Berliner Wirtschaft 5/2018

TITELTHEMA 11 Mit Vielfalt neue Potenziale erschließen Fachkräfte durch Integration Auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern für die Zukunft gehen Berliner Unternehmen neue Wege. In den Fokus rücken Flüchtlinge sowie Jugendliche mit schwierigen Bildungsbiografien oder Handicap » Von Almut Friederike Kaspar TITELTHEMA B evorWeamShaebvor zweieinhalb Jahren aus Syrien flüchtete, hatte sie in Aleppo Englische Literatur studiert. In Deutsch- land absolvierte sie einen Integrations- kurs, büffelte Deutsch und belegte einen Program- mierlehrgang. „Informationstechnik – da will ich hin, das ist die Zukunft“, sagt sie. Seit Anfang Februar nimmt die 22-Jährige nun am Horizonte-Programm der Berliner Wasserbetriebe teil, mit dem seit 2016 jährlich zwölf junge Menschen mit Fluchthinter- grund und solche mit schwierigen Bildungsbiogra- fien auf eine Ausbildung vorbereitet werden. Wer dieses Programm erfolgreich durchläuft, bekommt auch einenAusbildungsplatz – zusätzlich zu den 80 Plätzen, die die Wasserbetriebe mit fast 4.340 Be- schäftigten ohnehin jedes Jahr anbieten. „Ausbil- dung ist ein Herzstück unseres Unternehmens“, sagt Kerstin Oster, Vorständin für Personal und Soziales, „denn aus unserenAzubiswerden unsere künftigen Fach- und Führungskräfte.“ Der Fachkräftemangel nimmt laut DIHK immer bedrohlichere Ausmaße an und bremst zuneh- mend das Wachstum der Wirtschaft. Aus einer Umfrage unter knapp 24.000 Betrieben errech- neten die DIHK-Experten, dass inzwischen rund 1,6 Mio. Stellen längerfristig nicht besetzt wer- den können. Fast jede zweite Firma gab an, drin- gend benötigte Fachkräfte nicht mehr zu fin- den. Das aktuelle Mittelstandsbarometer der Be- ratungsgesellschaft Ernst&Young (EY), für das 2.000 Unternehmen befragt wurden, kommt zum Schluss, dass dem deutschen Mittelstand aufgrund des Fachkräftemangels hochgerech- net über 53 Mrd. Euro im Jahr entgehen. Zwei Drittel der befragten Mittelständler glauben, dass vor allem Flüchtlinge mittelfristig dazu bei- tragen werden, den Fachkräftemangel zu mil- dern. Bereits 27 Prozent der befragten Betriebe beschäftigen geflüchtete Arbeitnehmer, weite- re 52 Prozent sind grundsätzlich dazu bereit. »

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1