Berliner Wirtschaft 5/2018

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 41 BERLINER WIRTSCHAFT 05/18 Teich fließen“, betont Schulz. Anders als in Europa sei auch die Inline-Produk- tion, also die komplette Nonstop-Pro- dukterstellung von der Teigherstellung bis zum fertig verpackten Endprodukt, nicht Standard. „Anpassungen der Pro- duktionsabläufe und Schulungen der Mitarbeiter sind deshalb ganz wichtig. Insgesamt wartet auf uns viel Gestal- tungsspielraum. Den erfolgreich zu nut- zen, darauf freuen wir uns.“ Nicht nur in Sachen Innovations- freude ist der gigantische Pizzabäcker ganz weit vorn, sondern auch wenn es um Nachwuchsentwicklung und -för- derung geht: 2017 wurde dem Freiberger Hauptsitz in Berlin das Siegel „Exzel- lente Ausbildungsqualität“ von der IHK Berlin verliehen. Freiberger erhielt das Siegel als erstes produzierendes Le- bensmittelunternehmen in Berlin und wurde damit für sein überdurchschnitt- liches Engagement ausgezeichnet. Kleine Geschichte einer Berliner Pizza-Schmiede 1976 Ernst Freiberger gründet die Pizza- manufaktur. 1985 entsteht das Werk in Reinickendorf . Es folgt der Zukauf von kleineren Unternehmen in Süddeutschland, Österreich und England . 1998 Der Südzucker-Konzern übernimmt die Freiberger Lebensmittel GmbH. 2018 Heute fertigt Freiberger Produkte in sechs Werken in Deutschland, Österreich und England und vertreibt sie durch sieben Vertriebsbüros in Europa und den USA. Die Freiberger-Gruppe produziert täglich bis zu 2,5 Mio. Packungen Tiefkühlkost und beschäftigt weltweit über 3.500 Mitarbeiter. Ernst Freiberger ist heute im Immobilienge- schäft und als Investor aktiv. „Wir müssen nah dran sein an den Ver- brauchern und unseren Partnern, um zielorientiert kreative Rezepturen zu er- arbeiten.“ Eine große Herausforderung stellen allerdings die hohen Auflagen in den USA für den Produktexport dar. Sol- len europäische Pizza- und Snack-Vari- anten immer mehr den Geschmacks- nerv auch von US-Bürgern treffen, müssen Salami aus Österreich, Käse aus Irland und Tomaten aus Portugal in die Ferne reisen dürfen. „Für unsere Fa- brik in Muggensturm, Baden-Württem- berg, besitzen wir inzwischen die nöti- gen Zulassungen“, so der gebürtige Ber- liner. „Da muss aber noch mehr gehen.“ Der Coup mit Richelieu Foods ver- spricht für alle Beteiligten spannende Aufgaben über Jahre. „Amerikanische Ketten wie Aldi, der Konzern Wal-Mart oder Kroger profilieren sich beim Kun- den noch nicht wie europäische Händ- ler durch kreative eigene Produkte“, meint der Freiberger-Chef. „Hier eröff- net sich ein riesiges Potenzial für uns, mit ausgefallenen Varianten und inno- vativen Eigenmarken neue Kunden zu gewinnen.“ So entsteht dann zum Bei- spiel mal eine Pizza mit ganz dünnem Boden, belegt mit Schafskäse auf Pflau- menmussoße, oder eine mit gefülltem Käserand für überzeugte Nicht-Kalori- enzähler. Ausgezeichnete Ausbildung Dass seine Arbeit ihn mit Leidenschaft erfüllt und ihm auch das Thema Es- sen viel Freude bereitet, wird beim Ge- spräch mit Hans-Detlev Schulz deutlich: „Pizza ist einfach ein fröhliches, unkom- pliziertes und modernes Produkt. Sie besticht durch ihre unendliche Vielfalt, ist ein Spiegel unterschiedlicher Kul- turen und verändert sich laufend.“ Jenseits von Nase und Magen erfreu- ender Arbeit in den neuen Versuchskü- chen warten aber auch zahlreiche orga- nisatorische und praktische Aufgaben auf die Berliner. „Der Automatisierungs- grad in den USA ist mit dem bei uns nicht vergleichbar. Hier wird viel tech- nisches Know-how über den großen 750 Mio. Pizzen laufen hier jährlich vom Band, bevor sie ihre Reise in viele Teile der Welt antreten FOTOS: FREIBERGER/MATTHIAS LEUPOLD (2)

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