Berliner Wirtschaft 4/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 04/18 24 MEINUNG & MACHER Gisela Münchgesang konnte mit ihren Teams bereits fünf World Travel Awards gewinnen FOTO: AMIN AKHTAR Gisela Münchgesang glaubt, dass Berlin als Tourismusziel im Trend bleiben kann. Ein Highlight kann die Eröffnung des Berliner Schlosses werden. entscheiden. Wir brauchen dieses breite Spek- trum auch, denn wir sind mit 600 Zimmern das zweitgrößte Hotel in der Stadt. Der Tourist kommt amWochenende, Tagungen sind meist während der Woche. Gerade das große Inter- esse der Touristen ist erfreulich, denn in vie- len Städten ist das Wochenend-Geschäft ein Problem. Besonders freut mich, dass wir auch Berliner Geschäft haben. Unser Sunday Lunch in unserem Restaurant „Beletage“ mit einem wunderschönen Blick auf den Gendarmen- markt ist sehr populär. Wie sehen Sie die Perspektive für Berlins Touris- mus? Ich hoffe sehr, dass die Stadt versteht, wie wichtig der Tourismus ist. Im Moment bin ich da recht zuversichtlich. Es ist ganz offensicht- lich wahrgenommen worden, dass der Touris- mus 235.000 fest angestellten Menschen in der Stadt einen Job bietet und immerhin für 11,5 Milliarden Umsatz sorgt. Aber es müssen na- türlich auch immer wieder neue Impulse ge- schaffenwerden. Ein Highlight kann die Eröff- nung des Berliner Schlosses werden. Die Stadt wird das hoffentlich gut vermarkten. Wir krie- gen also keinen Flughafen zustande, aber dafür bauen wir uns immerhin ein Schloss. Der Senat will nun auch ein neues Tourismus- Konzept umsetzen. Was halten Sie davon? Die Idee, mehr Berliner Ortsteile einzubeziehen, finde ich gut. Wichtig ist, dass wir uns nicht auf den Lorbeeren, diewir uns als Tourismus-Stand- ort erworben haben, ausruhen. Ich glaube, dass Berlin imTrend bleiben kann. Aber dafür müssen wir uns von Zeit zu Zeit ein paar Events leisten, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgen. Welche Innovationen realisieren Sie in Ihrem Hotel ? Wir haben verstanden, dass es einenMarkt für ei- ne sehr persönliche Umgebung in einem großen Hotel gibt. Mit demExecutive Floor habenwir ein Hotel-imHotel-Konzept, mit demwir Gästen, die das wünschen, eine eigene Lounge, einen eige- nenMitarbeiter für Concierge Services sowie den Check-in und Check-out bieten. Die Möglichkei- ten zur Differenzierung sehe ich in einem Hotel unserer Kategorie aber vor allem imBereich Food & Beverage. ImVeranstaltungsbereich setztenwir auf innovative Ideenwie Craft Beer oder Gin Tas- ting um unseren Gästen besondere Erlebnisse zu bieten. In unserem Restaurant „Mark Branden- burg“ haben wir sehr früh auf die deutsche Kü- che mit regionalen und saisonalen Produkten ge- setzt, in einer Zeit, als das noch nicht wie heute im Trend lag. Spielt Digitalisierung auch eine Rolle? Natürlich. Der Vorteil in einer großen Kette wie Hilton ist, dass solche Projekte zentral angescho- benwerden. Künftigwerden unsere Gäste die Hil- ton Honors App auf ihr Smartphone laden kön- nen, um Zimmer zu reservieren und ein- und auszuchecken, ohne an die Rezeption zu gehen. Per App werden sich auch die Zimmertüren öff- nen und der Fahrstuhl bedienen lassen. Zudem arbeiten bei uns Zimmermädchen mit Smart- phone. Per App erfahren sie, für welche Zimmer sie zuständig sind und wann Zimmer frei sind. Bekommen Sie den Fachkräftemangel zu spüren? Natürlich spüren wir den. Wir sind aber in der glücklichen Lage, ein Haus mit einer sehr guten Reputation auf dem Arbeitsmarkt zu sein. Auf- grund der Größe und Komplexität unseres Hau- ses haben wir sehr gute Möglichkeiten, aus- und weiterzubilden. Trotzdemdenkenwir ständig da- rüber nach, wie wir die Arbeit bei uns attraktiver gestalten können, damit die Leute Hotelberufe in- teressant finden. Ich denke, dass traditionelle Ausbildungsberufe wie der Restaurantfachmann aber auch neu ausgerichtet werden müssen. Für dieses Berufsbild gibt es kaum noch Interesse. Vielleicht wäre es ein Ansatz, dieses Berufsbild mit anderen zusammenzulegen.

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