Berliner Wirtschaft 5/2018

EDITORIAL 03 BERLINER WIRTSCHAFT 05/18 Die Babyboomer-Generation hat den Arbeitsmarkt lange Zeit mit Fachkräften versorgt – damit ist Schluss. Wer Mitarbeiter gewinnen will, muss jetzt andere Potenziale ausschöpfen W enn nachgefragte Roh- stoffe knapp werden, steigt der Aufwand, die verborgenen Ressour- cen zu entdecken und zu fördern. Was bei Öl, Gas, Kohle und Gold wie eine Bin- senweisheit klingt, ist bei der wichtigsten Ressource in Deutschland häufig noch ausbaufähig: den Fachkräften. Jahrzehntelang versorgte uns die Ba- byboomer-Generation mit Fachkräfte- nachwuchs, der überwiegend gut ausge- bildet, deutsch und – zumindest in den Führungsetagen – männlichwar. Aus den Babys der 1950er und 1960er Jahre wer- den inzwischen aber Rentner, deren Jobs qualifiziert nachbesetzt werden müssen. Und das wird immer schwieriger: Längst ist der Fachkräftemangel die größte Kon- junkturbremse geworden (S. 48). Aktu- ell fehlen allein in Berlin über 120.000 Spezialisten, insbesondere im Dienstlei- stungssektor. Darum haben die alten Besetzungs- muster auch längst ausgedient. Um die Personalressourcen optimal abzuschöp- fen, müssen Unternehmen sich fürVielfalt öffnen: Sowohl Sprachbarrieren, schwie- rige Bildungsbiografien als auch sonstige Handicaps dürfen keine Ausschlusskrite- rien mehr für Ausbildung und Beschäfti- gung sein. In unserer Titelgeschichte (ab Ressourcenmangel EDITORIAL 5/2018 S. 10) stellen wir einige spannende Bei- spiele aus Berliner Unternehmen vor. Und Vielfalt endet nicht allein bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Sie wird auch in den Führungsetagen dringend be- nötigt. Es mag private Gründe geben, wa- rum weniger Frauen als Männer in Füh- rungspositionen sind. Doch die Zeiten, in denen Unternehmen dies schulter- zuckend hinnehmen konnten, sind längst vorbei. „GläserneDecken“ indenKarriere- chancen werden von jungen Frauen in- zwischen schon bei der Jobsuche sehr ge- nau analysiert und hinterfragt. Unterneh- men, die darauf keine gute Antwort ha- ben, verzichten potenziell auf die Hälfte ihrer Ressourcen. Darum mein Rat: Seien Sie vielfältig! Ihre FOTO: IHK BERLIN/OLIVER LANG DR. BEATRICE KRAMM ist seit März 2016 Präsidentin der IHK Berlin. Außerdem ist sie Vorsitzende der Geschäfts- führung der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH

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