Berliner Wirtschaft Februar 2021

Dennoch mussten die Mitarbeiter zu nahezu 100 Prozent in Kurzarbeit geschickt werden. Aber die Ausbildung im eigenen Haus aufge- ben – das war für Seehafer trotz der prekären Situation keine Option. Das Unternehmen bildet zum/zur Veranstaltungskaufmann/-kauffrau aus und hat aktuell zwei Auszubildende. „Oberstes Ziel für uns ist, durch das Ausbilden den eige- nen Nachwuchs an Fachkräften zu schaffen“, so Seehafer. Jeder Anwärter auf einen Ausbil- dungsplatz bei Event Lobby müsse erst einmal ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren, so könne er den Büroalltag, das Berufsbild und auch das Team „auf Herz und Nieren testen“, um anschließend sicher zu sein, dass er oder sie die Ausbildung auch absolvieren will. Azubis dürfen mitgestalten und mitwirken Seehafer profitiert bei der Ausbildung aktu- ell vom Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ (siehe rechts) – ohne es zwingend zu brauchen. Der Firmenchef nahm die „Ausbil- dungsprämie plus“ und den „Zuschuss zur Aus- bildungsvergütung“ in Anspruch. Er betont: „Das Bundesprogramm hat uns in der Entscheidung, ob wir mehr oder weniger Auszubildende haben, nicht beeinflusst.“ Allerdings helfe es in der Corona-Situation sehr. „Denn natürlich wollen wir unsere Auszubildenden nicht in Kurzar- beit schicken, sondern weiterhin aktiv ausbil- den. Die Förderung durch das Bundesprogramm hat uns in unserer Entscheidung zur Ausbildung bestätigt.“ Auf die jungen Leute lässt er nichts kommen: „Wir sindmit den Leistungen unserer Azubis sehr zufrieden: Sie sind fleißig, lernwillig und begeis- terungsfähig, was in diesen Zeiten ein großer Pluspunkt ist.“ Größtenteils profitiere das Unter- nehmen, so Seehafer, sehr stark von den Aus- zubildenden. „Weil wir sie an dem täglichen Geschäft teilhaben lassen und sie mitgestalten und mitwirken.“ So würden die Auszubilden- den schnell lernen, dass sie durch eine transpa- rente sowie lehrreiche Arbeitsweise und gelebte offene Kommunikation jederzeit ihren Input lie- fern können. Dieser sei oftmals sehr erfrischend und innovativ. „Das ist eine große Bereicherung“, betont Seehafer. Als langjähriger Ausbilder sieht Seehafer ins- gesamt Verbesserungsbedarf auf dem Ausbil- dungsmarkt: „Meiner Meinung nach sollten alle, die ein Studium oder eine Ausbildung anstreben, nach dem Abitur oder nach der mittleren Reife ein soziales Jahr machen“, findet Seehafer, „so wie es früher mit dem Zivildienst und der Bundes- wehr schon teilweise der Fall war.“ Das würde seiner Meinung nach jungen Menschen die Mög- lichkeit geben, noch reifer zu werden und in Ruhe zu schauen, in welche Richtung es weitergehen könne. Diese Zeit könne, so Seehafer, auch dazu genutzt werden, um in unterschiedliche Unter- nehmen hineinzuschnuppern. Aber auch, um mindestens einmal im sozialen Sektor gearbei- tet zu haben, was der Persönlichkeitsentwick- lung förderlich sei. Vor dem Studium eine Ausbildung Die Orientierung vieler junger Leute auf ein Stu- dium sieht der Geschäftsführer von Event Lobby kritisch. Für gewisse Studiengänge hält er es für sinnvoll, dass vorab eine duale Ausbildung absol- viert wird. Er glaubt, dass viele junge Menschen im Anschluss an eine Ausbildung wesentlich effizienter und komprimierter studieren wür- den. „Sie sind dann viel stärker motiviert, weil sie das Arbeiten in ihrem zukünftigen Berufs- feld bereits kennen und den Input der Ausbildung mitbringen“, so Seehafer. „Sie stehen schon mit einemBein im Leben und sehen das Studiummit ganz anderen Augen.“  ml „Ausbildungsplätze sichern“ Das Bundes- programm richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, die von der Corona-Krise stark betroffen sind. Die Ausbildungsprämie beispielsweise können Arbeitgeber beantra- gen, die gleich viele Ausbildungsverträge für das Ausbildungsjahr 2020 abschließen wie im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Ausbildungsprämie plus Die Prämie – Höhe 3.000 Euro – bietet eine Alternative für zusätz- liche Ausbildungsverträge. Einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung können zudem kleine und mittlere Unternehmen erhalten, die Kurzarbeit bei ihren Auszubildenden vermei- den. Übernimmt ein Betrieb Auszubildende aus einem insolventen Unternehmen, kann eine Übernahmeprämie gezahlt werden. Mit Hilfen durch die Ausbildung Unternehmen können in der Corona-Krise staatliche Unterstützungen beantragen Daniel Seehafer Geschäftsführer Event Lobby GmbH Natürlich wollen wir unsere Auszu- bildenden nicht in Kurzarbeit schicken, sondern weiterhin aktiv ausbilden. Weitere Informationen arbeitsagentur.de, Suchanfrage: „Ausbil- dungsplätze sichern“ Stillstand bei den Veranstaltungen, aber nicht bei der Ausbildung: Staatliche Hilfen unterstützen Event Lobby dabei, die Azubis weiter zu beschäftigen ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/ JDAWNINK; FOTO: EVENT LOBBY GMBH 37 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2021 FACHKRÄFTE | Ausbildung

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