Berliner Wirtschaft September 2020

D er Name Dörffel erhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen exquisi- ten Klang in der Welt der Optik und Foto- grafie. Carl Theodor Dörffel (1810–1878), „geprüfter Optikus und Mechanikus“, kann für sich den ersten Berliner Fotoapparat (nach dem Prinzip von Louis Daguerre) in Anspruch neh- men. Die Daguerreotypie des Lustgartens von Dörffel konkurriert deshalb auch mit den Aufnahmen des Fotopioniers Louis Fried- rich Sachse (1798–1877) um die Position der ältesten Fotos von Berlin. Unter den Linden 46 befanden sich ab 1844 Geschäft, Fabrik und Werk- statt für „optische, mathematische und physikalische Instrumente“, ab 1850 auch in der Dorotheenstraße 18. 1876 übernahm Paul Dörffel das Optikergeschäft und konnte sich bereits „Hof-Optiker“ nen- nen. Seine Apparate räumten auf den Gewerbeausstellungen in Ber- lin 1883 und Chicago 1893 Medaillen ab, er selbst erhielt den Titel Kom- merzienrat und Hoflieferant. Dörffel tat sich 1878mit Julius Faerber zusam- men und gründete die kleinere „Dörf- fel & Faerber Mechanische Werkstatt“, in der neben den ophtalmologischen Inst- rumenten auch ärztliche Apparate etwa für die Laryngoskopie hergestellt wurden. Nach Paul Dörffels Tod 1897 ging sein Optikergeschäft in fremde Hände über, während die Fabrik Dörffel & Faerber fast einhundert Jahre existieren sollte. Walther Hammer – zur Jahrhundertwende ins Unternehmen eingetreten – wandelte Dörffel & Faerber 1923 zur GmbH um, behielt aber den klangvollen Firmennamen bei. Die Familie Hammer belieferte die Berliner Augenärztemit ihren Perimetern zur Prüfung des farblichen Sehens, Stereoskopen zur räumlichen Darstellung von Doppelfotografien, elektrischen Augenspiegeln für die ambulante Behandlung und Sehprobentafeln. Im Angebot waren auch heute noch gebräuchliche Tafeln, aber auch wel- che für Kinder, für Analphabeten und solche zur Entlarvung von Simulanten. Das Unternehmen siedelte nach dem Krieg erst 1953 in denWestsektor der Stadt und bestand bis 1975 nur noch aus zwei Mitarbeitern inWitte- nau. Die eine oder andere Sehtafel mit dem Logo „D&F“ aber dürfte noch in Berliner Augenarzt- praxen hängen.   ■ FOTOS: BBWA Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de Dörffel & Faerber belieferte Augenärzte mit Sehtest-Equipment, darunter auch Sehtafeln Carl Theodor Dörffel entwickelte den ersten Berliner Fotoapparat und gründete ein Unternehmen, das mit optischen Geräten Erfolgsgeschichte schrieb von Björn Berghausen/BBWA Unternehmer mit Weitblick 45 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2020 BRANCHEN | Historie

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