Berliner Wirtschaft Juni 2024

Alexander Müller, Co-Founder von Workist, schätzt am KI-Standort Berlin das enge Netzwerk Alexander Müller kann sich an eine prägnante Szene gut erinnern. Vor der Startup-Gründung war er mit seinen Kompagnons Tim Wegner und Fabian Brosig durch die Republik getourt und hatte sich bei Unternehmen angeschaut, wie deren administrativen Prozesse laufen. „In einer Firma holte sich eine Mitarbeiterin einen Stapel Faxe vom Gerät, ging Posten für Posten die Bestellungen durch, um dann die georderten Produkte in ein ERP-System einzugeben. Wir waren überrascht, wie viele Aufgaben noch von Hand erledigt werden.“ Das sei weder zeitgemäß noch eine sinnstiftende Arbeit, so Müller. Wie man alle administrativen Prozesse im Unternehmen mit KI automatisieren kann, das sollte der Kern ihres Geschäftsmodells werden. Vom E-Mail-Eingang bis zur Übertragung ins ERP-System sollen alle Dokumente dank KI zeitsparend verarbeitet werden, sodass sich die Beschäftigten auf andere Aufgaben konzentrieren können. Lange vor dem Hype um ChatGPT gründeten die drei im September 2019 die Workist GmbH und sitzen heute mit 53 Beschäftigten im Zentrum der Berliner Start-up-Szene. In der Linienstraße in Berlin-Mitte, nur ein paar Gehminuten vom Rosenthaler Platz entfernt, wo sich im legendären Café St. Oberholz von Gastronom Ansgar Oberholz die Start-up-Szene ganz analog trifft, haben die KI-Experten ihr Quartier bezogen. Bis Ende des Jahres soll das Team auf 70 gewachsen sein. Internationalisierung im Blick Kunden sind vor allem Mittelständler aus dem produzierenden Gewerbe und Großhandel mit großem Bestellvolumen und Sitz in der DACH-Region. Bis Ende des Jahres will Workist die Internationalisierung starten mit Fokus auf den US-amerikanischen Markt. Für ihre Kunden hat Workist eine Software-as-a-Service-Lösung entwickelt, die sie in der Cloud abrufen. Nur wenn eine Unbekannte auftaucht, ist statt der Maschine der Mensch gefragt. „Das kommt zum Beispiel vor, wenn ein Kunde ein Produkt bestellt, das es gar nicht mehr gibt und welches das System deshalb nicht kennt“, erklärt Müller, der Wirtschaftsinformatik studiert hat und unter anderem Erfahrungen mit ERP-Systemen bei SAP sammelte. Dann greift der Mitarbeiter ein. Ziel sei es, dass das System dank KI durch das Feedback des Menschen immer mehr lerne und dadurch perfekter werde. Am Standort Berlin schätzt Müller die hohe Talentdichte „Wir finden problemlos Leute, die KI in die Anwendung bringen wollen.“ Ein Pluspunkt sei auch das große Netzwerk aus Wagniskapitalgebern und anderen jungen KI-Firmen. „Man trifft sich einfach um die Ecke auf einen Kaffee.“ ■ Gut vernetzt Den Unternehmer per QR-Code auf LinkedIn kontaktieren: Die Workist GmbH unterstützt mit ihrem KI-basierten Tool vor allem mittelständische Produzenten und Großhändler mit hohem Bestellvolumen KI verarbeitet Auftrag Alexander Müller Wir waren überrascht, wie viele Aufgaben noch von Hand erledigt werden. Künstliche Intelligenz | 25 Berliner Wirtschaft 06 | 2024

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