Berliner Wirtschaft Juni 2024

Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin die Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche, die eine Erholung des Gesamtindikators ausbremsen. Der Saldo für die Dienstleister sank auf einen für den in Berlin so wichtigen Sektor vergleichsweise schwachen Wert. Dagegen konnte sich der Indikator in der Industrie, dem Handel und im Gastgewerbe erholen. Der Saldo zu der Investitionsintensität steigt leicht um einen Punkt und verbleibt damit zum dritten Mal in Folge auf relativ niedrigem Niveau. Auch hier sind es die Dienstleistungsunternehmen, die bremsend wirken, da sie ihre Investitionsintensität verringern wollen. Dagegen wollen die Industrieunternehmen und das Baugewerbe wieder deutlich mehr investieren. Nach ihrer Finanzlage befragt, geben 62 Prozent der Unternehmen an, dass sie keine Beeinträchtigung wahrnehmen. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Als Probleme werden inzwischen häufiger die Zinshöhe, die notwendigen Sicherheiten und die Dokumentationspflichten genannt. Die Zinshöhe wird von jedem fünften Unternehmen als problematisch angeführt. Die beiden Letztgenannten werden von 13 beziehungsweise 12 Prozent der Unternehmen genannt und fallen damit jeweils vier Punkte höher aus als im Vorjahr. Neben den strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen stehen die Unternehmen damit auch zunehmend finanziellen Hürden gegenüber. Mehr Hürden als Chancen Es wird immer deutlicher, dass auch die Berliner Wirtschaft in einer strukturellen Krise steckt. Sie mag im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern etwas schneller wachsen. Doch von einem stabilen Wachstumstrend kann keine Rede sein. Die Unternehmen sehen immer mehr Hürden und immer weniger Chancen. Der Inlandsabsatz bereitet inzwischen drei von vier Unternehmen Kopfzerbrechen. Mehr als die Hälfte der Befragten leidet unter den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Noch immer nennt ein Drittel die Energiepreise ein unternehmerisches Risiko, und 42 Prozent ringen mit dem Fachkräftemangel. Inlandsabsatz, Fachkräftemangel, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen: Die Bewertung dieser Risiken durch die Unternehmen kennt seit einem Jahr nur eine Richtung – nach oben. Um der Wirtschaft wieder einen soliden Wachstumspfad zu eröffnen, muss das Gegenteil geschehen – die Risiken müssen endlich wieder abnehmen. ■ 108 Zähler beträgt der Konjunkturklimaindex aktuell, sechs Punkte weniger als zum Jahresbeginn. 62 % der Berliner Unternehmen sehen ihre Finanzlage aktuell nicht beeinträchtigt. Patrick Schulze, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-226 patrick.schulze@ berlin.ihk.de Konjunkturklimaindikator Die negative Stimmung im Berliner Dienstleistungsgewerbe bremst eine Erholung des Gesamtindikators aus Indikatoren für das Konjunkturklima Die Geschäftserwartungen haben sich gut entwickelt, die Investitionsbereitschaft nimmt ab (Angaben in Prozent) 150 Konjunkturklimaindikator 60 148 86 50 75 100 125 2014 '15 '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 '24 jeweils zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst 108 46 35 19 Geschäftslage JB 2024 51 21 28 JB 2024 29 22 40 9 JB 2024 57 22 21 JB 2024 51 32 17 FS 2024 60 21 19 FS 2024 23 24 47 6 FS 2024 60 23 17 FS 2024 gut befriedigend schlecht Geschäftserwartungen Investitionspläne Beschäftigungspläne gleichbleibend günstiger ungünstiger steigend gleichbleibend fallend steigend gleichbleibend fallend keine FOTOS: GETTY IMAGES/JIOJIO, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Konjunktur | 11 Berliner Wirtschaft 06 | 2024

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