Berliner Wirtschaft Mai 2020

zemunmöglich erschien, funktioniert jetzt schon ganz gut und immer besser. „Dass mobiles Arbei- ten und mobiles Lernen zu Standards werden könnten, schien bislang undenkbar. Jetzt aber werden wie unter einem Brennglas die immen- sen Potenziale sichtbar, die digitale Technologien grundsätzlich bieten – imKampf gegen das Virus wie auch in der Reduzierung des Berufsverkehrs und verkehrsbedingter Emissionen“, sagt Bit- kom-Präsident AchimBerg. Bei einer Umfrage von Dmexco, der größten Kongressmesse für die digi- tale Industrie in Europa, geht das Gros der Befrag- ten (85 Prozent) davon aus, dass das Homeoffice künftig deutlich stärker akzeptiert werde. Was vielen fehlt, ist die soziale Nähe. Das fin- den selbst die Mitarbeiter in jungen, sehr technik- orientierten Start-up-Firmen, die mobiles Arbei- ten als selbstverständlich empfinden. Gleichzei- tig fällt vielen Chefs, die es gewohnt sind, ihre Belegschaft um sich zu haben, virtuelle Füh- rung schwer. Umso wichtiger, dass man in Kon- takt bleibt. Und sich gemeinsam den Herausfor- derungen stellt. ■ FOTO: GETTY IMAGES/MORSA IMAGES Förderprogramm Weitere Informationen zur Unterstützung von KMU unter: bmwi.de Suchbegriff: go-digital Arbeitszeitmodellen familienfreundliche Struk- turen etabliert haben, profitieren jetzt zudem von einem großen Zusammenhalt ihrer Teams. Auf der anderen Seite tun sich viele Homeof- fice-Newcomer schwer. Das fängt bei der Tech- nik an: Schwache Datenleitungen, fehlende Rech- ner und mangelnde Arbeitsspeicher stellen die Unternehmer vor große Aufgaben. Diese Ziel- gruppe hat das Bundeswirtschaftsministerium im Blick. Das BMWi erstattet mit seinem Förder- programm „go-digital“ kleinen und mittleren Unternehmen bis zu 50 Prozent der Kosten für die Beratung durch ein vomMinisterium autorisier- tes Unternehmen. Durch eine sehr kurzfristige Bewilligung der Mittel soll auch beim Einrich- ten der mobilen Arbeitsplätze geholfen werden. Datenschützer warnen vor Risiken Kopfzerbrechen bereitet die Hauruck-Umstel- lung vor allem auch Datenschützern. Denn viele Mitarbeiter arbeiten mit ihrer eigenen Hardware für das Büro – ohne Firewall, ohne Virenschutz. (Siehe Tipps „Daten gut schützen“) Gleichzeitig boomt E-Commerce, allen voran der Kauf von Baumaterial, Gartenbedarf, Spielwaren und Kos- metik. Für Cyberkriminelle sei das Coronavirus wie vorgezogene Weihnachten, warnen Exper- ten. Schon vor der Krise hatten die Cyberatta- cken stark zugenommen. Laut Bitkom, demBran- chenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, waren im Jahr 2019 rund 75 Prozent der befragten Unterneh- men von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage betroffen, zwei Jahre früher waren es erst 53 Prozent. Nur die soziale Nähe gibt es nicht online Trotz aller Herausforderungen wollen sich viele Unternehmer nicht in ein künstliches Koma ver- setzen lassen und steuern kreativ gegen: Einzel- händler ohne Onlineshop haben telefonische Bestellhotlines geschaltet und liefern kostenlos. Der exklusive Einrichter berät via Videocall und verkauft so doch noch das ein oder andere Stück. Reiseveranstalter schicken ihre Kunden auf virtu- elle Touren. Ein Optiker hat den deutschlandweit ersten Online-Sehtest entwickelt. Ein Compu- ter-Shop holt den defekten Rechner zu Hause ab und bringt ihn auch zurück. Fitnessstudios strea- men Kurse live auf YouTube. Der Digitalisierung, da sind sich viele Unter- nehmer und Experten einig, werde die Krise einen enormen Schub bringen. Was bis vor Kur- Antiviren-Programme. Im Homeoffice kom- men verstärkt private Geräte zum Einsatz. Der Arbeitgeber muss diese absichern, indem er die Mitarbeiter über IT-Sicherheitsrisiken informiert sowie moderne Antiviren-Software einsetzt. Sichere Passwörter. Der Mitarbeiter sollte auf sichere Passwörter für alle Benutzerkonten ach- ten und auf privaten Geräten keine betrieblichen Daten speichern, erst recht keine mit Perso- nenbezug, ohne dass dies explizit vom Daten- schutzbeauftragten geprüft und freigegeben ist. Ereignisprotokollierung. Die Unternehmen müssen den Überblick behalten durch ange- messene Ereignisprotokollierung (Logging): Wer hat sich wann per VPN (Virtual Private Network) eingeloggt? Ist da etwas auffällig? IHK-Service. Je mehr auf externe Einwahl gesetzt wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass Benutzerkonten „gekapert” werden. Die IHKs informieren regelmäßig über Datensicher- heit und unterstützen Initiativen zur Aufklärung. Daten gut schützen IT-Experte Martin Wundram, DigiTrace GmbH, gibt Tipps für mehr Sicherheit im Homeoffice Achim Berg Bitkom-Präsident Jetzt werden wie unter einem Brennglas die immensen Potenziale sichtbar, die digitale Technologien bieten. 85% der Teilnehmer einer Umfrage von Dmexco, Europas größter Kongress- messe für die digitale Industrie, gehen davon aus, dass das Homeoffice künftig stärker akzeptiert werde. 59 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2020 SERVICE | Homeoffice

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