Berliner Wirtschaft Juni 2020

same Risikobewertung bleibt erforderlich. Denn nicht zuletzt besteht die Sorge, dass die Krisen- auswirkungen auf die Banken übergreifen. Bei allen Wünschen nach Flexibilität müssen die Banken hier also eine Balance finden und auch Reserven für kommende (Nach-)Krisenwellen im Blick behalten. Denn der Realwirtschaft ist nicht geholfen, wenn die Banken durch Übernahme zu großer Risiken in Schwierigkeiten geraten bzw. durch zu starke Lockerung der Anforderungen die nächste Finanzkrise programmiert wird. Entscheidend ist, dass diese Vorsicht nicht zu einer statischen Situation geführt hat, sondern dass in der Krise rasch reagiert wurde: So hat die Politik weitreichende Hilfsmaßnahmen in Gang gebracht und die Banken nicht zuletzt durch eine hundertprozentige Übernahme des Haftungsri- sikos bei KfW-Schnellkrediten bei der Risiko- prüfung entlastet. Gleichzeitig wurden durch die geldpolitischen Entscheidungen der EZB Spiel- räume geschaffen. Und nicht zuletzt haben die Bankenaufseher die Eigenkapitalforderungen für Kredite und die Vorgaben zur Einstufung von For- derungen als notleidend gelockert. So weit zur Theorie – aber wie sieht es nun konkret im (Krisen-)Alltag der Banken aus? „Wir tun alles dafür, um unseren regionalen Unter- nehmern auch in Berlin und Brandenburg zu helfen und die Liquiditäts- und Kreditversor- gung zu sichern“, berichtet Mathias Paulokat, Pressesprecher der Commerzbank, Region Ost. „Wir entscheiden etwa fortlaufend über Anträge zusätzlicher Liquiditätsbereitstellung und bewil- ligen auch Stundungen von Tilgungen. KfW- Corona-Kredite bearbeiten wir mit absolutem Hochdruck.“ Auch die Deutsche Bank berät Selbstständige und Firmen seit Wochen über unterschiedliche Kanäle intensiv, 17 ihrer 35 Filialen blieben geöff- net. Alle Berater waren und sind weiterhin tele- fonisch für ihre Kunden erreichbar. Dabei seien auf Firmenkundenseite momentan Fragen zu KfW-Krediten und Liquiditätslösungen die mit Abstand häufigsten Themen. Die Deutsche Bank hat auch die Bundesregierung und die KfW von Beginn an intensiv dabei unterstützt und beraten, die Corona-Hilfsprogramme zu konzipieren und auf denWeg zu bringen. Insgesamt wurden dazu mehr als 3.000 Mitarbeiter kurzfristig geschult, mehr als 10.000 Anfragen wurden allein in den ersten beiden Tagen nach Programmstart bear- beitet. „Oft wurde den Banken vorgeworfen, sie lassen ihre Kunden in Krisenzeiten imRegen ste- hen. Unsere Branche zeigt derzeit eindrucksvoll, wie falsch diese Vorwürfe sind“, sagt Harald Eise- nach, Sprecher der regionalen Geschäftsleitung der Region Ost, und ist überzeugt: „Wir sind Teil der Lösung der Krise und stehen fest an der Seite unserer Kunden.“ Eine Vielzahl von Fällen macht deutlich, wo insbesondere mittelständischen Unternehmen kurzfristig geholfen werden konnte: Beispiels- weise konnte die Deutsche Bank einem Auto- mobilzulieferer innerhalb von 24 Stunden eine Zusage über ein KfW-Darlehen in Höhe von 2,5 Mio. Euro geben. Und ein Hotelier erhielt nach Einreichung eines Liquiditätsplans noch am sel- ben Tag die Zusage über eine Liquiditätshilfe in Höhe von 500.000 Euro. Die Momentaufnahme der zurückliegenden Wochen zeigt insgesamt, dass der operative Geschäftsbetrieb läuft und die Banken aktuell stabil sind. Für eine Bilanz der Corona-Krisenauswirkungen auch auf den Bankensektor ist es jedoch noch zu früh.  ■ Friedrich Brieger, IHK-Branchenmanager Banken, Versicherungen, Finanzdienstleistungen Tel.: 030 / 315 10-832 friedrich.brieger@ berlin.ihk.de BRANCHEN | Banken WO ES MEHR ALS EIN GLÜCKSFELD GIBT. Zum Glück Berliner. www.lotto-berlin.de

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