Berliner Wirtschaft 1/2021

tung von Grau- und Schwarzwasser – also die Abwässer aus Bädern, Duschen, Waschmaschinen und Toiletten – oder die Nutzung von Gebäude- abwärme. „Für ein genossenschaftliches Wohn- projekt in Herne haben wir zum Beispiel die Pla- nung, Konzeptionierung undWirtschaftlichkeits- berechnung für ein Dachgewächshaus gemacht“, sagt Geschäftsführerin Sara Wolff. Zurzeit wird der ehemalige Hochbunkermit zwei Meter starken Außenwänden noch umgebaut. 22 Wohnungen, ein hauseigenes Restaurant und das Gewächshaus auf dem Dach sollen entstehen. Vor einigen Jahren ermittelte der Berliner Forschungsverbund ZFarm eine Potenzialfläche von über acht Mio. Quadratmetern, die auf den Dächern der Stadt für den kommerziellen Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung stünden. Die Forscher stellten damals fest, dass es zwar reichlich architektonische Visionen von Dach- gewächshäusern, Dachfarmen, hängenden Gär- ten oder Plantagen innerhalb von Gebäuden gebe, aber konkrete Beispiele eher selten seien. „Das ist auch heute noch so“, sagt SaraWolff, „uns ist keine Dachfläche in Berlin bekannt, die kommerziell landwirtschaftlich genutzt wird.“ Sie habe aber den Eindruck, dass das Interesse stark gestiegen ist, oft scheiterten solche Projekte jedoch schon an baurechtlichen Fragen. „Aufgrund der aktuel- len Anfragen, die sich sowohl auf Neubauten als auch auf Bestandsgebäude beziehen, denken wir allerdings, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese Art der Landwirtschaft in den Städten sichtbar werden wird.“ Die Dachfarm-Chefin arbeitet mit demArchi- tekturbüro Partner und Partner zusammen, mit dem sie bereits in diversen StädtenMachbarkeits- studien für Projekte erstellt oder sich an Wettbe- werben beteiligt hat. „Wir untersuchen auch ver- stärkt, wie Bestandsgebäude für die Nahrungs- mittelproduktion genutzt werden können. Unser Systemansatz besteht aus äußerst leichten Kons- truktionen, die sich dafür hervorragend eignen.“ Während nachbarschaftliche Gemeinschaftsgär- ten auchmit kleineren Dachflächen auskämen, so Wolff, „benötigen kommerzielle Farmen eine ent- sprechend große Fläche, um rentabel zu sein“. » Sara Wolff Geschäftsführerin Dachfarm Berlin GmbH Das Unterneh- men konzipiert Anlagen für die gebäudeintegrierte Landwirtschaft. Neben der optimalen Ausnutzung von Flächen geht es dabei häufig um Synergieeffekte, etwa in Wasser- kreisläufen. SCHWERPUNKT | Lebensmittel aus der Stadt

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