Berliner Wirtschaft 10/2020

in Tegel und Schönefeld 35,6 Millionen Fluggäste gezählt? Aktuell fertigen wir im Schnitt rund 25.000 Passa- giere täglich ab, im Vorjahr waren es 100.000. Für das Jahr 2020 erwarten wir insgesamt gut zehn Mil- lionen Passagiere. Das ist ein gravierender Einbruch. Aber wir stehen damit noch besser da als die meisten anderen Flughäfen, denen die Interkontinentalver- bindungen fehlen. Im Juli waren wir nach Frankfurt die Nummer zwei unter den Flughäfen in Deutsch- land, wir hatten mehr Verkehr als München, der zweitgrößte deutsche Airport. Wie wirkt sich die Pandemie auf die Wirtschafts­ planungen der FBB aus? Ihre Umsatzerlöse lagen 2019 bei 416,1 Millionen Euro, das Gros davon entfiel mit rund 75 Prozent auf den Flugbetrieb. Der Konzernjahresfehlbetrag lag bei 95,8 Millionen Euro. Seit Jahren hat die FBB ein positi- ves Ebitda. In der Krise ist das natür- lich anders. Wir arbeiten zurzeit am Wirtschaftsplan für 2021, der Ende 2020 von den Aufsichtsgremien beschlossen wird. Ende Juli haben Sie bei den Eigen­ tümern, dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg, auf weitere finanzielle Unterstützung für den BER gepocht. Ohne diese würde der BER die Krise nicht überstehen. Am Ziel, 2023/24 schwarze Zahlen zu schreiben, könne nicht festgehal­ ten werden. Wir haben eine Zusage der Eigen- tümer, uns im Jahr 2020 mit bis zu 300 Millionen Euro zu unterstützen. Wir werden diese Summe nicht ganz benötigen, weil wir selbst viele Maß- nahmen getroffen haben und in die- sem Jahr rund 50 Millionen Euro ein- sparen. Aber in der größten Krise der Luftverkehrswirtschaft seit demZwei- ten Weltkrieg werden alle Flughäfen und Airlines noch einige Zeit Hilfen benötigen. Was bedeutet die Finanzklemme für die Stellen? Im Jahr 2019 hat die FBB 2.196 Mitarbeiter beschäftigt. Im Juli hatten Sie einen Abbau von 400 Stellen angekündigt. Wir haben derzeit einen Einstellungsstopp und wer- den in den nächsten Jahren 400 Stellen abbauen, allerdings nicht durch betriebsbedingte Kündigun- gen. Bereits Ende des Jahres werden wir 120 Mit- arbeiter weniger beschäftigen, als im Wirtschafts- plan vorgesehen war. Für die Hälfte der Belegschaft habenwir Kurzarbeit beantragt. Das wurde vorüber- gehend aufgehoben, weil wir imSeptember, Oktober und November alle Beschäftigten brauchen, um den neuen Flughafen ans Netz zu bringen. Nach der Inbe- triebnahme greift ein Effizienzprogramm, sodass wir mit sozialverträglichen Mitteln weitere Stellen abbauen beziehungsweise Stellen nach natürlicher Fluktuation nicht mehr neu besetzen. Neben Start-und Landegebühren ist die Vermie­ tung von Einzelhandels- und Gastronomieflächen Ryanair und Easyjet werden künftig vom BER aus fliegen. Die ersten Maschinen der Airlines landen am 31. Oktober FOTOS: AMIN AKHTAR, FOTOSTUDIO-CHARLOTENBURG 34 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020

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