Berliner Wirtschaft 5/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 05/18 40 UNTERNEHMEN & MÄRKTE Pizza-Gigant in Reinickendorf Mit der Herstellung tiefgekühlter Handelseigenmarken ist das Berliner Unternehmen Freiberger zum Global Player avanciert – das hat auch viel mit Veränderungsfreude zu tun » Von Gabriele Brähler D er Duft von Hefe und frischen Backwaren liegt in der Luft. Ruhig arbei- ten sich riesige Knethaken durch den Teig. Einige Stationen wei- ter rieseln auf Dutzenden von Beleg- bändern Salami, Gemüse und Käse auf roten Tomatengrund. 90 Sekunden lau- fen die Pizzen durch den etwa 40 Meter langen Backofen und werden bei 300 bis 400 Grad vorgebacken. Gefrostet, zum Schluss in Folie gehüllt und endver- packt auf Paletten gestapelt, warten die in aller Welt beliebten Fladenbrote dann im Kühllager auf die Lieferung an ihren Bestimmungsort – in Europa, Amerika oder Asien. „All Pizza is local, ist unser Motto“, sagt Hans-Detlev Schulz, seit 1998 bei der Freiberger Lebensmittel GmbH & Co. Produktions- und Vertriebs KG tätig; zuerst als kaufmännischer Leiter, heu- te als Geschäftsführer. „In unseren neun Produktions- und Vertriebsstandorten in Deutschland, England, Frankreich, Polen und Russland entwickeln wir individu- ell für die verschiedenen Zielmärkte ei- gene Kreationen“, erzählt Schulz. Da- bei schöpft das Unternehmen aus einem Fundus von rund 800 unterschiedlichen Rezepturen. Vorstoß in den amerikanischen Markt Jährlich laufen rund 750 Mio. Pizzen vom Band. Sie machten damit im ver- gangenen Jahr 86 Prozent des Gesamt- umsatzes aus. Freiberger ist damit der größte europäische Pizzahersteller. Hin- zu kommen noch tiefgekühlte Pasta, Ba- guettes, Snacks und Soßen. Verarbeitet werden allein bis zu 450 verschiedene Rohstoffe. Weltweit stehen 3.500 Mitar- beiter auf den Gehaltslisten – am Berli- ner Standort, an dem sich auch die Zen- trale befindet, sind es allein 600. Freiberger stellt sogenannte Han- delseigenmarken her, die Supermarkt- ketten und Discounter als günstige Varianten zu Produkten von Marken wie Dr. Oetker und Wagner ordern. Der Kuchen auf deutschen und vielen europäischen Absatzmärkten ist aller- dings seit Langem aufgeteilt. „Hier kön- nen wir nur durch Zukäufe von Wett- bewerbern wie im letzten Jahr von Ha- sa aus Burg, Sachsen-Anhalt, wachsen“, so Schulz. Im Dezember 2017 sorgte das Un- ternehmen mit dem Kauf des amerika- nischenWettbewerbers Richelieu Foods mit fünf Standorten rund um Chicago für Schlagzeilen. Satte 450 Mio. US-Dol- lar ließ sich die Südzucker-Tochter mit Sitz in Reinickendorf den Einstieg in den US-Markt kosten. Mehrere Jah- re hatte man damals den Markt bereits sondiert, seit Freiberger 2010 das erste Verkaufsbüro im Bundesstaat New Jer- sey eröffnet hatte. „Ohne Produktion vor Ort geht nichts“, fährt der Geschäftsführer fort. Der Automatisierungsgrad in den USA ist mit dem bei uns nicht vergleichbar. Hier wird viel technisches Know-how über den großen Teich fließen. HANS-DETLEV SCHULZ Geschäftsführer bei der Freiberger Lebensmittel GmbH & Co. Pizza-Profis: Hans-Detlev Schulz, Geschäftsführer, und Lydia Fehringer, Geschäftsführerin Vertrieb FOTO: BERLINER MORGENPOST/RETO KLAR

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