Berliner Wirtschaft 1/2021

Wie smart kann Berlin imWahljahr werden? Zum Ende des Jahres waren alle, wie immer, im Stress, um wichtige Projekte abzuschließen. Dieser Anspruch würde auch der Landesregierung gut stehen – Wünsche für und an eine Metropole mit Entwicklungspotenzial D as vergangene Jahr endete in einer Hinsicht wie immer: Alle waren im größten Stress, um noch dieses oder jenes Projekt bis zum Jahresende abzuschließen. Wir folgen damit dem eige- nen Anspruch, Aufgaben bis zu einem Stich- tag fertig zu bekommen. Solch ein Anspruch würde auch einer Landesregierung gut stehen, welche die letzten Legislaturmonate vor sich hat. In der Realität ist es jedoch eher Lethargie, die diese Phase prägt und mit der Sommer- pause endgültig in Stillstand mündet. Berlin kann sich dieses Runterfah- ren vor der Wahl aber schlicht nicht leisten. Dafür klaffen Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinander. Mit einemLegislatur-Endspurt wäre noch vieles möglich: Eine autorisierte, ressortübergreifende Task Force könnte die Digitalisie- rung als Querschnittsthema aus den zergliederten Zuständigkei- ten herausholen und sichtbare Ergebnisse liefern. Diese Zen- tralisierung der Digitalisierungs- projekte wäre auch eine Gover- nance-Blaupause für die nächste Regierungsbildung. Zu solchen Projekten würden natürlich auch die Mobilisierung von Verwaltungsarbeitsplätzen sowie die Pilotierung eines zusätzlichen digitalen Bürgeramtes für Berlin gehören. Ein wei- teres Endspurt-Projekt wäre die signifi- kante Erhöhung von Digitalkompetenzen an den Berliner Schulen durch Infrastrukturin- vestitionen aus demDigitalpakt und Rahmen- bedingungen für eine digitale Lernplattform. Das Team der Smart-City-Strategie Ber- lin hat sich mit den Mitteln aus dem Modell- stadt-Wettbewerb des Bundes imRücken einen eigenen Endspurt verordnet. Bis zum Ende kommenden Sommers soll eine Rahmenstrate- gie entstehen, die auch einemRegierungswech- sel standhält. Doch die notwendigen konkreten Schritte sollten nicht warten: Die Umsetzung der Open-Data-Rechtsverordnung, Innova- tionsanreize und Markt- und Technologie- trend-Vermittlung bei öffentlichen Auftragge- bern sowie verstärkte Transfermaßnahmen an Berliner Hochschulen sind kurzfristig umsetz- bare Maßnahmen, die den Mittelstand in die smarte Entwicklung Berlins einbinden wür- den. Alle drei Maßnahmen zusammen könn- ten z. B. einen großen Sprung bei der Lösung der Mobilitätsherausforderungen bewirken, der über Pop-up-Radwege hinausgeht und inter- nationale Vorbildwirkung entfaltet. Auch nach Weihnachten bleiben Wün- sche erlaubt. Insbesondere im Wahljahr ste- hen dabei drei Dinge ganz oben: Möge die aktu- elle Regierung die verbleibende Zeit noch mit Umsetzungserfolgen schmücken; mögen die neu gewählten Abgeordneten schnell zu einer Regierungskoalition kommen, undmöge diese die richtigen smarten Prioritäten in ihremKoa- litionsvertrag festschreiben. Ich wünsche dem Berliner Mittelstand ein erfolgreiches neues Jahr. ■ Kompetenzteam Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf unter: ihk-berlin.de/kompetenzteam Sebastian Stietzel Vorsitzender des IHK-Kompetenz­ teams Mittelstand und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments AGENDA | Mittelstandskolumne FOTO: CHRISTIAN KIELMANN

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