Berliner Wirtschaft 5/2018

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 47 BERLINER WIRTSCHAFT 05/18 Der Niedergang begann schon in den 1980er Jahren undwurde durch dieWen- de besiegelt: Zahlreiche Großkunden sprangen ab, der Umsatz brach bis 1993 um 25 Prozent ein. Trotz 80 Mio. D-Mark Umsatz verloren 550Mitarbeiter ihren Job. Eine Ausgründung mit 85 Beschäftigten, die vor allem fürAldi backte, musste 2002 schließen. Die Brotsorte Schlüterbrot aber ist bis heute erhältlich. Roggenmischbrot für Berliner Schlüterbrot machte sich durch sein spezielles Backverfahren einen Namen. Nach dem Krieg entstand die modernste Brotfabrik Deutschlands » Von Janina Kunze/Björn Berghausen (BBWA) Backen ohne Ende: 1978 in der Schlüterbrotfabrik. Brote, schön drapiert: Broschüre aus den 1950ern S chlüterbrot ist nicht nur ein Roggenmischbrot aus der Ber- liner Großbäckerei von Theo- dor Schlüter, sondern eine auf ganz spezielle, europaweit patentierte Art hergestellte Brotsorte: Kleie wird un- ter Druck mit Wasserdampf behandelt, wobei Stärke zu „Dextrinen“ abgebaut wird, die bei der Trocknung karamelli- sieren und das Mehl dunkelbraun ein- färben. Mit diesem Brot startete Schlüter 1890 als Bäcker in Dresden, wurde jedoch erst 1913 nach der Gründung der Schlü- terbrot GmbH in Berlin-Moabit richtig erfolgreich. Mitinhaber der Brotfabrik waren die Schrotmühlenerben Konrad und Werner Schütt, die dem Unterneh- men gemeinsammit dem 1923 hinzusto- ßenden Geschäftsführer Paul Mancke bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges treu blieben. Unter Mancke bewarb das Unterneh- men sein Schlüterbrot eifrig und sorgte für große Bekanntheit – und für wach- senden Absatz. 1927/28 entand in der Tempelhofer Eresburgstraße 25-26 die neue Schlüterbrotfabrik nach Plänen des Architekten Bruno Buch. Firmengründer Theodor Schlüter starb 1930. Im Krieg war Brot wichtiger als je- des andere Lebenmittel, weshalb die Schlüterbrotfabrik ununterbrochen bis zum Kriegsende weiterbackte und auch Zwangsarbeiter beschäftigte. In der un- mittelbaren Nachkriegszeit behielt die Schlüterbrotfabrik ihre wesentliche Rol- le bei der Brotversorgung Berlins und konnte trotz Kriegsschäden nach nur fünfwöchiger Aufräumphase wieder in Betrieb genommen werden. In drei Schichten backten fast 450 Mitarbeiter in großen Mammutöfen täglich 60.000 Brote aus 60 Tonnen Mehl. 1952 schlossen sich Schlüterbrot und Bärenbrot dann zu einer Interessen- gemeinschaft zusammen, um auf den Rückgang des Brotumsatzes zu antwor- ten, der insbesondere durch „Ost-Dum- ping“ spürbar wurde. Wieder auf Erfolgs- kurs, investiert Schlüterbrot Millionen in die Fabrik und kann Ende der 1950er als größte und modernste Brotfabrik Deutschlands bezeichnet werden. Nach demTod Manckes, der das Unternehmen 45 Jahre geführt hatte, fusionieren Schlü- ter- und Bärenbrot. UNTERNEHMENSHISTORIE FOTOS: BBWA, ULLSTEIN BILD Für Interessierte geöffnet Das Berlin-Brandenburgische Wirtschafts- archiv (BBWA) ist eine Forschungseinrich- tung für regionale Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur. Bestände können eingesehen werden. Kontakt und Info: www.bb-wa.de BBWA

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