Berliner Wirtschaft Juni 2020

len und Kitas über die systemrelevanten Berufe hinaus. Denkbar sind Schichtsysteme mit Stun- den- oder Tagesregelungen. Um die Wirtschaft zu entlasten und neue Vertriebskanäle bürokra- tiearm zu ermöglichen, sollte die Politik zudem Genehmigungsverfahren vereinfachen oder lockern, etwa bei mobilen Verkaufsständen. UmKundenströme besser steuern zu können, schlägt die IHK Berlin eine zumindest zeitweise Flexibilisierung der Öffnungszeiten vor. Auch eine automatisierte Sondernutzungserlaubnis für Imbisse und Pop-up-Gastronomie kann der besonders betroffenen Gastronomiebranche hel- fen, die dramatischen Verluste der vergangenen Wochen zumildern. Zur Unterstützung der eben- falls darniederliegenden Veranstaltungsbranche sind aus Sicht der Berliner Wirtschaft Anreizme- chanismen beimTicketkauf eine Unterstützungs- möglichkeit. Wer jetzt Tickets für künftige Ver- anstaltungen in Berlin kauft, könnte vom Staat einen Nachlass von bis zu 40 Prozent erhalten. Dosierte Öffnung für Besucher Ein wesentlicher Punkt ist auch die dosierte Öff- nung Berlins für innerdeutsche Besucher, die immerhin 60 Prozent der Berliner Gäste ausma- chen. Ein Konzept für einen kontrollierten Tou- rismus, erarbeitet mit den Vertretern der hiesi- gen Tourismusbranche, kann helfen, diesenWirt- schaftszweig auch in Zeiten von Corona wieder anzukurbeln. Wie Dr. Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin, erläutert, lasse sich derzeit nur annähernd schätzen, wie dramatisch sich die Pandemie auf die Berliner Wirtschaft auswirkt. „Unsere opti- mistischsten Prognosen gehen von einem Rück- gang des Wirtschaftswachstums vonmindestens zehn bis zwölf Prozent aus.“ Wie die Präsidentin betont, hänge dies aber vor allem davon ab, ob eine geordnete und sichere Rückkehr zu so etwas wie Normalität gelingt. Daher die Forderung: „Wenn die Politik eine Insolvenzwelle verhindern will, sind jetzt kreative und flexible Lösungen für die Gesamtwirtschaft gefragt.“ Außerdem weist Dr. Krammdarauf hin, das die Corona-Krise nicht zuletzt erneut aufgezeigt habe, wie dringend not- wendig die Modernisierung der Berliner Verwal- tung ist. „Verwaltungsprozesse gehören überprüft und dringender denn je digitalisiert. Die aktive und niedrigschwellige Vergabepolitik der öffent- lichen Hand für innovative Produkte und Dienst- leistungen fördert dabei auch die Leistungsfähig- keit der hiesigen mittelständischen Wirtschaft. Das wird den Unternehmen, ihren Beschäftigten und damit auch dem Land Berlin in dieser Krise wieder Luft verschaffen.“ bw 60% der Berlinbesucher sind innerdeutsche Touristen. Die Stadt für diese Gruppe dosiert wieder zu öffnen, wäre ein erster zielführen- der Schritt Wiederbelebung lautet das Gebot der Stunde für die Stadt und die Wirtschaft Katharina Zalewski, IHK-Bereich Stadtentwicklung & Internationale Märkte Tel.: 030 / 315 10-244 katharina.zalewski@berlin. ihk.de Weitere Informationen: ihk-berlin.de/berlin-revi- talisiert AGENDA | Corona-Strategie 11 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2020

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