Berliner Wirtschaft 5/2018

MEINUNG & MACHER 23 BERLINER WIRTSCHAFT 05/18 120 Millionen Menschen in chinesischen Städten sind potenziell an westlicher Musik interessiert. S tellen Sie sich fol- gende Szenerie vor: Sie, Unternehmer, kontaktieren Ih- re Verwaltung mit einemAn- liegen. Daraufhin erhalten Sie innerhalb von drei Ar- beitstagen eine Eingangsbe- stätigung, in welcher der zu- ständige Ansprechpartner genannt ist. Erste Informatio- nen zumweiteren Verfahren erreichen Sie innerhalb von sieben Tagen. Besprechungen bei Ihnen vor Ort, die aufgrund Ihres Anliegens notwendig sind, erfolgen innerhalb von acht Tagen. Sie meinen, das sei Utopie? Dann dürfen Sie jetzt über- rascht sein: Hierbei handelt es sich um die ersten drei von insgesamt 14 Gütekriterien, die eine mittelstandsorientier- te Stadt, einen Landkreis oder eine Kommune ausmachen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich an wei- teren Kriterien laben: abschließende Bearbeitung von Bau- anträgen innerhalb von 40 Tagen; Bezahlung von Auftrags- rechnungen in 15 Tagen; Bearbeitung von Flächenanfragen innerhalb von drei bis fünf Tagen. Das aus Berliner Sicht nahezu Unfassbare gibt es unter dem Namen „Gütegemein- schaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltungen“. Mittlerweile haben rund 30 Städte und Gemeinden der Einsicht, dass eine mittelstandsorientierte Verwaltung ein wichtiger Standortfaktor ist, handfeste Taten folgen lassen. Mit dem Ziel, attraktive Rahmenbedingungen für mittel- ständische Unternehmen zu entwickeln, die ihren Beitrag zuWohlstand, Wachstum, Arbeits- und Ausbildungsplätzen leisten, unterzieht sich die Verwaltung einer TÜV-Zertifi- zierung. Wer diese im Hin- blick auf die besagten 14 Gü- tekriterien erfolgreich absol- vieren will, nimmt Prozesse und Bürokratie unter die Lu- pe und bezieht dabei Un- ternehmen und Verwal- tungsmitarbeiter mit ein. Am Ende schmückt sich die Ver- waltung mit dem bundes- weit einheitlichen RAL-Gü- tezeichen, das für alle Betei- ligten nur Vorteile bereithält. Denn die Wirtschaft ist nicht der einzige Profiteur. Beteiligte Kommunen berich- ten, dass dieser Prozess auch ein Gefühl der Wertschätzung bei den Mitarbeitern erzeugt, das seine Wirkung auf Moti- vation und Engagement nicht verfehlt. Da die Zertifizierung nicht von Dauer und regelmäßige Verteidigung notwendig ist, ist allseits Kontinuität sichergestellt. Die Stadt Eisenach oder der Landkreis Paderborn haben es aufgrund ihrer Größe sicherlich etwas einfacher als Berlin. Dennoch wäre hier ein Pilot zum Beispiel mit einem ausgewählten Bezirk möglich, der sich bei dieser Gelegenheit auch zum attrakti- ven Arbeitgeber mausern könnte. Wieso eigentlich nicht? Die moderne Verwaltung ist ein Dauerbrenner im Kompetenzteam Mittelstand der IHK Berlin. Wenn Sie An- regungen zu diesem Thema haben, kontaktieren Sie uns unter: www.ihk-berlin.de/kompetenzteam Andere Kommunen beweisen, dass Behörden mittelstandsorientiert agieren können – warum nicht in Berlin? Verwaltung kann effektiv sein MITTELSTANDSKOLUMNE SEBASTIAN STIETZEL Vorsitzender des Kompetenzteams Mittelstand der IHK Berlin und Mitglied des Vorstands der Lumaland AG FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Wegener: Spotify und YouTube sind gut für uns. Für die ist Content ganz, ganz wichtig – das gilt auch für einen Katalog wie den unseren mit vie- len bekannten älteren Titeln. Wir haben dafür ei- neVertriebsvereinbarung mit einemContent-Ag- gregator abgeschlossen, der unsere Rechte gegen- über Plattformen wie Spotify, YouTube, Amazon oder Apple vermarktet. Meisel: Weil der Bedarf an Content immer größer wird, werdenmittlerweile hohe Summen gezahlt, um Musikrechte zu übernehmen. Und wenn wir an China denken, dann schlummert da noch ein Riesenmarkt. Von Hongkong über Schanghai bis Peking haben wir einen Markt von 120 Millionen Menschen, die immer mehr an westlicher Musik interessiert sind. Auf dem Land ist das Interesse noch nicht da. Indien ist auch ein schlafender Gi- gant. Dort sind wir gerade dabei, eine Vereinba- rung mit einem indischen Partner abzuschließen. Berlin gilt heute als Metropole der Kreativen. Profi- tieren Sie von diesemBoom, weil zumBeispiel immer mehr Künstler nach Berlin wollen? Meisel: Ja, die gesamte Musikbranche konzen- triert sich immer mehr auf Berlin. Und es kom- men immer mehr Künstler aus Amerika, aus Australien und auch aus der europäischen Mu- sikhochburg London. Was die Musikbranche an- geht, ist Berlin also wirklich sexy.

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