Berliner Wirtschaft 4/2018
BERLINER WIRTSCHAFT 04/18 16 TITELTHEMA BerlinerWirtschaft: Herr Brink, viele Shoppingcen- ter optimieren gerade ihre Konzepte. Welche Rolle spielen dabei mittlerweile digitale Anwendungen? Matthias Brink: Die Bedeutung nimmt zu, und zwar für Händler ebensowie für die Betreiber von Einkaufszentren. Viele Händler haben mittler- weile erkannt, dass man stationären Handel und E-Commerce miteinander verbinden muss. Für uns als Betreiber gehören Center-Apps und digi- tale Informationen über unsere Service-Leistun- gen heute bereits zum Standardprogramm. Zu- gleich verfeinern und erweitern wir ständig un- sere digitalen Angebote für unsere Kunden. Ein Beispiel: Im Hamburger Alstertal-Einkaufszent- rum haben wir das Pilotprojekt „Digital Mall“ ge- startet, mit der die Kunden schon von zu Hause aus Artikel aussuchen, reservieren und dann vor Ort imGeschäft abholen können. Derzeit sind da- ran 23 Einzelhändler angeschlossen, die ein Sorti- ment von über 200.000 Produkten inklusive der aktuellen Verfügbarkeit anbieten. Solche Ideen entwickeln wir permanent weiter. Hier sind wir sehr eng am Markt. Wie wichtig ist insgesamt eine enge Zusammenarbeit von Händlern und Betreibern im digitalen Bereich? Sie ist schon heute wichtig und wird künftig si- cher noch wesentlich enger werden. Im Rahmen der digitalen Mall arbeiten wir heute schon sehr eng mit den Retailern zusammen, da wir für das Produkt eine enge Vernetzung mit ihren Waren- wirtschaftssystemen benötigen. So lässt sich zu- künftig auch vermeiden, dass ein Kunde in ein Center fährt und das gewünschte Produkt dann nicht vorhanden ist. Auch beim Thema Nutzungsmöglichkeiten probieren die Betreiber von Einkaufszentren allerlei Neues aus. Das ist richtig. Gerade bei urbanen und zentra- len Standorten ist es naheliegend, wenn Shopping mit anderen spannenden Nutzungsmöglichkei- ten verbunden werden kann. Stark im Kommen ECE-Regionaldirektor Matthias Brink über die Vernetzung von Handelsbereichen, gastronomische Erlebniswelten und die Symbiose von Einkaufen, Wohnen und Arbeiten im Shoppingcenter von morgen „Man muss stationär und E-Commerce verbinden“ sind neue gastronomische Konzepte oder Enter- tainment-Angebote. In den letzten Jahren hat sich das Verbrauchsverhalten unserer Kunden deut- lich verändert. Immer häufiger wird außer Haus gegessen. Hier habenwir einen echten Zusatzge- winn für Shoppingcenter, denn die Gastronomie bleibt ein Bereich, in dem die meisten Kunden ein stationäres Angebot der Bestellung im Inter- net vorziehen. Früher haben wir die Verkaufs- fläche für unsere Anbieter aus dem gastronomi- schen Bereich auf maximal fünf Prozent der Ver- kaufsfläche beschränkt. Jetzt sind es oft zehn bis 15, teils auch bis zu 20 Prozent. Klar ist: Einkaufs- zentren sind mit ihrer guten Anbindung, vielen Parkplätzen und einer hohen Aufenthaltsquali- tät für interessante kulinarische Angebote beson- ders prädestiniert. Welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es noch? Interessant ist ganz sicher die Kombination aus Shopping, Wohnen und Arbeit. Das sehen wir et- wa am Potsdamer Platz oder in der Europa Pas- sage Hamburg. Dort haben wir direkt am Shop- pingcenter noch 30.000 Quadratmeter Bü- rofläche. An diesem Standort funktioniert zum Beispiel das für Single-Haushalte interessan- te Segment Convenience Food extrem gut. Am Feierabend kommen die Menschen aus den Bü- ros hier noch einmal vorbei und finden bei Rewe oder Edeka eine reiche Auswahl eines speziell auf sie zugeschnittenen Sortiments. Werden Hotels als Nutzungsmöglichkeit in Zukunft an Bedeutung gewinnen? Ich denke schon. In Doha in Katar betreiben wir beispielsweise seit 13 Jahren eines der größten Shoppingcenter in der Region, an das nachträg- lich vier Kongress-Hotels mit direktem Zugang zumCenter gebaut worden sind. Das ist eine sehr interessante Symbiose. In Deutschland ist dieses Format noch nicht so üblich, wird aber ganz si- cher an Bedeutung gewinnen. ‹ BART FOTO: ECE Matthias Brink Der Regional Director Center- management Berlin ist der hiesige Statthalter des größten deutschen Center-Betreibers, der Hamburger ECE. Zu den zehn ECE- Centern kommen in der Hauptstadt noch drei Malls, die in einem Joint Venture mit der Metro betrieben werden. Immer häufiger wird außer Haus gegessen. Hier haben wir einen echten Zusatzgewinn für Shopping- center.
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