Berliner Wirtschaft 1/2020

Park+Ride-Anlagen nötig. Darüber hin- aus bilden Radschnellverbindungen gerade in Verknüpfung mit dem ÖPNV ein Potenzial, das bislang noch nicht gehoben wurde. Für den Erhalt der Mobilität von Waren geht es nach Überzeugung der Experten von Agora Verkehrswende unter anderem darum, den Stadtver- kehr nach Kriterien wie Verlässlichkeit, Klimaschutz und Verkehrssicherheit zu organisieren undmehr Platz zu schaffen für ein sicheres Neben- und Miteinan- der von Lieferverkehr und Radverkehr. Der Lieferverkehr benötigt dafür freie Lade- und Lieferzonen. Zudem zählen zu den wesentlichen Voraussetzungen einer effizienten Paket- und Lieferlo- gistik geeignete Logistikflächen und Umschlagplätze in den Stadtquartieren, sogenannte Mikrodepots. Denkbar wäre für den städtischen Güterverkehr auch ein dynamischer Preismechanismus, der nach Zeit, Ort und Emissionen dif- ferenziert in der gesamten Hauptstadt- region dafür sorgt, Stauspitzen zu bre- chen und einen Anreiz zur Bündelung von Fahrten zu geben. ENERGIE Es gibt noch weitere Themenfelder, die einen starken Einfluss auf ein ressour- censparendes und nachhaltiges Leben und Arbeiten in diesem Jahrzehnt haben werden, Energie und Umwelt etwa. Zen- trales Ziel des Senats ist ein klimaneutrales Ber- lin im Jahr 2050. Damit das realistisch bleibt, sol- len bereits bis 2030 klimaschädliche Kohlendio- xid-Emissionen um 60 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 gesenkt werden. Dies wird nur durch ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen zu errei- chen sein. Ein umweltfreundliches und energie- effizientes Berlin im Jahr 2030wird beispielsweise aus Neubauquartieren bestehen, die sich durch Klimaneutralität auszeichnen. „Ihre Gebäude sind intelligent miteinander vernetzt und erzeu- gen den benötigten Strom weitestgehend selbst“, beschreibt Michael Geißler, Chef der Berliner Energieagentur. „Stromspeicher sind selbstver- ständlich, genausowie zumBeispiel Elektroautos, die Sonnenenergie tanken, zudem wurden viele Bestandsquartiere modernisiert und benötigen ÖPNV, Fuß- und Radverkehr, zu einem Mobili- tätsverbund weiterentwickelt, der neue Mobili- tätsdienste wie Car- und Ridesharing integriert.“ Bei allen Gedankenspielen spielt der Ausbau des ÖPNV eine entscheidende Rolle. Ziel wird sein, dass mehr Menschen in der wachsenden Stadt ihre beruflichen Wege mit dem ÖPNV zurück- legen. „Dafür muss das Pendeln mit dem ÖPNV attraktiver werden“, ist sich Anne Klein-Hitpaß sicher. „Es braucht ein qualitativ hochwertiges Angebot, mit attraktiven Takten und Preisen.“ Für ein qualitativ hochwertiges Angebot gelte es unter anderem, das Regional- und S-Bahnangebot schnell und stark auszuweiten, das U-Bahn-An- gebot zu ergänzen, das Tram- und Busangebot zu verbessern sowie die Netze enger zu verknüp- fen. Zudem seien sichere Fahrradabstell- sowie Michael Geißler Geschäftsführer Berliner Energie- agentur GmbH Der Chef der Berliner Energieagentur setzt auf die Verknüpfung der Sektoren Wärme, Strom und Verkehr, um mehr erneu- erbare Energien in das Gesamtsystem zu integrieren und damit Berlin zu einer klimafreund- lichen Metropole zu machen. FOTO: CHRISTIAN KIELMANN 24 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2020

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