Berliner Wirtschaft 1/2020

Nicht nur Jan Eder stellte seine Fragen. Auch Unternehmer und weitere Akteure der Stadtgesellschaft nutzten die Möglichkeit, Antworten vom Berliner Kultursenator zu bekommen IHK-Mitglieder fragen ... Diese Umfrage hat quasi nur nebenbei Erkenntnisse zur Nutzung der Kulturstätten gebracht. Wir planen eine neue Umfrage, die wir finanzieren und die in Richtung ,Teil- habeforschung‘ gehen wird. So erfahren wir besser, wer wann und warum in welche Kulturstätten geht.“ Ich sehe da die Kooperationsnotwendigkeit als zwingend an. Da wird zu sehr auf den eigenen Tellerrand geschaut. Die Frage ist, wie man das so hinbekommt, dass Branden- burg sich nicht überfahren fühlt.“ Prof. Günter Stock, Vorstandsvor- sitzender der Einstein Stiftung: „Zum Thema Flächen: Geht das auf Dauer ohne Brandenburg?“ Robert Rückel, Direktor des Deut- schen Spionage Museums GmbH: „Warum soll die erfolgreiche Bevöl- kerungsumfrage zur Akzeptanz des Tourismus von VisitBerlin nicht mehr durchgeführt werden?“ lichen. „Damit auch die in die Kulturorte gehen, die es sich sonst vielleicht nicht leisten könnten“, sagte Lederer. Die repräsentative Bevölkerungs- umfrage zur Akzeptanz des Tourismus, für die die Info GmbH im Auftrag von VisitBerlin im Som- mer 2019 rund 3.000 Hauptstädter befragt hat, hat folgende Ergebnisse gezeigt: Insgesamt 72 Prozent der Berliner sind stolz, dass Menschen aus aller Welt ihre Stadt besuchen. Und 84 Prozent der Ber- liner nutzen selbst die Kulturangebote der Stadt. Besondere Herausforderungen seines Amtes seien, so Lederer, die Freiheit des künstlerischen Arbeitens zu verteidigen und über die ökonomi- schen Zwänge für Künstler nachzudenken. Der teure Boden, die hohenMieten seien für viele Kul- turschaffende kaumnoch bezahlbar. Anhand der Beispiele „Alte Münze“ und „Rockhaus“ erläu- terte der Kultursenator seine Überlegungen. Seiner Überzeugung nach müssten ausreichend viele Orte für künstlerisches Schaffen „gesichert“ werden, und ja, vielleicht hätte man auch schon eher damit anfangen sollen. Geht es um Flächen und Wohnraum, ist man bei einem Themenfeld, das alle betrifft. Unmittelbar vor demTerminmit Lederer hatte der Parteitag der Linken stattge- funden, und das war auch im Stilwerk Thema. Gleich mehrere Fragesteller bezogen sich in der von IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder mode- rierten Runde darauf. Die Berliner Linke hatte vom Verband Ber- lin-Brandenburgischer Wohnungsunterneh- men (BBU) verlangt, in Zukunft keine öffentli- che Kritik mehr am geplanten Mietendeckel zu üben. Lederer versuchte, die Wogen im Nachhi- nein ein wenig zu glätten: „Kritik ist legitim, Ein- mischung in innere Angelegenheiten hingegen problematisch. Der Grat ist schmal“, so der Sena- tor. Jan Eder betonte noch einmal, dass die Woh- nungs- und Immobilienbranche Sturm gegen die Pläne läuft und befürchtet, dass dadurch Investi- tionen in Neubau und Modernisierung abgewürgt werden. Auch halten Unternehmer und IHK den Mietendeckel für verfassungswidrig. Hier wider- sprach Lederer: „Er scheitert nicht!“ ZumAbschluss fragte Eder: „Was können wir tun, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken?“ Lederer: „Man darf den Gesprächs- faden nicht abreißen lassen. Über Klimawandel und Ökologische Wende kann und muss man miteinander diskutieren, um eine demokrati- sche Lösung zu finden. Aber Vorsicht bei Rassis- mus, Faschismus, Antisemitismus – hier hat sich gezeigt, dass Reden nicht gut klappt.“ ■ FOTOS: AMIN AKHTAR AGENDA | Wirtschaftspolitisches Frühstück 12 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 01 | 2020

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