Berliner Wirtschaft September 2020

IHK-Umfrage zeigt, dass Unternehmen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt ergreifen, sich aber nicht mit Fragen der Wetterextreme befassen von Wendy Brandt Fit für den Klimawandel? K limawandel mit seinen Auswirkungen stellt nicht nur die Politik, sondern auch die Berliner Wirtschaft vor große Her- ausforderungen. Unsere Klima-Umfrage im ersten Quartal hat ergeben, dass die rund 230 befragten Unternehmen mit dem Klimaschutz und damit mit der Einsparung von CO 2 deutlich vertrauter sind als mit Fragen von Wetterextre- men und ihren betrieblichen Anpassungsmög- lichkeiten. Die Unternehmen geben zwar an, vor allem Maßnahmen zur Gesundheitsförde- rung umzusetzen oder Anpassungen im Bereich der Lieferlogistik vorzunehmen. Diese Initiativen werden jedoch nicht zwingend im Kontext mit dem Klimawandel gesehen. Für Unternehmen stellen die extremen Hitze- tage die größte Beeinträchtigung ihrer Geschäfts- tätigkeit dar. Insbesondere spielen die körper- lichen und psychischen Belastungen für die Mitarbeiter eine Rolle, die sich in Unwohlsein, Gereiztheit, aber auch in einem Leistungsabfall widerspiegeln. Stürme, Starkregen und Über- schwemmungen behindern dahingegen vor allem den wirtschaftlichen Verkehr. Mitarbeiter oder Veranstaltungsteilnehmer und auch Kunden kön- nen häufig nicht anreisen. Hinzu kommen Trans- port- und Logistikprobleme bei Zulieferern sowie beim Erreichen der eigenen Kunden. Es müssen Umsatzeinbußen bei schwankenden Wetterer- eignissen, Produktionsausfälle oder Mehrkos- ten durch Instandsetzungsmaßnahmen in Kauf genommen werden. Rund 33 Prozent der Unter- nehmen haben schon einmal einen Schaden durch Wetterextreme zwischen 1.000 und meh- rerenMillionen Euro erlitten. Nur 26 Prozent sind dagegen versichert. Die Ergebnisse der Umfrage lassen den Schluss zu, dass die Informations- und Aufklä- rungspolitik durch eine zielgruppenspezifische Ansprache noch besser werden muss. Zudem könnten Unternehmen beispielsweise durch regi- onale Förderprogramme für Beratungsleistungen zum Aufbau eines Klima-Risikomanagements, zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz oder aber zur betrieblichen Mobilität unterstützt wer- den, sich hier zukunftssicher aufzustellen. Insgesamt wünschen sich die Unterneh- men mehr Stringenz in der Klimapolitik. Dazu gehört ihrer Ansicht nach zum Beispiel Grün- flächen und Bäume zu sichern, aber auch den ÖPNV sowie Radwege für mehr Klimaschutz aus- zubauen, ohne dabei den Wirtschaftsverkehr zu behindern. ■ FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Wendy Brandt, IHK-Bereich Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-410 wendy.brandt@ berlin.ihk.de ihk-berlin.de/klima 82,0 58,8 46,9 8,8 Keines Klimaanpassung (Maßnahmen in Berlin) Klimawandel (längerfristiger Temperaturanstieg) Klimaschutz (nachhaltige Energiewirtschaft) Beschäftigung der Betriebe mit Klimafragen Aufteilung nach Themen (Mehrfachauswahl), in Prozent 47,7 66,4 28,5 22,0 50,0 52,8 Starkregen negativ Hochwasser Sturm Hitzetage (>30°C) Tropennächte (>20°) Trockenperioden keinen Einfluss positiv Beeinflussung der Geschäftstätigkeit Bedeutung der Wetterextreme für Unternehmen, in Prozent nein ja Hat Ihr Unternehmen aufgrund von Extremwetterereignissen schon einmal einen finanziellen Schaden erlitten? Ist Ihr Unternehmen speziell gegen Extremwetterereignisse versichert? 66,7 33,3 73,7 26,3 Finanzielle Auswirkungen für Unternehmen Klimafolgeschäden und Versicherungsschutz, in Prozent Grafik: BW Quelle: IHK Berlin der Unternehmer bezeichnen Hitzetage als schädlich für ihre Geschäftstätigkeit. 66,4% der befragten Unternehmen waren bereits von Schäden durch Wetterextreme betroffen. 33,3% AGENDA | IHK-Umfrage 16 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2020

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