Berliner Wirtschaft Juni 2020

seit fast 20 Jahren funktioniert, macht die eag- leyard Photonics GmbH vor, die als Spin-off aus dem Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) hervorging. Das mittelständische Unternehmen mit seinen heute gut 40 Mitarbeitern fertigt und vermarktet Laserdioden, etwa für die Wissenschaft, Medi- zintechnik oder auch Satellitenmissionen im Weltall. „Das Herzstück unseres Produkts, die Laserchips, beziehen wir vom FBH“, erklärt CTO Dirk Schumann. Neben etablierten Anwendun- gen würden darüber hinaus imRahmen von For- schungsaufträgen des FBH Laserdiodenmit kun- den- und anwendungsspezifischen Eigenschaf- ten entwickelt. Vorteil sei, dass man neben der eigenen Fertigung auch die Anlagen in den Rein- räumen des Leibniz-Instituts nutzen könne, so Schumann. „Ein kleines Unternehmen könnte solche Investitionen gar nicht allein stemmen.“ UlrikeWinterwerber vomPrototype Enginee- ring Lab des FBH nennt als Vorteil für das Leib- niz-Institut, dass durch den Schulterschluss mit Unternehmen eine anwendungsnahe Forschung möglich wird. Um den Erfolg sicherzustellen, sei es unerlässlich, die F&E-Aufgabe klar zu definie- ren und sich mit festen Ansprechpartnern regel- mäßig abzustimmen. „Als Unternehmen muss man sich dabei auch in die Karten schauen las- sen. Nur wenn die Wissenschaftler die gesamte Anwendung verstehen, zu der sie ja nur einen Teil beisteuern, kommt es zu optimalen Ergebnissen“, unterstreicht Schumann. Hätten sich Koopera- tionen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft bereits bewährt, sei es auch leichter, Fördermit- tel einzuwerben, ergänzt Winterwerber. Hilfreich, wenngleich keine unbedingte Vor- aussetzung für den Erfolg sei zudem die regio- nale Nähe. FBH und eagleyard etwa sitzen beide in Adlershof, das macht Abstimmungen leichter. Technologietransfer eignet sich aus Sicht von Winterwerber keinesfalls nur für große Entwick- lungsprojekte oder für Partner, die sich bereits kennen. „Wir sind sehr flexibel bei der Zusam- menarbeit und können zumBeispiel auch imVor- feld Prototypen erstellen, umetwa die Funktions- fähigkeit eines Lasers in der konkreten Anwen- dung eines Unternehmens zu testen.“ Seitenwechsel in die Wirtschaft Wie vielfältig Technologie- und Wissenstrans- fer sein kann, beschreibt Heike Schöning von der IHK: „Das Spektrum reicht von gemeinsamen For- schungs- und Entwicklungsarbeiten, Auftragsfor- schung, Weiterbildung vonMitarbeitern über Vor- träge oder Seminare bis hin zu ,Seitenwechseln‘ von wissenschaftlichen Mitarbeitern in dieWirt- schaft ebenso wie Ausgründungen aus der Wis- senschaft.“ Als weiteres Beispiel für komplemen- täre Kooperationen von Wirtschaft sowie Lehre und Forschung nennt Dr. Olga Willner von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin regelmäßige Gastvorträge von Unterneh- mern in ihren Vorlesungen. „Für unsere Studie- renden ist es extrembereichernd, bereits während des Studiums die realen Herausforderungen, mit welchen Manager regelmäßig konfrontiert wer- den, kennenzulernen und teils sogar schon zu deren Bewältigung beizutragen“, sagt die Pro- fessorin für Wirtschaftsinformatik mit Schwer- punkt Intelligente Systeme. Lyn Sören Matten, CTO bei der Berliner Wire- less IoT Solutions GmbH, bringt den Studieren- den zum Beispiel näher, welche Phasen von der Umsetzung des ersten Prototypen bis hin zur FOTO: PERFORMANAT GMBH Julia Rosendahl (r.) und Katharina Schrapers Gründerinnen PerformaNat GmbH Vor fünf Jahren machten sich die Veterinärmedizinerin Rosendahl, heute CEO, und die Biologin Schrapers (CSO) mit ihrem Start-up für Futtermittelzusätze selbstständig. Heute haben sie zehn Mit- arbeiter. 18 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2020

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