Geschäftsführerin Nach ihrem Studium der Wirtschaftswis- senschaften in Wien war Ema Šimurda in der Architektur- und Automobilbranche tätig. Im Jahr 2017 gründete sie mit Leandro Vergani ihr erstes Restaurant. » „Wir bringen Landwirtschaft zum Stadtmenschen“ FOTOS: AMIN AKHTAR 27 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2021 SCHWERPUNKT | Interview

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