Berliner Wirtschaft 4/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 04/18 58 NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE A ngefangen hat alles mit einer Vereinsgründung. Dass es ein Bier werden würde, wussten die Quartiermeister noch nicht. Es ging einfach darum, soziale Projekte in Ber- lin zu fördern. Den Verein gibt es noch, er ist für die Auswahl der sozialen Pro- jekte zuständig, aber seit 2016 ist Quar- tiermeister eine GmbH mit sieben Mit- arbeitern. Auch wenn diese mittlerweile Gehalt erhalten, gehen die Gewinne nach wie vor an soziale Projekte in der Stadt. Geschäftsführer Peter Eckert: „Wir haben gezeigt, dass man als kleiner regionaler Anbieter auf demhart umkämpften Bier- markt bestehen kann. Jetzt stehen wir Ehrbarer Kaufmann 2.0: Viele junge Gründer wollen heute nicht mehr nur ein innovatives Produkt auf den Markt bringen – es soll auch einem sozialen Anspruch gerecht werden » Von Simone Blömer NUR KURZ DIE WELT RETTEN SOZIALUNTERNEHMER Gegen Lebensmittelver- schwendung: Anette Keuchel (l.) und Leonie Beckmann von „Restlos Glücklich“ Ich wünsche mir von der Politik bessere Rahmenbedinungen für Start-ups, die soziale Projekte fördern wollen. ANETTE KEUCHEL Mitgründerin von „Restlos Glücklich“ vor der Herausforderung, unserem so- zialen Anspruch auch in der Unterneh- menskultur gerecht zu werden. Unsere Mitarbeiter sollen beteiligt bleiben und weiterhin mitgestalten.“ Bewusst ein Zeichen setzen gegen ein „höher, schneller, weiter“ wollten Ste- phan Alutis und Johannes Schwaderer bei der Gründung der WdtB GmbH. Ih- rer Meinung nach werden Dinge konsu- miert, weil sie einemLifestyle-Trend ent- sprechen: „Uns ging es darum zu zeigen, dass die Werbung diktiert, was getrun- ken wird, und der Konsument sich nicht einfach für das bessere Produkt ent- scheidet. Daher haben wir unseren Pro- dukten auch keinen Namen gegeben.“ So heißt das Bier auch Bier und die Cola Co- la. Anfangs wurden mit dem Verkauf ei- ner Cola 26 Sekunden der Aktion von „Mein Grundeinkommen“ mitfinanziert. Streuobstwiese für die Umwelt Ökologisch orientiert ist die Streuobst- wiesen Manufaktur GmbH. Das Unter- nehmen setzt auf faire Preise für die Obstbauern, von denen es die Früchte für seine Ostmost-Säfte bezieht. Dabei han- delt es sich freilich nicht um Äpfel aus Monokulturen, sondern von Streuobst- wiesen, Biotopen, die wie der Regen- wald in Südamerika vomAussterben be- droht sind. Gleichzeitig arbeitet das Un- ternehmen daran, Streuobstwiesen neu anzusiedeln. Denn in Deutschland gibt es nur noch 800 dieser seltenen regi- onalen Obstsorten. Vertriebsleiter und Gesellschafter Paul Döcker: „Uns geht es imKern um den Erhalt des Lebensraums Streuobstwiese für die Tier- und Pflan- zenwelt. Ostmost ist Mittel zum Zweck, denn der beste Schutz dieser kleinen Re- genwälder ist unserer Meinung nach die wirtschaftliche Nutzung unter fairen Be- dingungen für alle Interessengruppen.“ Sozial und ökologisch orientiert ist der Verein „Restlos Glücklich“. Die FOTO: ANDREAS CHUDOWSKI

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