Berliner Wirtschaft Mai 2020

9 NewWork bewährt sich in der Krise Die Firma Soulproducts produziert wiederverwertbare Wasserflaschen aus Glas- und Edelstahl – die Soul- bottles. Mitte März wurden die Ein- schnitte im Einzelhandel für Soul- products spürbar. Immerhin profi- tiert das Unternehmen noch von der Online-Nachfrage. Genutzt werden soll die Krise, um das „menschliche und empathische Verhältnis“ zu den Kunden aus dem Einzelhandel wei- ter zu verbessern, erklärt Co-Ge- schäftsführer Patrik Boadu. Ihnen wird so gut es geht entgegenge- kommen, zum Beispiel indem neue Zahlungsziele eingeräumt werden. Bewährt hat sich, dass Soulproducts schon länger New Work praktiziert. Mit der Umstellung auf das mobile Arbeiten im Homeoffice gab es kei- ne Probleme. soulbottles.de 10 OP-Masken als neues Geschäftsfeld Bei Anwidea stockt das Geschäft aufgrund der Corona-Krise sowohl in der Pharmaberatung als auch im Großhandel mit Produkten wie Safran. Kurzarbeit, Stundungen der Steuervorauszahlungen und Zuschüsse aus Landes- und Bun- desmitteln sind auf der einen Seite Maßnahmen, mit denen Geschäfts- führerin Antje Kirsten Wichmann gegensteuert. Daneben wird die Produktion von Atemschutz- und OP-Masken aufgenommen. Sobald ein Prototyp erstellt ist, will Anwi- dea-Chefin Wichmann das Produkt zertifizieren lassen, damit es als Medizinprodukt zugelassen werden kann. Bestenfalls in einem halben Jahr können die neuen Produkte auf den Markt kommen. anwidea.com 8 Gutschein-Hilfe für die Gastronomie Karsten Kossatz hat viele Freun- de und Bekannte in der Gastrono- mie – einer Branche, die ganz be- sonders hart von der Corona-Krise betroffen ist und ohne Hilfen nicht lange durchhalten kann. Mit dem Sterben der Restaurants, Bars und Cafés würden sich auch die Kie- ze verändern und die Anwohner an Lebensqualität verlieren. Am 5. März hatte Kossatz eine Idee, wie jeder einen Beitrag leisten kann, um das Sterben zu verhindern. Es ent- stand die Plattform „helfen.berlin“, die in nur vier Tagen aufgebaut und schon am 20. März online ge- hen konnte. Ehrenamtlich sind 30 Mitarbeiter für die Plattform tätig. Die Grundidee: Stammgäste kön- nen über die Plattform Gutscheine für ihre Lieblingsorte kaufen, die sie nach der Krise einlösen können. Den Gastronomen fließt so wertvol- le Liquidität zu. Durch Netzwerke und die Medien wurde „helfen.ber- lin“ schnell bekannt und ein voller Erfolg. Schon vier Wochen nachdem die Plattform online ging, wurden Gutscheine im Wert von einer Milli- on Euro verkauft. „Die Gastronomie ist unglaublich dankbar“, erzählt Kossatz. Und es geht dabei nicht nur um die finanzielle, sondern auch um eine psychologische Komponente. „Es ist eine deutliche Botschaft der Stammgäste an ihre Lieblingsorte“, so Kossatz. „Durch die Unterstüt- zung wird den Betroffenen Zuver- sicht, Mut und Solidarität geschenkt. Dies ist besonders wichtig in Zei- ten der Isolation. Den Unterneh- men werde so Mut gemacht, und sie wüssten wieder, wofür sie kämpfen. Kossatz: „Gesellschaft funktioniert nur, wenn es allen gut geht. Die Ini- tiative ,helfen.berlin ‘ zeigt, dass wir Berlinerinnen und Berliner verste- hen und dass wir füreinander Ver- antwortung übernehmen.“ helfen.berlin Karsten Kossatz Gesellschaft funktioniert nur, wenn es allen gut geht. Karsten Kossatz hatte die Idee für „helfen.berlin“ schon im März FOTO: HELFEN.BERLIN BRANCHEN | Krisenmanagement

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