Berliner Wirtschaft 1/2020
mechanische Bewegung transformieren, effizient beispielsweise an eine übergeordnete Cloud der Stadt Berlin anbinden. Alles ist dann miteinander vernetzt: Verkehr, Infrastruktur, Energieversorgung und Verwal- tung. Wichtige Informationen sind in Echtzeit abrufbar. „Mit dem Internet der Dinge entsteht insgesamt die Möglichkeit, weitaus mehr Daten- punkte digital zu erfassen“, erklärt Matthias Patz. „Allerdings übersteigt die Analyse oder Nutzbar- machung dieser Vielzahl an Daten die Leistungs- fähigkeit von Menschen“, fügt der Geschäftsbe- reichsleiter Innovation & New Ventures bei der DB Systel GmbH hinzu. „Aus diesemGrund ist es notwendig, dass uns Methoden der künstlichen Intelligenz und Data-Analyse dabei helfen, Muster und Wissen sowie entscheidungsunterstützende Informationen aus diesen Daten zu extrahieren.“ Eine intelligente, vernetzte und nachhaltig wach- sende Stadt wie Berlin wird nach Überzeugung des Digitalexperten ohne diese Fähigkeiten nicht mehr auskommen. Eine leistungsfähige Infrastruktur ist eines der wichtigsten Puzzlestücke für den digitalen Standort Berlin. „Die IHK Berlin sieht die Politik imLead, die strategischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Berlin die Chancen der Digitali- sierung ergreift und Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg begleitet“, erklärt Heike Schöning, zuständig für Innovationspolitik bei der IHK Ber- lin. Zwar hat das Land unter Federführung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe einen partizipativen Prozess zur Erar- beitung einer Digitalisierungsstrategie gestartet, der Schritt kommt jedoch im Vergleich zu ande- ren nationalen und internationalen Regionen spät. „Aus Sicht der IHK hängen der zielführende Inhalt der Strategie sowie ihre Umsetzung entscheidend davon ab, dass das Land Governance-Strukturen entwickelt, die auf ein gemeinsames Ziel ausge- richtet sind, klare Verantwortlichkeiten benennen und auf einzelne Ressorts beschränktem Vorge- hen keinen Raum lassen“, betont Heike Schöning. „Die beste Lösung ist, die Gesellschaft als Ganzes mitzunehmen und die in Berlin erprobten smar- ten Technologien selbstbewusst in die Stadtent- wicklung zu integrieren.“ MOBILITÄT Was smarte Technologien in Zukunft leisten kön- nen, zeigt sich beim Thema Mobilität. Zwischen Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor wurde auf der Straße des 17. Juni im zweiten Halbjahr 2019 eine Teststrecke für die Zukunftstechnolo- gien des automatisierten und vernetzten Fahrens eingerichtet. Über 100 Sensoren erfassen Wet- terverhältnisse, Verkehrsaufkommen, Parksitu- ation, Umweltbelastung oder Straßenbeschaf- fenheit. Das Szenario für die Zukunft: Vernetzte Fahrzeuge melden den Zustand des Straßenbe- lags, scannen freie Parkplätze oder messen Bewe- gungsströme. Dies dient dann der Verbesserung von Verkehrslenkung in Echtzeit genauso wie der Sicherheit von Verkehrsteilnehmern sowie der datengetriebenen Lenkung von Investitio- nen in die multimodale Mobilität. Beim Blick in die Zukunft Berlins ist der Megatrend nachhaltige Mobilität neben der digitalen Transformation zentral. Eine der drän- gendsten Fragen lautet: Wie lässt sich Mobili- tät für Menschen und Waren in der Hauptstadt bei wachsender Verkehrsnachfrage und mit den Erfordernissen einer nachhaltigen Emissionssen- kung überhaupt erhalten? Anne Klein-Hitpaß, Projektleiterin Städtische Mobilität der Denkfa- brik Agora Verkehrswende, kann sich folgendes Szenario vorstellen: „Im Jahr 2030 zeigen sich die Erfolge einer nachhaltigen, menschengerechten Verkehrspolitik, die Anfang der 2020er immer mutiger umgesetzt wurde.“ Der Umgang mit dem öffentlichen Raumhabe sich grundlegend gewan- delt, ergänzt die Expertin. „Dem privaten Pkw wurde mehr und mehr Platz entzogen, gleichzei- tig wurde der Umweltverbund, bestehend aus FOTOS: CHRSTIAN KIELMANN » Anne Klein-Hitpaß Projektleiterin Agora Verkehrswende Der Ausbau des ÖPNV spielt für die Projektleiterin Städtische Mobilität bei der Denkfabrik eine zentrale Rolle. Gerade für Pendler müsse der Umstieg attraktiver werden – durch dichtere Netze, engere Takte und mehr Verknüpfung von Angeboten. Dr. Olga Willner Professorin HTW Berlin Die Wirtschaftsin- formatikerin forscht an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin am Schwerpunkt Intelligente Systeme. Neue Funkstan- dards, Glasfaser und 5G-Campusnetze sind die Grundlage etwa für das daten- intensive Internet der Dinge. SCHWERPUNKT | Visionen für Berlin 22 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2020
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