Berliner Wirtschaft 10/2020

auch die Agentur von sich reden. Ob es nun diese Form des Social Sponsoring ist, ob es gut plat- zierte Spenden oder gemeinnützige Stiftungen sind: Unternehmen punkten, wenn sie gesell- schaftliche Verantwortung übernehmen. Auch Zalando denkt nicht nur in Mode und Lifestyle: Seit bald sechs Monaten verkaufen die Berliner nichtmedizinische Stoffmasken. Laut Kate Heiny, Director Sustainability, ging der Gewinn aus demVerkauf an Humedica, die Hilfe gegen das Coronavirus leistet. Allein in den ersten zwei Monaten sind so 780.000 Euro zusammen- gekommen, die es möglich machen, in Ländern wie Äthiopien, Brasilien und Indienmit Essenspa- keten, Schutzausrüstung und Aufklärung zu hel- fen. Mittlerweile kommen die Verkaufserlöse als Spenden der gemeinnützigen Organisation Ashoka zugute, die ebenfalls Sozialunternehmen beim Kampf gegen Corona unterstützt. Der Berliner Cornelsen Verlag für Bildungs- medien geht einen anderen Weg. Er fördert mit seiner gemeinnützigen Stiftung Lehren und Ler- nen die Wissenschaft wie auch die Praxis. „Wir lassen uns davon leiten, wie wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die größteWirkung erzielen können“, sagt Wolf-Rüdiger Feldmann, Vorsitzender des Stiftungsbeirats. Und weil Lehr- kräfte relevant für die Qualität des Systems Schule sind, liege es nahe, einen Beitrag zur weiteren Pro- fessionalisierung von Lehrkräften zu leisten. Das gilt sowohl für die von der Stiftung finanzierten Sommeruni als auch für den Zukunftspreis, der an Lehrerinnen und Lehrer geht, die Besonde- res geleistet haben. Er wird auf der Fachmesse Didacta verliehen. „Dadurch erzielen wir eine große Breitenwirkung“, weiß Feldmann, der auch Vorstandsmitglied der Franz Cornelsen Unter- nehmensstiftung ist. Interessierten, die erwägen, eine Stiftung zu gründen, rät Feldmann, sich inhaltlich an die Aktivitäten des Unternehmens anzulehnen. Denn: „Der Stifter kennt sich in diesem Umfeld aus, weiß also, wo Förderung dringend nötig ist, verfügt gegebenenfalls auch über ein Netzwerk, das ihmbei der Führung der Stiftung helfen kann, und eignet sich durchweg bestens als Ansprech- partner, wenn es um Spenden geht.“ Da aufgrund der lange anhaltenden Niedrig- zinsphase die Erlöse aus Stiftungskapital mittler- weile generell gering ausfallen, wächst dieHeraus- forderung, dem Stiftungszweck noch nachkom- men zu können. „Deshalb ist für uns die Nähe zum Verlag von Vorteil, um Drittmittel bei der Cornelsen Gruppe einzuwerben“, sagt Feldmann und ergänzt: „Nur so können wir mittlerweile unsere beiden Programme –wobei die Sommer- uni dieses Jahr coronabedingt leider ausfallen musste – weiter wahrnehmen.“ Auch profitiere die Stiftung noch von stillen Rücklagen, die in guten Jahren gebildet worden seien. Spenden sind trotzdem gerne gesehen. Soge- nanntes Zustiften, in dessen Rahmen beispiels- weise Dritte das Stiftungsvermögen aufstocken, sei eher die Ausnahme, so Feldmann. Das ist dann interessant, wenn sich der Stiftungs zweck zum einen mit dem deckt, was der Zustifter erreichen möchte, und sein Engagement zum anderen in der Öffentlichkeit publik wird. Feldmann: „Auch wir als Beirat müssen angesichts der geringen Zins- erträge darüber nachdenken, ob wir Zustifter als Partner einbinden wollen.“ Sein Fazit: „Je besser wir Mittel bündeln können, umso größer kann die Wirkung sein.“ ■ Spenden. Firmen fördern mitunter Organisati- onen gegen eine steuerwirksame Spendenbe- scheinigung. Entscheidend ist dabei, dass es sich um Förderungen gemeinnütziger, mildtätiger oder kirchlicher Zwecke handelt, diese freiwillig bzw. uneigennützig sind, kein Entgelt darstellen und keinen wirtschaftlichen Zusammenhang mit den Leistungen des Empfängers haben. Grenzen. Für Betriebe gelten die einkommen- steuerrechtlichen Vorschriften analog, womit maximal ein Abzug bis zu 20 Prozent des Unter- nehmenseinkommens vor Abzug von Spenden und Verlust möglich ist. Alternativ kommt ein Abzug mit bis zu 0,4 Prozent der Summe aus Umsätzen, Löhnen, Gehältern in Betracht. Ist die Summe höher, kann der Überschuss als Spen- denvortrag aufs Folgejahr übertragen werden. Zustiften. Firmen können auch das Vermögen einer Stiftung aufstocken. Im Jahr der Zuwen- dung und in den neun Folgejahren können bis zu eine Million Euro geltend gemacht werden. Wie dieser Höchstbetrag auf die zehn Jahre verteilt wird, entscheidet dabei der Zuwendende. Da die Tücke oft im Detail liegt, ist es ratsam, einen Experten mit einzubinden. Was steuerlich zählt Steuerberater Björn Schürmann erläutert, was bei sozialem Engagement bedacht werden muss Steuerexperte Björn Schürmann ist Geschäftsführer der Berliner Schür­ mann, Schürmann & Schürmann Steuerberatungs­ gesellschaft Wolf-Rüdiger Feldmann Vorsitzender des Stiftungsbeirats der Stiftung Lehren und Lernen des Cornelsen Verlags Wer eine Stiftung gründen will, sollte sich inhaltlich an die Aktivitäten des Unter­ nehmens an­ lehnen. 57 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020 SERVICE | Stiften & Spenden

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