Berliner Wirtschaft September 2020

Die Corona-Krise fördert zutage, dass Digitalisierung an Schulen eine Baustelle ist. Aber es geht auch anders, wie die Berliner Klax Schule beweist von Sandra Theede Offenbarung im Lockdown D ie Auswirkungen der Corona-Pandemie sind vielfältig und wirken tief in die Stadt- gesellschaft hinein. Der umfassende Lock- down im Frühjahr gehörte sicherlich zur tiefgreifendsten für alle Beteiligten. Es wurde deutlich, wie sehr inzwischen die Bildungsin- stitution Schule mit der Wirtschaft verwoben ist. Längst geht es nicht nur um die Bildung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung, sondern auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In einer IHK-Umfrage gaben 90 Prozent der Unternehmen an, dass die fehlenden Kinderbe- treuungsmöglichkeiten während der Schul- und Kita-Schließungen ihr Unternehmen stark bis sehr stark beeinträchtigt haben. Viele Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindernmussten zu Hause in die Rolle des Lehrers schlüpfen. Von den Schulen wurden sie dabei, wenn überhaupt, in sehr unter- schiedlicher Qualität unterstützt. Der Lockdown offenbarte, wie weit viele Berliner Schulen noch von einer digitalen Schule entfernt sind. Dabei soll es mit demDigitalPakt nun endlich besser werden: Der Bund stellt Berlin über 250Mio. Euro bis 2024 zur Verfügung, um die Schulen fit für die Zukunft zu machen. Trödeln beim Geld- ausgeben darf Berlin aber trotzdem nicht, denn laut Vereinbarung müssen bis zum 30. April 2021 über 111 Mio. Euro für die bessere Ausstattung an allgemeinen und beruflichen Schulen bewilligt sein. Bisher wurden lediglich 7 Mio. Euro bewilligt. Wie man die digitale Schule voranbringen kann, zeigt die Klax Schule, eine Schule in freier Trägerschaft. Sie gehört seit diesem Jahr zu den 13 zertifizierten Siegelschulen in Berlin, die den Titel „Exzellente digitale Schule“ tragen dür- fen. Während der Corona-Krise konnte die Klax Schule vom ersten Tag an auf digitale Lösungen zurückgreifen und den Unterricht nahtlos wei- terführen. Dafür treffen sich die Mitglieder der Lernfamilien in morgendlichen digitalen Mee- tings, besprechen Aufgaben und Wochenziele. Die Schüler können dabei tagsüber jederzeit auf die Hilfe durch Lernbegleiter setzen, und auch eine von Schülern gegründete IT-Arbeitsgemein- schaft unterstützt online im Peer-to-Peer-Lear- ning die Mitschüler. Dass der Übergang vom Prä- senzlernen zum Homeschooling so reibungslos lief, lag laut dem Schulleiter Stephen Kelly nicht an einer besseren Ausstattung, sondern an einer klaren Zielsetzung: Schüler sollen die notwendi- gen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert lernen. Dazu gehört, dass die Schüler digitale Tools pro- duktiv für ihre Kompetenzerweiterung nutzen, statt lediglich Inhalte zu konsumieren. Digitale Endgeräte sind in diesem Konzept kein Selbst- zweck, sondern müssen zur gelingenden Umset- zung der Vision passen. Eine solche Version fehlt jedoch aus Sicht der Berliner Unternehmen in Berlin. Hier wird auch der Schulleiter deutlich: Ohne einen nachhalti- gen, durchdachten Plan könne die digitale Trans- formation der Schulen nicht gelingen.  ■ FOTO: KLAX SCHULE In der freien Klax Schule ging der Unterricht zu Hause reibungslos weiter, die Schüler arbeiteten auch schon vor der Pandemie mit digitalen Tools fachkräfte Digitalisierung Weitere Informationen ihk-berlin.de/digital- offensive 46 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1