Berliner Wirtschaft Mai 2020

Mitarbeiter des Geschäftsfelds Service und Beratung geben Einblicke in die Praxis – und zeigen, wie IHK-Mitglieder rasch relevante Informationen erhalten können. Etwa, wenn es um das Thema Umsatzsteuer geht von Antje Maschke Wieso? Weshalb? Warum? Wer die IHK nicht fragt … Weitere Informationen Mehr zum Online-Handel und zu E-Commerce auf der IHK-Website unter: ihk-berlin.de/ecommerce Antje Maschke, IHK-Expertin für Umsatzsteuerrecht Tel.: 030 / 315 10-280 antje.maschke @berlin.ihk.de Experten bieten Rat und Tat Das Team Außenwirt- schaft & Recht aus dem Geschäftsfeld Service und Beratung der IHK berät telefonisch und per Mail. Das sind die Ansprech- partner und zugleich die Autoren dieser Serie: Florentine Füg, IHK-Expertin für Produktrecht Tel.: 030 / 315 10-533 florentine.fueg@ berlin.ihk.de Andreas Polzer, IHK-Experte für Umwelt- und Energierecht Tel.: 030 / 315 10-305 andreas.polzer@ berlin.ihk.de Lidija Piasek, IHK-Expertin für Arbeitsrecht Tel.: 030 / 315 10-208 lidija.piasek@ berlin.ihk.de M it welchen Fragestellungen wenden sich IHK-Mitglieder an die Experten? Und wie gehen die vor, damit Unternehmer rasch relevante Informationen erhal- ten? Alles öde?! Von wegen, denn das Spektrum der Themen ist breit gefächert: Von Pro- duktkennzeichnung über Außen- wirtschaftsdokumente bis hin zu Zollbestimmungen ist alles dabei. In der dritten Folge der Serie geht es um das Thema Umsatzsteuer. Montagmorgen, 7.50 Uhr: Eine Anfragemit dem Betreff „Umsatzsteuer- sätze Insekten“ sticht mir ins Auge. Ein Start-up-Un- ternehmer möchte „Tenebrio molitor und Gryllodes sigillatus aus Afrika importieren und spä- ter dehydriert entweder pur oder ver- arbeitet in Schokoriegel bzw. Cracker über seineWebsite verkaufen“. Jetzt möchte er wissen: „Wie hoch ist die Einfuhrumsatzsteuer? Und was muss beachtet werden, wenn wir an einen Kun- den, z. B. in Spanien, liefern?“ Zunächst einmal: Die lateinischen Begriffe Tenebrio molitor und Gryllodes sigillatus stehen für Mehlkäfer und Kurzflügelgrillen. Dem Insek- ten-Importeur antworte ich: „Zur Frage der Ein- fuhrumsatzsteuer ist zunächst die richtige Ein- tarifierung der Ware wichtig.“ Die Waren- oder Zolltarifnummer stellt eine Basisinformation für alle Im- und Exportgeschäfte dar. Über die TARIC-Datenbank der EU oder EZT-online des Zolls ist diese für „genießbare Waren tierischen Ursprungs anderweitig weder genannt noch inbegriffen“ und auch der Steuersatz (19 Prozent) schnell gefunden. Die parallele Recherche im Schreiben des Finanzministeriums, in dem auf rund 140 Seiten alles aufgeführt ist, für das der ermäßigte Umsatz- steuersatz von sieben Prozent gilt, liefert keine abschlie- ßende Antwort und deutet auch auf 19 Prozent hin. Daher empfehle ich, für eine rechtssichere Aus- kunft „einen Antrag auf unverbindliche Zollta- rifauskunft für Umsatz- steuerzwecke zu stellen“ via zoll.de , Stichwort „Zoll- tarifauskunft für umsatzsteu- errechtliche Zwecke“. Wenn auch Kunden in anderen Ländern die Insekten-Cracker mögen, wird es komplexer, denn „es hängt entscheidend davon ab, wohin und an wen geliefert wird. Bei EU-Lieferungen an Endverbraucher sind u. a. die jeweiligen Lieferschwellen zu beachten.“ Ich bitte den Unternehmer also um Rückruf. ■ Waren- oder Zolltarifnummer Wer die Waren- oder Zolltarifnummer zuverlässig ermitteln möchte, dem hilft die Zolltarifdaten- bank der Europäischen Union oder die Datenbank des Zolls EZT-online weiter. (siehe zoll.de, Stich- wort TARIC bzw. EZT-online) Serie Die alltäglichen Fälle der IHK Folge 3: Umsatzsteuer ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/ENIS AKSOY; FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG SERVICE | Beratungspraxis 64 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2020