Berliner Wirtschaft 10/2020

Zug zum Gate. Es gibt vier Zugverbindungen im Regionalverkehr pro Stunde aus Berlin zum Flughafen BER: über die Stadtbahn der Regio- nalexpress RE7 und die Regionalbahn RB14; via Ostkreuz der Flughafenexpress (FEX) und die RB22. Insgesamt sind es 240 Fahrten täglich vom und zum BER mit Regionalzügen. Dazu kommen sechs S-Bahnzüge pro Stunde. Mit der S9 und der S45 haben Passagiere alle zehn Minuten Anschluss zum Airport, in Summe ergibt das zirka 250 Fahrten täglich. Insgesamt wird es 14 Abfahrten bzw. Ankünfte pro Stunde mit der S-Bahn, der Regionalbahn und dem Intercity IC17 (nach Rostock und nach Dresden, alle zwei Stunden direkt unter dem Terminal 1) geben. Randzeiten. Auch für Früh- und Spätfluggäste sowie Beschäftigte ist der Flughafen auf der Schiene erreichbar. Um 3.30 Uhr (Ankunft) startet der Taktverkehr mit der RB aus Nauen. Die S-Bahn fährt den BER ab 4 Uhr an. Zudem verkehren Express-Nachtbusse. Alle Infos zu An- und Abreise zum BER mit öffentlichen Verkehrs- mitteln unter: vbb.de/BER Buskonzept Airport-Region. Informationen zum neuen Buskonzept Airport-Region, zum Busan- gebot rund um den BER, zu neuen Stadt-Um- land- sowie PlusBus- und Nachtbuslinien gibt es ebenfalls online: vbb.de/ber/infothek Per ÖPNV zum BER 14-mal pro Stunde geht es auf der Schiene aus Berlin zum neuen Flughafen SCHWERPUNKT | Wirtschaftsfaktor BER 22 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020 F ür den Taxifahrer war es die erste Fahrt von Berlin nach Schönefeld seit April. Natürlich habe er sich über den lukrativen Auftrag gefreut, sagt der Berliner, der dem neuen Großflughafen allerdings so gar nichts abgewin- nen kann: „Ich hoffe, dass es nicht klappt.“ Tegel sei perfekt erreichbar, bei Stau könne man über diverse Routen ausweichen. „Zum BER führt nur die A100. Ist die voll, haben Sie Pech.“ Auch um seine Umsätze fürchtet der Taxifahrer. 25 Euro nach Tegel könnten sich viele leisten, 45 Euro nach Schönefeld schon deutlich weniger. Einziger Lichtblick: Nach acht Jahren Streit wurde Mitte September vereinbart, dass auch Berliner Taxen am BER Fahrgäste aufnehmen dürfen. Airlines und natürlich die Flughafengesell- schaft, allen voran ihr Chef Engelbert Lütke Daldrup, seit 2017 im Amt, können es hingegen kaum erwarten. „Nach menschlichem Ermes- sen dürfte jetzt nichts mehr schiefgehen“, sagt Lütke Daldrup im Interview mit der Berliner Wirtschaft (siehe Seite 30). Nach fast 14 Jahren turbulenter Bauzeit mit Planungsfehlern, Bau- mängeln, langwierigen Sanierungen und Chef- wechseln soll der neue Großflughafen – offiziell: Flughafen Berlin BrandenburgWilly Brandt, bes- ser bekannt unter seinem offiziellen IATA-Code BER – an den Start gehen. Bis zuletzt bleibt es spannend. Im April 2020 ließ Lütke Daldrup zwar wissen: „Die Inbetrieb- nahme des BER war noch nie so sicher.“ Schon da hatte aber der Corona-Lockdown die Stadt fest im Griff. Man blieb zu Hause, niemand flog. Ob Ber- lins neuer Airport tatsächlich mit fast neun Jah- ren Verspätung und insgesamt sieben Verschie- bungen von Eröffnungsterminen ausgerechnet in der seit dem Zweiten Weltkrieg schlimmsten Krise der Luftfahrt an den Start geht, darüber wurde bis zuletzt heftig spekuliert. Trotz Pleiten, Pech und Pannen, resümierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nach einer ersten Besichtigung Ende Juli: „Es stimmt, dass in China oder Istanbul weit größere Airports in vier Jahren aus der Erde gestampft wurden, aber die Ergebnisse sind mit dem BER nicht zu verglei- chen. Bei allem Spott: Berlins neuer Flughafen ist eine perfekt konzipierte, perfekt konstruierte Maschine.“ Was bedeutet der neue Großflughafen für die Region und die Unternehmen? Wo hakt es? Welche Potenziale sehen Wirtschaft, Wirt- schaftsförderer und Wissenschaftler? BER ermöglicht Wachstum Gefahr im Verzug war allemal. „An den bishe- rigen Standorten Tegel und Schönefeld ist fak- tisch kein Wachstum und damit auch keine Ver- besserung der internationalen Mobilität mehr möglich“, heißt es in einer Studie des Leipzi- ger Forschungs- und Beratungsunternehmens Conoscope und des Kowid Kompetenzzentrums für öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge im Auftrag der Flughafenge- sellschaft, die 2019 vorgelegt wurde. Im vergan- genen Jahr waren 35,6 Millionen Passagiere von TXL und SXF in die Ferien oder auf Geschäftsrei- sen geflogen bzw. hier gelandet. Für das Jahr 2035 rechnete man am BER, dem dann drittgrößten deutschen Flughafen, der zum Start eine Gesamt- kapazität von 46 Millionen Passagieren hat, mit bereits 50 Millionen Fluggästen. Susanne Henckel Geschäftsführerin Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH (VBB) Zu den rund 40 Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs im VBB gehören die DB Regio Nordost, die S-Bahn Berlin und die BVG. Über die Großen im Verbund ist der BER ans Bahn- und Busnetz angeschlossen. » FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Schnelle Anbindung mit günstigem Tarif Beim Vergleich der Flughafen-Transfers steht der BER laut VBB gut da: Berlin Hbf. – BER 30 Minuten / 3,60 Euro München Hbf. – MUC 40–50 Minuten / 11,50 Euro Frankfurt Hbf. – FRA 20 Minuten / 5 Euro London Paddington – LHR 15–20 Minuten / 24,42 Euro Paris Gare du Nord – CDG 40 Minuten / 10 Euro New York Grand Central Station – JFK 45 Minuten / 22 Euro

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1