Berliner Wirtschaft 10/2020

Am 31. Oktober eröffnet der Airport BER. Berlins Flughafen-Chef Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup beendet dann dreieinhalb Jahre nach Amtsantritt eine „Baukatastrophe“ von Eli Hamacher Z um Interview erscheint Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup pünktlich auf die Minute, lässt sich geduldig vom Fotografen vor Ryanair- und Easyjet-Maschinen in Szene setzen, um dann zu berichten, wie weit die Arbeiten am BER Ende August gediehen sind, was den neuen Airport auszeichnet und warum er seinen Geburtstag gern anders gefeiert hätte. Seit März 2017 ist der 63-Jäh- rige Vorsitzender der Geschäftsführung der Flug- hafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB). Zuvor war er Staatssekretär und Flughafenkoordinator in der Berliner Senatsverwaltung. Auch nach Eröffnung des BER wird der BER-Chef mit seinen Kollegen am alten, sechs Kilometer entfernten Standort am Flug- hafen Schönefeld sitzen, dann Terminal 5. Berliner Wirtschaft: Herr Lütke Daldrup, im April haben Sie gesagt: „Die Inbetriebnahme des BER war noch nie so sicher.“ Was sagen Sie heute? Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup: Nachmensch- lichemErmessen kann jetzt nichts mehr schiefgehen. Von Hartmut Mehdorn, einem Ihrer Vorgänger, stammt der Satz: „Der Flughafen wird immer fertiger und fertiger.“ Wie fertig ist der BER am 31. Oktober? Das Terminal 1 ist seit April von den Behörden freigegeben, seit Mai sind wir mit allen Prozess- partnern im Testprogramm, an dem bis Mitte Oktober auch ins- gesamt 9.000 Komparsen betei- ligt sind. Ende August gab es die bislang größte Übung: Da haben wir gemeinsam mit der Deut- schen Bahn erfolgreich die Eva- kuierung des Bahnhofs unter dem Terminal 1 und des Termi- nals selbst mit 800 Komparsen geprobt. Große Pro- bleme gibt es nicht mehr. Beim Probebetrieb geht es vor allem darum, die gesamten Abläufe immer wieder einzuüben und kleine Fehler zu finden. So haben wir zum Beispiel während der Testläufe mit den Komparsen gemerkt, dass die Wegweisung im Terminal nicht überall optimal war. Da bessern wir jetzt gerade nach. Wie muss man sich den Eröffnungstag vorstellen? AmNachmittag des 31. Oktober werden ein Flugzeug von Easyjet und eines von Lufthansa den BER paral- lel anfliegen und zeitgleich landen. Damit wird das Terminal 1 eröffnet. Wir begrüßen natürlich unsere Gäste, die erstmals am BER ankommen. Aber eine Party gibt es nicht. Für weitere Details müssen Sie noch etwas Geduld aufbringen. Der BER wird an Ihrem 64. Geburtstag eröffnet, Zufall? Ich wollte diesen Termin nicht, weil ich wusste, dass ich ständig darauf angesprochen werde. Die Kolle- gen haben sich aber durchgesetzt, aus rein operati- ven Gründen. An demWochenende vorher gehen die Herbstferien zu Ende, da gibt es noch zu viel Verkehr. Am 25. Oktober startet der Winterflugplan. Deshalb wurde erst das folgende Wochenende gewählt. Spä- ter ging es auch nicht, da mit dem nahenden Win- ter dann möglicherweise Flugzeuge enteist wer- den müssten. Wann wird der Umzug abgeschlossen sein? Wir ziehen in drei Schritten um. Es geht los am 31. Oktober mit Easyjet und einigen anderen Airlines, die erstmals am 1. November ab sechs Uhr vomBER starten. Die zweite Umzugs- wellemit weiteren Airlines wird es am 3. November geben, am 4. November geht ja die Südbahn in Betrieb. Am 7. November zieht die Lufthansa-Gruppe um. Am 8. November startet dann zum Abschied noch eine Maschine in Tegel, damit ist der reguläre Flugverkehr dort beendet. Wir werden auch Danke sagen und möglichst vielen Berlinern die Chance geben, sich vom Flug- hafen Tegel gebührend zu ver- abschieden. Dabei müssen wir natürlich auch beachten, was unter Corona-Bedingungen möglich ist. Engelbert Lütke Daldrup Vorsitzender der Geschäftsführung Im März 2017 über- nahm Engelbert Lütke Daldrup den Vorsitz der Geschäftsfüh- rung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Von 2014 bis 2017 war er Staats- sekretär des Landes Berlin, zunächst in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, dann im Geschäftsbereich des Regierenden Bürgermeisters. » FOTOS: AMIN AKHTAR Die Flughafen Ber- lin Brandenburg GmbH eröffnet den BER in schweren Zeiten: Aktuell werden nur 25.000 Passagiere durch- schnittlich pro Tag abgefertigt. Im vergangenen Jahr waren es 100.000. 31 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020 SCHWERPUNKT | Interview

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