Berliner Wirtschaft 4/2018

VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG FINANZEN Das Geld kommt von der Bank Kreditinstitute sind für Unternehmen maßgeblich zur Beschaffung externer Mittel. KMU erleben dabei häufiger als Großbetriebe Hürden auf dem Weg zur Finanzierung von Vorhaben A llen Veränderungen durch Digitalisierung und Flexibilisierungs- trends zum Trotz: Bei der externen Finanzierung sind deutsche Unternehmen noch im- mer stark bankenorientiert. Bank- kredite mit unterschiedlichen Laufzeiten stellen – nach der Fi- nanzierung aus internen Mitteln – die wichtigste Quelle zur De- ckung des Finanzierungsbedarfs dar. 55 Prozent der Unternehmen gaben bei einer Befragung der KfW an, im zurückliegenden Jahr Kreditverhandlungen geführt zu haben. Positives Finanzierungsklima Der Zugang zu Bankkrediten und die Bedingungen, unter denen dieser erfolgt, sind maßgeblich für die Mittelbeschaffung. Sie be- stimmen vorrangig das „Finanzie- rungsklima“ der Unternehmen. Im vergangenen Jahr registrierte die KfWbei ihrer turnusmäßigen Un- ternehmensbefragung erstmals seit längeremeine Eintrübung des Finanzierungsklimas – und das trotz solider Konjunktur, hoher Ei- genfinanzierungskraft und weiter verbesserter Ratingnoten. Dabei bewerteten die 2.100 befragten Unternehmen im historischen Vergleich das Finanzierungskli- ma allerdings noch immer ausge- sprochen positiv. Der Anteil der Unternehmen, der von gestiegenen Schwierig- keiten beim Kreditzugang be- richtete, stieg im Vergleich zur Vorjahresumfrage um zwei Pro- zentpunkte auf 16,7 Prozent. Ei- ne Verbesserung des Finanzie- rungsklimas meldeten hingegen 12,5 Prozent, ein leichtes Plus von 0,8 Prozentpunkten. Generell, so das Resümee der Untersuchung, bestehen zwi- schen kleinen und großen Unter- nehmen deutliche Unterschiede beimKreditzugang: Kleine Unter- nehmen beurteilen das Finanzie- rungsklima negativer als große. So berichteten insbesondere junge und kleine Unternehmen in der KfW-Befragung von einer Verschlechterung des Kreditzu- gangs. 26,8 Prozent der kleinen Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu einer Mio. Euromelden gestiegene Schwierigkeiten beim Kreditzugang, rund siebenmal so viele wie unter den Unternehmen mit über 50Mio. EuroUmsatz. Jun- geUnternehmen (jünger als sechs Jahre) meldeten mit 28,7 Prozent noch häufiger Erschwernisse bei der Kreditaufnahme. Bessere Ratingnoten Die Ratingnoten der Unterneh- men, also die Bewertung des Kre- ditnehmers durch das Kreditinsti- tut, verbesserten sich laut den Er- gebnissen der Umfrage auf breiter Front. Fast ein Drittel der Unter- nehmen (30,9 Prozent) berichte- te von einer verbesserten Boni- tätsbeurteilung. Nur 9,3 Prozent meldeten dagegen Verschlech- terungen. Ursache für die insge- samt positive Entwicklung der Bonitätseinschätzungen dürfte die solide konjunkturelle Lage in Deutschland sein, die sich über die Finanzkennziffern undGeschäfts- erwartungen positiv auf die Ra- tingnoten auswirkt. Der Bankkredit ist für Unternehmen erste Wahl bei der Finanzierung FOTO: GETTY IMAGES/STOCK4B-RF Factoring Finanzierung breiter aufstellen 15 Prozent der KMU nutzen den Verkauf von Forderungen Finanzierungen, die Kredite er- gänzen oder ersetzen können, rücken ins Blickfeld des Mittel- stands. 57 Prozent der KMU in Deutschland wünschen sich laut einer repräsentativen Studie des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand mehr Unabhän- gigkeit von der Hausbank. In modularen Lösungen sieht jeder zweite Finanzentscheider in KMU Vorteile. So erklären 48 Pro- zent, eine ausgewogene Finanzie- rung umfasse neben Eigen- und Fremdkapital auch Beteiligungen, Factoring und Leasing. Ein Um- denken weg von der Monokultur zeichnet sich seit Jahren ab. 2014 hatten bereits 47 Prozent der Befragten eine breiter aufgestellte Finanzierung für sinnvoll gehalten. Factoring als ein bankenunab- hängiges Modell spielt dabei eine immer größere Rolle. Derzeit nutzen 15 Prozent der KMU (2014: 14 Prozent) den laufenden Ver- kauf von Forderungen als Finan- zierungsform.

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