Berliner Wirtschaft Juni 2024

Berliner KI-Start-ups hätten Services entwickelt, die auch für den Mittelstand interessant sind. So verbessert Parloa den Kundenservice, Scoutbee optimiert Beschaffungs- und Lieferketten. Elephant generiert Aus- und Weiterbildung für gewerbliche Mitarbeiter. „Auch bei den KMU ist angekommen, dass KI großes Potenzial birgt, aber in der Umsetzung stehen viele noch am Anfang.“ Das bestätigt auch die aktuelle Digitalisierungsumfrage der IHK Berlin. Kleinere Unternehmen bis 50 Mitarbeitende setzen KI deutlich seltener ein (25 Prozent) als größere (43 Prozent). Auch bei der Planung von neuen Projekten für den KI-Einsatz sind größere Betriebe zurzeit deutlich aktiver. Knapp zwei Drittel planen bereits den (zusätzlichen) KI-Einsatz in absehbarer Zukunft in ihrem Betrieb. Unter den kleineren Unternehmen sind dies gut 35 Prozent. Ein Drittel der KI-Start-ups in Berlin Wie bei den innovativen Fintechs hat sich Berlin bei KI-Start-ups zu einem Hotspot entwickelt. Laut der jüngsten Studie des appliedAI Institute for Europe gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 508 KI-Start-ups, davon sitzt rund jedes dritte in Berlin. Damit liegt die Hauptstadt vor Bayern (24,6 Prozent) und Baden-Württemberg (9,6 Prozent). Laut Berlin Partner erwirtschaften die KI-Unternehmen einen Umsatz von 500 Millionen Euro. Trotz Finanzierungsklemme in der Gründerszene erhielten die finanzierten KI-Start-ups laut Studie im Schnitt 14,8 Mio. US-Dollar, der Median lag bei 5,4 Mio. US-Dollar. Neben den Start-ups haben sich zahlreiche weitere Player etabliert. Allein an den Berliner Universitäten und Hochschulen gibt es mehr als 65 Professuren und diverse Forschungsteams zu Themen- und Anwendungsfeldern von KI, darunter das im Juli 2022 gestartete Kompetenzzentrum BIFOLD (The Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data). Das mit Mitteln vom Bundesforschungsministerium und vom Land Berlin geförderte BIFOLD ist eins von fünf KI-Zentren in Deutschland – die übrigen sitzen in München, Dresden/­ Leipzig, Dortmund und Tübingen – und entstand aus der Zusammenlegung von zwei Zentren, die sich mit Big Data und Maschinellem Lernen beschäftigt hatten. So brachte man zusammen, was zusammengehört. „Wir brauchen maschinelles Lernen, um Erkenntnisse aus den gro43 % der Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden setzen laut Digitalisierungs- umfrage der IHK Berlin bereits auf KI, kleinere erst zu 25 Prozent. ßen Datenmengen gewinnen zu können“, erklärt Jack Thoms, Managing Director am BIFOLD. Nach abgeschlossenem Aufbau des Zentrums werden sich mehr als 300 wissenschaftliche Mitarbeitende mit KI beschäftigen. Schwerpunktmäßig geht es im BIFOLD darum, wie die immer größeren und heterogenen Datenmengen effizienter genutzt werden können und Echtzeitanalysen ermöglichen. Um den Austausch mit der Wirtschaft zu fördern, wird in gemeinsamen Labs gearbeitet, etwa mit BASF. Das vom Bundeswirtschaftsministerium und vom Land Berlin geförderte K.I.E.Z. ist das größte Modellvorhaben des Bundes zur Stärkung wissenschaftsbasierter KI-Start-ups. Gefördert werden wissenschaftsbasierte KI-Teams über den gesamten Start-up-Lifecycle: von der Proto- typenentwicklung über die Geschäftsmodellierung bis zur frühen Wachstumsphase. Seit der Gründung im Jahr 2021 konnten die mittlerweile zwölf Beschäftigen von K.I.E.Z. bereits mehr als 60 KI-Start-ups fördern. Allein 28 junge KI-Firmen haben das sechsmonatige Accelerator-Programm auf dem Merantix AI Campus in Berlin-Mitte erfolgreich abgeschlossen. Unterstützt wurden die Start-ups vor allem mit KI-Know-how sowie Zugang zu Kapitalgebern und zu einem starken Berliner Ökosystem. Florian Schütz, Geschäftsführer des Ende 2021 gegründeten Vereins KI Park, will KI-Innovationen in Deutschland und Europa beschleunigen. Aus Berlin knüpft KI Park gerade ein europaweites Netzwerk mit Ablegern in Nürnberg-Erlangen, im Ruhrgebiet, in Stockholm, Österreich und der Schweiz. „Ziel ist es, unterschiedliche lokale Aktivitäten in KI-Hochburgen zu fördern und ortsübergreifend mit den anderen Standorten zu vernetzen“, sagt Schütz. So sei für Berlin das Thema KI für den öffentlichen Sektor wichtig, in Bayern etwa seien es die Bereiche Kommunikationstechnologie und Recht. Geldgeber des Vereins sind die aktuell 142 Mitglieder. Unter ihnen finden sich neben großen Unternehmen wie VW, Schäffler und HP auch Mittelständler und Start-ups, dazu Forschungseinrichtungen wie DLR, Acceleratoren wie K.I.E.Z, Transfer- büros von Universitäten und Verbände. Im KI Park tauschen sich die Mitglieder aus, identifizieren die für sie relevanten KI-Trends und arbeiten gemeinsam an Projekten. Trotz geballter Stärken und vieler Chancen mangelt es nicht an Herausforderungen. Für FOKUS | Künstliche Intelligenz | 20 Berliner Wirtschaft 06 | 2024

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