Berliner Wirtschaft Mai 2020
nagerin Aline Lüllmann zurück, die schon frü- her die digitale Transformation begleitet hat und im Juni in die Geschäftsführung aufrücken wird. „Wir müssen gleichzeitig unsere Leser-Commu- nity erweitern“, unterstreicht Bull. Die „taz“ habe deshalb Ende 2019 einen Klima-Hubmit jüngeren Autoren gegründet, die eine Brücke zu der jünge- ren Zielgruppe schlagen sollen, die sich zumBei- spiel bei Fridays for Future formiert hat. Ruhig ist es seit Ausbruch der Coronakrise um den Berliner Verlag geworden. Zuvor hatte der Herausgeber von „Berliner Zeitung“ und dem Boulevardblatt „Berliner Kurier“ beinahe täglich Schlagzeilen geliefert. Mitte September 2019 stellten sich Holger und Silke Friedrich in einer Betriebsversammlung der Redaktion über- raschend als neue Eigentümer vor. In der Medi- enbranche kannte das Ehepaar niemand. Beide stammen wie ihr neuer Verlag aus Ost-Berlin, er ist gelernter Werkzeugmacher, sie gelernte Büro- kauffrau. Er studierte Germanistik und Infor- matik, gründete ein High-Tech-Unternehmen, machte mit dessen Verkauf an SAP Kasse, arbei- tete schließlich als Berater bei McKinsey, sie leitet die Berlin Metropolitan School, an der das Ehe- paar beteiligt ist. Nach jahrelangen Sparrunden durch den vor- herigen Eigentümer, die Verlagsgruppe DuMont, kamen die Newcomer erst mal gut an. Die beiden seien genau, was man sich gewünscht habe, sagte Betriebsratsvorsitzender Frederik Bombosch nach der Betriebsversammlung und lobt das tiefe Tech- nologieverständnis des Ehepaares. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Im November wurde bekannt, dass die neuen Eigentümer Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung der „Ber- liner Zeitung“ nehmen. Es erschien ein positi- ver Bericht über eine Biotechfirma, an der Holger Friedrich beteiligt ist. Kurz darauf wurde öffent- lich, dass Friedrich in der Endphase der DDR als „IM Bernstein“ für die Stasi gearbeitet hatte. Im Februar verkündete der Verlag, dass die bisherigen Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar Jehn das Unternehmen verlassen wür- den. Den neuen Chefredakteur, Matthias Thieme, hielt es gerade mal drei Wochen auf seinem Pos- ten, dann kündigte er. Anfang März ließ Holger Friedrich auf einemExpertenforum in Berlinwis- sen: „Ich mache den Berliner Verlag als Hobby“ und kritisierte überaltete Denkstrukturen in der Branche. Bei demVerlag will Friedrich eine neue IT-Architektur aufbauen und sämtliche Projekte mit Cloud-Diensten vernetzen, um so laufende IT-Kosten kurzfristig um gut 70 Prozent zu sen- ken. Zwischen Ende 2000 und Ende 2019 war die verkaufte Auflage von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ um je 60 Prozent abgestürzt. . Für die Verlage wird es jetzt noch schwieri- ger. Entscheidend in den nächsten Jahren wird sein, ob es ihnen gelingt, die zusätzlichen Leser, die sich während der Corona-Krise lieber auf die etablierten Medien verlassen, auch in den Zeiten danach zu halten und – besser noch – sie zu zah- lenden Abonnenten zu machen. ■ Jürgen Schepers, IHK-Key-Account- Manager Kreativ- und Digitale Wirtschaft Tel.: 030 / 315 10-676 juergen.schepers@ berlin.ihk.de 20 Tausend Nutzer hat das Online-Angebot der „taz“ unter dem Namen „taz zahl ich“. Die gedruckte Zeitung gilt als Auslaufmodell, in zwei Jahren soll Schluss sein. SCHWERPUNKT | Zeitungsstadt Berlin Schnell, wirtschaftlich und nachhaltig. Bauen mit System GOLDBECK Nordost GmbH, Niederlassung Berlin-Brandenburg, 14974 Ludwigsfelde, Seestraße 35, Tel. +49 3378 8653-0, berlin-brandenburg@goldbeck.de GOLDBECK Nordost GmbH, Niederlassung Büro- und Wohngebäude Berlin, 10787 Berlin, Kurfürstenstraße 84, Tel. +49 30 2541089-10 , berlin-brandenburg@goldbeck.de konzipieren bauen betreuen goldbeck.de
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