Berliner Wirtschaft 1/2020

Es gab sie schon vor langer Zeit, die ganz Großen der Branche. Die Gebäude der H. Klammt AG prägen bis heute das Stadtbild von Björn Berghausen (BBWA) Berliner Baugigant E ines der führenden Berliner Bauunterneh- men ist ein „Zugezogener“: 1925 eröffnete die Baufirma H. Klammt GmbH als Toch- ter des gleichnamigen Königsberger Unter- nehmens. Um demKonkurrenzdruck der altein- gesessenen Tiefbauunternehmen auszuweichen, verlegte sich Klammt auf den boomenden Woh- nungsbau. 1902 hatte der Sohn Hugo von Grün- der Hermann Klammt die Leitung übernommen. Zwischen 1925 und 1929 wurden von der Firma Klammt mehr als 135.000 Wohnungen gebaut. Zwanzig Jahre wirtschaftete Hugo Klammt in der Hauptstadt und in Königsberg und über- nahm Kriegsaufträge von Brücken in Rumänien bis zum „Nordwall“ in Norwegen. Der Neuan- fang 1946 zusammen mit Mitgesellschafter Hugo Thienhaus (189–1987) auf dem Bauhof in Stahns- dorf – mit 100 statt 4.000 Mitarbeitern wie zuvor – gestaltete sich schwierig, weil die Belegschaft auf dem Kriegsschauplatz in Europa verteilt und alles schwere Gerät verloren war. Klammt war in der „Vereinigung Berliner Baubetriebe“, die vom Berliner Senat gebildet wurde, um die Kapazitä- ten zum Wiederaufbau des Trümmerbergs Ber- lins zu koordinieren. Zu den ersten Aufträgen der frühen 1950er-Jahre gehörten die Hebung der Späthbrücke, die Wie- derherstellung der Pressetribüne im Olympia- stadion sowie das Clubhaus Wannsee. Hinzu kamen u. a. der Wiederaufbau der TU, Neubau- ten amMessegelände und die Spreebegradigung. 1953, im Jahr des 75. Jubiläums, hatte Klammt mit Berlin und Herford zwei Standorte und enga- gierte sich bei Wohnungsbauprojekten, etwa der Ernst-Reuter-Siedlung im Wedding. 1956, zwei Jahre nach Klammts Tod, wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft mit mehre- ren Gesellschaftern umgewandelt. Das Leistungs- spektrumumfassteweiterhin namhafte Baubetei- ligungen: In den 1970er-Jahren war Klammt u.a. bei der Bauausführung der Nachrichtenanlage auf dem Teufelsberg und am Bau des ICC dabei. Der Konzentrationsprozess im Baugewerbe traf auch Klammt. Die Firma war bis 1999 tätig, etwa beimBau des Liebermann-Hauses, und half 1990 beim legendären Konzert „The Wall“ von Roger Waters am Potsdamer Platz, riesige Figu- ren mithilfe von Drehkränen zu bewegen. In der Krise der Baubranche um die Jahrtausendwende verschwand der Name Klammt vollständig. ■ Hugo Klammt (1876–1954), Sohn des Klammt- Gründers, war als Bauherr besonders in der Nachkriegs- zeit aktiv Für Interessierte Die Bestände des Berlin- Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Informationen: bb-wa.de FOTOS: BBWA, ULLSTEIN BILD - HENRIK GAARD Das ICC in der Bauphase 1977 – das Unternehmen Klammt war am Bau beteiligt 39 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2020 BRANCHEN | Historie

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