Berliner Wirtschaft Juni 2024

Wenn die Deutsche Bahn wissen möchte, wie stark verschmutzt ihre S-Bahn-Waggons sind oder wie stark ausgelastet die Abteile, muss sie nur das umfangreiche Bildmaterial aus ihren Kameras analysieren. „Die Bahn kann zum Beispiel dank der Daten über die Auslastung die Taktung der Züge verbessern“, erklärt Marian Gläser, Geschäftsführer und Mitgründer der Brighter AI Technologies GmbH. Der Haken: Die gefilmten Menschen müssen unkenntlich gemacht werden. So will es die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). „Nur dann dürfen die Firmen diese Daten kommerziell nutzen, weil die im öffentlichen Raum ohne ihr Wissen Fotografierten nicht gefragt werden können, ob man ihr Bild nutzen darf“, sagt der IT-Experte, der sich auch im KI Bundesverband für Datenschutz engagiert und heute an den Standorten Berlin und München 25 Mitarbeitende beschäftigt, rund 30 sollen es Ende des Jahres sein. Sein im Sommer 2017 mit Patrick Kern als Spin-off des börsennotierten Automobilzulieferers Hella gegründetes Unternehmen liefert die Technologie, um mithilfe generativer neuronaler Netze die Gesichtszüge abzuändern, etwa die Augen zu vergrößern oder die Nase zu verkleinern, sodass die Person nicht mehr zu erkennen ist. Auch Autokennzeichen können die Berliner verfremden. So entstand der Firmenslogan: Schütze jede Identität in der Öffentlichkeit. Kunden sind Unternehmen aus dem öffentlichen Sektor wie Deutsche Bahn, dem Gesundheitswesen und der Automobilbranche wie VW, die umfangreiches Daten- und Videomaterial in der Öffentlichkeit sammeln. Sie schließen meist mehrjährige Lizenzverträge mit Brighter AI ab und erhalten dafür datenschutzkonform bearbeitete Bilder und Videos. Facebook-Mutter Meta etwa wertet mit der Software Daten aus seiner VR-Brille aus. VW nutzt die Technologie bei selbstfahrenden Autos. Trifft ein, was US-Brancheninsider munkeln, dürfte Brighter AI bereits heute eine interessante Partie sein. Laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ von Anfang Februar 2024 soll angeblich Apple das Berliner Unternehmen übernehmen wollen. Das wäre ein zweiter Paukenschlag in der innovativen Szene. Erst im vergangenen Jahr war der Berliner KI-Spezialist G2K, an dem der Berliner Unternehmer Harald Christ beteiligt war, für einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an den US-Konzern ServiceNow verkauft worden, damals der größte KI-Deal in Deutschland. ■ Gut vernetzt Gründer Marian Gläser auf LinkedIn unter dem QR-Code: Überwachungstechnik datenschutzkonform einsetzen, dieses Ziel verfolgt der KI-Ansatz von Brighter AI. Was Kameras und Sensoren einsammeln, verfremdet die Software Netze ändern Nasen 2017 gründeten Marian Gläser (l.) und Patrick Kern Brighter AI als Spin-off des Autozulieferers Hella FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 06 | 2024

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