Berliner Wirtschaft 1/2020

D er große Tag steht fest. Alle 100 Beschäf- tigten sind mit ihren Partnern zur Feier eingeladen. Auch einstige Betriebsange- hörige werden kommen. „Dafür mieten wir ein Lokal“, erzählt Robert Fritze, der gemein- sam mit seinem Vater Rainer die Geschäfte der Clemens Fritze Industrieverpackungen GmbH & Co. KG in Neukölln führt und das 100-jährige Firmenjubiläum im kommenden Juni organi- siert. „Wir machen uns einfach mal einen schö- nen Abend“, sagt er schmunzelnd. Der Mittelständler steht stellvertretend für so viele Berliner Familienbetriebe, die mit der Metropole gewachsen sind, sich den wandelnden Gegebenheiten angepasst und in ihrem Bereich beachtliche Akzente gesetzt haben. Der Betrieb zeigt dabei anschaulich, wie sich große Projekte erfolgreich umsetzen lassen – bis hin zu Themen wie Energieeffizienz undUnternehmensübergabe. Immer kleinere Kisten waren gefragt Angefangen hat alles mit demNamensgeber: Cle- mens Fritze gründete die Firma Kisten Fritze 1920 zusammen mit seiner Frau Berta. Während der ersten zehn Unternehmensjahre produzierte er in den Stallungen eines ehemaligen Straßen- bahndepots – „dort, wo ganz früher die Pferde als Zugtiere der Waggons untergebracht gewesen waren“, erzählt Rainer Fritze von seinemOpa. Im Jahr 1933 zog Kisten Fritze dann in die Teupitzer Straße nach Neukölln, wo das Stammwerk bis heute seinen Sitz hat. In den Anfangsjahren hatte es 300 Kistenfa- briken in Berlin gegeben. Denn alles – von der Butter bis zumGrammophon – ging in Holzkisten an die Geschäftsleute. Damals gab es noch keine Kartonage. Mit der Zeit aber veränderte sich die Fertigung, wie Senior Rainer Fritze erzählt: Die Varianten der Verpackungen nahmen erheblich zu. Und die technischen Produkte schrumpften, weshalb immer kleinere Kisten gefragt waren. Sein Beispiel: „Ein einstmals großer Schalt- schrank hat heute die Maße eines kleinen Kühl- schranks und passt mühelos in einen Karton.“ Dafür ist aber das Produzieren von Kisten für wertvolle Kunstwerke hinzugekommen –wobei die Stückzahlen überschaubar sind. Rainer Fritze trieb die Expansion voran Als vorteilige Entwicklung erwies sich ein Trend, der in den 1950er-Jahren begann: Seit damals sind die Firmen zusehends dazu übergegangen, die gefertigte Ware von Dienstleistern verpacken zu lassen. Das half dem mittlerweile in Clemens Fritze Industrieverpackungen umfirmierten Unternehmen. „Wir habenmit knapp 40.000 Qua- dratmetern relativ viel Platz dafür in der Teupitzer Straße“, sagt der 63-jährige Diplom-Kaufmann. Im Jahr 2000 sei dann noch die Logistik hinzu- gekommen: Das Unternehmen konzentriert sich dabei auf eine Nische, lagert beispielsweise pro- duzierte Teile von Lieferanten auf Abruf für Sie- mens und Continental. Rainer Fritze trieb in der dritten Genera- tion die innerstädtische Expansion voran. Der Diplom-Kaufmann erweiterte das Grundstück des Stammwerkes, eröffnete einen weiteren Betriebsteil auf dem Gelände des Dynamo- Rainer Fritze (großes Bild r.) und sein Sohn Robert führen das Unternehmen, das Clemens Fritze mit seiner Frau Berta 1920 gegründet hatte. Anfang der 1930er-Jahre zog – damals „Kisten Fritze“ – in die Teupitzer Straße in Neukölln. Bis heute ist hier der Stamm- sitz des Familien­ betriebs 100 Jahre Unternehmens- geschichte feiert Clemens Fritze im Juni diesen Jahres. » FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN, CLEMENS FRITZE (2) 37 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2020 BRANCHEN | Unternehmensporträt

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